Junge Ärzte
Uni Frankfurt bietet mehr Praxis im Studium
Frühzeitiger Patientenkontakt, regelmäßige Praxisphasen: Diese Wünsche vieler Medizinstudenten erfüllt die "Landpartie 2.0". Zum Start des Lehrangebots der Frankfurter Allgemeinmedizin sind drei Landkreise beteiligt.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Das neue Lehrangebot des Instituts für Allgemeinmedizin der Uni Frankfurt will gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Durch einen hohen Praxisbezug von Studienbeginn an soll das Interesse an der Allgemeinmedizin geweckt, gleichzeitig ein Einblick in die Arbeit in ländlichen Regionen ermöglicht werden. Dafür kooperiert das Institut mit drei hessischen Landkreisen. "Die Zusammenarbeit ist in dieser Form bundesweit einmalig", betonte Institutsdirektor Professor Ferdinand Gerlach am Freitag bei der Auftaktveranstaltung des Projekts.
Ziel ist Ausbau auf 45 Studierende
In den Landkreisen Fulda, Bergstraße sowie dem Hochtaunuskreis werden die aktuell 14 Teilnehmer Hausärzten als Ansprechpartner zugeordnet. Über fünf Semester im klinischen Studienabschnitt hinweg absolvieren sie regelmäßige Praxisphasen in deren Praxen in einer 1:1-Betreuung und erleben dadurch bereits früh in ihrem Studium praxisnah den Umgang mit Patienten. Die Tage in der Hausarztpraxis werden durch Vor- und Nachbereitungsseminare begleitet, hinzu kommen Tagesausflüge zu innovativen Versorgungseinrichtungen. Jährlich werden darüber hinaus Kosten für Kongressbesuche in Höhe von bis zu 200 Euro übernommen.
Entwickelt wurde das Konzept von Linda Barthen, Dr. Nadja Becker und Gisela Ravens-Taeuber vom Institut für Allgemeinmedizin. "Wir haben dabei die Wünsche der Studierenden berücksichtigt", erklärt Barthen. "So basieren etwa die Kernpunkte des Lehrangebots auf Umfrageergebnissen unter Studierenden." Vergangenes Jahr hatten dazu rund 600 Studenten an einer Online-Befragung teilgenommen. Wichtig für das dreiköpfige Team ist, dass die "Landpartie 2.0" für die Studierenden kein "On-Top-Angebot" zum ohnehin vollgepackten Studium ist, sondern dass die curricularen Pflichtveranstaltungen sowie das klinische Wahlfach durch die Module automatisch abgedeckt werden. Ziel ist es laut Gerlach, das Angebot des dreijährigen Programms auf insgesamt 45 Studierende in drei Kohorten auszubauen.
Basis für die Kooperation mit den Kreisen bildet die "Landpartie Fulda", an der bereits über 100 Studierende teilgenommen haben. Seit 2012 kooperiert die Frankfurter Allgemeinmedizin dazu mit dem Landkreis (die "Ärzte Zeitung" berichtete). "Wir brauchen Sie", fasste der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Fulda, Frederik Schmitt, das politische Engagement an die Teilnehmer gerichtet prägnant zusammen. Gemeinsam mit Vertretern der anderen Kreise hat er am Freitag die Regionen vorgestellt.
Ehrliches Bild des Landarztlebens
"Uns geht es aber nicht darum, die Landarztmedizin möglichst blumig zu verkaufen", betonte Barthen. Ein Punkt, den auch Dr. Andreas Tauber unterstreicht. Der Hausarzt aus Wehrheim (Hochtaunuskreis) stellte seinen Alltag in der ländlich geprägten Region vor. "Die Entscheidung dafür muss aus Überzeugung passieren." Er selber, berichtete Tauber, schätze an seiner Arbeit das breite Spektrum.
Genau dieses will er den Studierenden in seiner Praxis näherbringen. Die 14 Teilnehmer eint das Interesse an der Allgemeinmedizin, auch wenn ihre Vorstellungen noch ganz unterschiedlich sind. "Ich träume schon lange von meiner Praxis auf dem Land", erklärte Teilnehmerin Anna-Lena Heimer, die selber aus dem Odenwald kommt, am Freitag. "Für mich bedeutet das Leben auf dem Land Lebensqualität." Wie einige andere Teilnehmer hat sie bereits eine Famulatur in einer Hausarztpraxis absolviert. Student Jamin Spilok hingegen lebt in Frankfurt. Er möchte nun erleben, "wie die Versorgung auf dem Land funktioniert und wo mögliche Unterschiede liegen".
Mehr Informationen zur "Landpartie 2.0":
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