Studien-Review

Wie Yoga Krebskranken hilft

Sowohl während der Therapie als auch nach deren Beendigung profitieren Krebspatienten von einer regelmäßigen Yogapraxis. In einem Review randomisierter, kontrollierter Studien zeigt sich ein klarer Nutzen in verschiedenen Bereichen der Lebensqualität und eine Verbesserung von Fatigue und Stressverarbeitung.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Sowohl während der Therapie als auch nach deren Beendigung profitieren Krebspatienten von einer regelmäßigen Yogapraxis.

Sowohl während der Therapie als auch nach deren Beendigung profitieren Krebspatienten von einer regelmäßigen Yogapraxis.

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WINSTON-SALEM. Mithilfe von Yoga können krankheits- und therapiebedingte Symptome bei Krebspatienten verringert werden. Immer mehr Krebszentren informieren über die damit verbundenen Vorteile wie Entspannung und einen besseren Umgang mit der Krankheit.

Auch die Zahl der Studien zu diesem Thema hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Dr. Suzanne Danhauer von der Wake Forest School of Medicine in Winston-Salem und Kollegen haben sich daher einen Überblick über die aktuelle Datenlage verschafft und diese in einem Review zusammengefasst (Cancer 2019; online 1. April).

Insgesamt werteten die Wissenschaftler 29 randomisierte kontrollierte Studien zum Einfluss von Yoga auf das Befinden erwachsener Krebspatienten aus.

Positiver Effekt auf Lebensqualität

In 13 Studien nahmen die Patienten noch während der Behandlung an Yogakursen teil, in zwölf Studien im Anschluss an die Therapiephase, und in vier Studien wurde Yoga entweder während der Behandlungsphase oder danach ausgeübt.

Als Vergleichsgruppen dienten Patienten, die andere Sportarten betrieben, oder solche, die auf einer Warteliste für einen Yogakurs standen beziehungsweise nur die Standardtherapie erhielten. Untersucht wurden die unterschiedlichsten Yogaarten, und auch die Trainingszeiten waren sehr heterogen. Der größte Teil der Studienteilnehmer waren Brustkrebspatientinnen.

In fünf von sechs Studien zeigten sich positive Effekte einer Yogapraxis während der Krebstherapie auf die allgemeine Lebensqualität. Dies betraf vor allem die Bereiche des körperlichen, emotionalen, sozialen und kognitiven Wohlbefindens.

Die Fatigue nahm bei den Krebspatienten in fünf von acht Untersuchungen signifikant ab. In einigen Studien ergaben sich zudem Verbesserungen beim Stressempfinden sowie bei verschiedenen Biomarkern wie proinflammatorischen Zytokinen und Cortisol.

Weniger Biomarker für Stress

Auch im Anschluss an die Behandlungsphase belegt die Mehrzahl der Studien eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität in den Yogagruppen gegenüber den Kontrollen. In sieben von zehn Studien konnte die Fatigue reduziert werden. Vier von sechs Untersuchungen ergaben einen besseren Schlaf.

Zusätzlich verbesserten sich durch das Yoga Kognition, Lymphödeme, Vitalität. Auch nahm die Konzentration verschiedener Biomarker für Stress und Entzündungsgeschehen ab. In den Studien mit Patienten sowohl während als auch nach der Krebstherapie ergab sich für die Yogagruppen kein Vorteil bezüglich einer Fatigue, dafür aber hinsichtlich Lebensqualität, Schlaf und Depression.

Allerdings seien Studien mit kombinierten Gruppen wegen der heterogenen Zusammensetzung der Teilnehmer weniger aussagekräftig, wie die Studienautoren um Danhauer bemerken.

Empfehlung an Krebspatienten

In keiner der untersuchten Studien ereigneten sich schwere unerwünschte Ereignisse, die durch Yoga bedingt waren. Angesichts der sicheren Anwendung in Verbindung mit den klar erkennbaren Vorteilen und den relativ geringen Kosten erscheine es sinnvoll, Krebspatienten zu ermuntern, an entsprechenden Programmen teilzunehmen, so das Resümee der Wissenschaftler.

Da verschiedenste Aspekte im Krankheitsverlauf, während der Therapie und auch nach deren Beendigung positiv durch eine regelmäßige Yogapraxis beeinflusst werden können, sollte Yoga in das Behandlungskonzept von Krebspatienten aufgenommen werden.

