Leitartikel zur Klinik-IT

Stagnation statt Innovation

Die Möglichkeiten besserer Prozesse durch Gesundheits-IT werden im deutschen Gesundheitswesen noch nicht annähernd ausgeschöpft. Ein Problem sind fehlende Anreize.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Alle wichtigen Patientendaten auf einen Blick, das ist die Idee der Vernetzung in Kliniken.

Alle wichtigen Patientendaten auf einen Blick, das ist die Idee der Vernetzung in Kliniken.

© Siemens

Kaum jemand zweifelt daran, dass die medizinische Versorgung massiv profitiert, wenn es gelingt, eine durchgängige digitale Kommunikationswelt zu etablieren. Das gilt nicht nur für die Kommunikation zwischen medizinischen Einrichtungen.

Es gilt auch für die internen Kommunikationsprozesse innerhalb einer Einrichtung, etwa einer Klinik.

Die Zeiten, in denen Deutschland bei der Digitalisierung der internen klinischen Dokumentation als führend galt, sind leider vorbei. Während zumindest einige andere Länder deutliche Fortschritte auf dem Weg hin zu vollständig papierlosen Krankenhäusern machen, tat sich in Deutschland in den letzten Jahren relativ wenig.

Festmachen lässt sich das an unterschiedlichen Kennzahlsystemen, etwa am HIMSS EMRAM-Modell für die Durchdringung mit elektronischen Patientenakten.

So stieg in den USA der Anteil der weitgehend papierlosen Krankenhäuser gemäß HIMSS EMRAM-Modell innerhalb von vier Jahren von unter einem auf über zehn Prozent. Deutschland ist davon meilenweit entfernt, und es ist im Moment keine große Dynamik erkennbar ...

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Kommentare
Dr. Günter Braun 28.05.201311:07 Uhr

Innovation statt Stagnation – so sollte es sein!

Die Beteiligungsquoten am EHR Incentive Program der US-Regierung sind laut aktuellen Zahlen des US-Gesundheitsministeriums bis Ende April 2013 nochmals steil angestiegen. An 55% der Ärzte und 80% der Krankenhäuser wurden bisher Incentives für "meaningful use" von zertifizierten EHR-Systemen ausbezahlt. Leider hat das BMG schon 2006 einen Anreiz für die Nutzung einer eHealth-Infrastruktur mit elektronischen Akten durch Leistungserbringer abgelehnt. Das Thema der eHealth-Nutzung bleibt damit hierzulande ungelöst und spannend. In den letzten sieben Jahren mit langen Phasen des Stillstands haben uns bei diesem Thema viele andere Länder überholt.

Auch bei der 2004 als Instrument zur Innovation im Gesundheitswesen eingeführten Integrierten Versorgung nach §140a SGB V geht es nicht mehr so recht voran. Mangels geeigneter Anreize für Krankenkassen können damit auch innovative Versorgungsmethoden mit nachgewiesenem medizinischem und wirtschaftlichem Nutzen, wie z.B. Telemonitoring bei schweren chronischen Erkrankungen, kaum noch durchgeführt werden, während sich bei Gesundheitsfonds und Krankenkassen dank guter Konjunktur schon Überschüsse von fast 30 Mrd. Euro angesammelt haben.

Höchste Zeit, dass sich jetzt der Deutsche Bundestag, der die Regeln für das deutsche Gesundheitssystem beschließt, der Sache annimmt. Wenn wir schon in guten konjunkturellen Phasen Stagnation erleben, wie soll es dann erst mit den neuen Herausforderungen wie einer immer älter werdenden Bevölkerung, immer mehr chronisch Kranken und einem vor allem in ländlichen Regionen zunehmenen Personalmangel in Heilberufen weitergehen? Wir müssen jetzt die richtigen Anreize schaffen, die eine Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung ermöglichen und sie nicht behindern. Stillstand in einer sich ändernden Welt bedeutet Rückschritt.

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