73. Weltgesundheitsversammlung gestartet
WHO soll Lehren aus der Pandemie ziehen
Zur Eröffnung der 73. Weltgesundheitsversammlung appelliert WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus an die Mitgliedstaaten, künftig gemeinsam und agiler gegen potenzielle Pandemien vorzugehen.
Veröffentlicht:Genf/Berlin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll nach dem Willen von Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus agiler werden und schneller auf Pandemien reagieren können. Das sagte Tedros am Montag zu Beginn der 73. Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly/WHA), dem höchsten Entscheidungsgremium der WHO, in Genf. Aufgrund der COVID-19-Pandemie findet die WHA dieses Jahr erstmals virtuell und mit einem verkürzten Programm statt.
Die Weltgemeinschaft sei im Kampf gegen Corona nur so stark wie das schwächste Gesundheitssystem der Welt, hob Tedros weiter hervor. „COVID-19 soll und darf sich nicht wiederholen!“, lautete sein Appell an die Mitgliedstaaten, gemeinsam zu handeln. Dabei sei es auch wichtig, dass die Mitgliedstaaten ihre Finanzzusagen einhielten, merkte Tedros an, ohne explizit auf die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump einzugehen, der der WHO zunächst sämtliche US-Mittel streichen wollte, da die Weltgesundheitsorganisation aus seiner Sicht die Pandemie falsch manage und somit zu zahlreichen Corona-Toten in den Vereinigten Staaten geführt habe.
„Wir müssen lernen, aus der Pandemie zu lernen“
„Wir müssen lernen, aus der Pandemie zu lernen“, fuhr Tedros weiter fort. Das einende Ziel müsse nun sein, eine, sicherere, gesündere und fairere Welt zu gestalten.
Um dies zu erreichen appelliert er auch an die Mitgliedstaaten, sich weiterhin der Erreichung seiner drei Milliardenziele zu verpflichten. Vor zwei Jahren stellte Tedros bei der 71. WHA in Genf einen entsprechenden Aktionsplan vor. Danach sollen eine Milliarde Menschen bis zum Jahr 2023 vor Gesundheitskatastrophen geschützt werden. Weitere strategische Ziele sind das Erreichen einer Universal Health Coverage (UHC) – darunter wird der Zugang für alle Menschen in einem Land zu qualitätsgesicherten Dienstleistungen im Gesundheitswesen mittels einer universellen Gesundheitsabsicherung verstanden – sowie die Förderung gesünderer Bevölkerungen. Auch hier sollen sich eine Milliarde Menschen einer besseren Gesundheit und eines besseren Wohlbefindens erfreuen.
Spahn: Deutsch-französische Initiative für WHO-Reform
Deutschland und Frankreich planen derweil nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Initiative für eine Reform der WHO. „Die WHO muss unabhängiger werden vom Einfluss einzelner Staaten“, sagte Spahn am Montag anlässlich der Jahrestagung der Organisation in Genf. Sie müsse zudem in ihrer koordinierenden Funktion stärker werden und benötige auch deutlich schnellere Informationen, wenn neuartige Infektionen auftreten. „Das ist kein Selbstzweck, sondern im Interesse der gesamten Staatengemeinschaft.“
Deutschland wolle mit Frankreich ein Reformkonzept vorgelegen und während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 weiter entwickeln, sagte Spahn. Er betonte mit Blick auf die Corona-Pandemie: „Das Virus kennt keine Grenzen, also darf auch der Kampf gegen das Virus keine Grenzen kennen.“ Es brauche dafür anerkannte und gut funktionierende internationale Organisationen. „Hier leistet die WHO einen entscheidenden Beitrag, aber es geht in der Zukunft noch besser.“
Das Bundesgesundheitsministerium hat der WHO nach eigenen Angaben nun weitere 66 Millionen Euro bereitgestellt. Davon sollen 25 Millionen Euro dem Kampf gegen die Corona-Pandemie dienen und 41 Millionen Euro der Arbeit in Bezug auf weltweite Gesundheitskrisen. (mit dpa-Material)