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Kommentare
Gabriele Kammler 22.05.201909:36 Uhr

Erhöhung der Selbstwirksamtkeit

Aus vielen tausend Yogastunden mit Menschen mit einer Krebserfahrung kann ich bestätigen, dass Patienten ihren Genesungsprozess aktiv mit Yoga unterstützen können und sehr dankbar dafür sind. Neben den körperlichen Benefits wie Erhöhung von Flexibilität und Kraft nach langen Liegephasen und Senkung von Entzündungsparametern geht es vor allem darum, auch die Seele mitzunehmen und Ängste zu lindern. Patienten lernen im Yoga, mit Atemtechniken (Pranayama) ihr vegetatives Nervensystem positiv zu beeinflussen und - je nach Befinden - selbst dafür zu sorgen, dass ihr Stressempfinden reduziert wird oder sie sich in depressiven Phasen wieder mehr Kraft zu geben. Die körperliche Praxis im Yoga unterstützt diesen Prozess. Der achtsame Umgang mit sich selbst, Selbsterforschung und eine verbesserte Selbstfürsorge führen dazu, dass die Patienten die Zeit ihrer Erkrankung besser bewältigen, zuversichtlicher sind und auch notwendige Therapien besser durchstehen.
Yogalehrer, die Krebspatienten unterrichten, sollten jedoch über onkologisches Fachwissen verfügen, damit sie wissen, wie mit Lymphödemen, Fatigue-Syndrom, Osteoporose, etc. in Yogastunden umzugehen ist und spezielle Sequenzen dafür konzipiert werden.
Aufgrund der Studienlage wurden Yoga und Meditation in 2018 in die internationalen Leitlinien für die begleitende Therapie von Brustkrebserkrankungen aufgenommen (Clinical Practice Guidelines on the Evidence-Based Use of Integrative Therapies During and After Breast Cancer Treatment)

Gaby Kammler
Yogalehrerin (American Yoga Alliance)
Ausbilderin für Yoga und Krebs, Köln

Dr. Thomas Georg Schätzler 06.05.201909:42 Uhr

Yoga-Review ohne harte Endpunkte!

Grundsätzliche Kritik an diesem Review:

1. Yoga ist durchaus vergleichbar mit einer großen Zahl anerkannter Entspannungs-, Trainings- und Wohlfühl-Techniken, die der verbesserten bio-psycho-sozialen Krankheitsbewältigung ("coping") und Gesundungsfähigkeit dienen.

2. Alle diese Techniken können nicht randomisiert im Doppeblindversuch evaluiert werden.

3. Verbesserung der Lebensqualität bedeutet nicht automatisch Verbesserung von Morbidität, Co-Morbidität und Mortalität.

4. Von daher bleibt ein Review, der wisssenschafts- und erkenntnistheoretisch nicht einmal das Niveau einer Metaanalyse erreicht, fragwürdig.

Erstaunlich bleibt, dass im zusammenfassende Abstract der Publikation
"Yoga for symptom management in oncology: A review of the evidence base and future directions for research"
von Suzanne C. Danhauer et al.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/cncr.31979
ausgerechnet bei Krebskranken Morbidität, Co-Morbidität und Mortalität keine Erwähnung finden.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

["Abstract - Because yoga is increasingly recognized as a complementary approach to cancer symptom management, patients/survivors and providers need to understand its potential benefits and limitations both during and after treatment. The authors reviewed randomized controlled trials (RCTs) of yoga conducted at these points in the cancer continuum (N = 29; n = 13 during treatment, n = 12 post-treatment, and n = 4 with mixed samples). Findings both during and after treatment demonstrated the efficacy of yoga to improve overall quality of life (QOL), with improvement in subdomains of QOL varying across studies. Fatigue was the most commonly measured outcome, and most RCTs conducted during or after cancer treatment reported improvements in fatigue. Results also suggested that yoga can improve stress/distress during treatment and post-treatment disturbances in sleep and cognition. Several RCTs provided evidence that yoga may improve biomarkers of stress, inflammation, and immune function. Outcomes with limited or mixed findings (eg, anxiety, depression, pain, cancer-specific symptoms, such as lymphedema) and positive psychological outcomes (such as benefit-finding and life satisfaction) warrant further study. Important future directions for yoga research in oncology include: enrolling participants with cancer types other than breast, standardizing self-report assessments, increasing the use of active control groups and objective measures, and addressing the heterogeneity of yoga interventions, which vary in type, key components (movement, meditation, breathing), dose, and delivery mode."]

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