Gesund im Alter
Ein langes Leben dank fitter Eltern
Jeder träumt davon, gesund alt zu werden. Die besten Chancen dafür haben offenbar jene Menschen, deren Eltern mindestens 90 wurden, ohne krank zu sein.
Veröffentlicht:Frage: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem gesunden Altern von Frauen und dem erreichten Alter ihrer Eltern?
Antwort: Frauen, deren Eltern mindestens 90 Jahre alt wurden, haben die größte Chance, selbst gesund ein hohes Alter zu erreichen.
Bedeutung: Genetische und Umweltfaktoren sowie Lebensstil, weitergegeben zwischen den Generationen, beeinflussen wahrscheinlich das Altern der Nachkommen.
Einschränkung: Die Angaben zum Alter der Eltern zum Todeszeitpunkt konnten in der Studie nicht validiert werden. Zudem fehlten Informationen zur Todesursache der Eltern.
LA JOLLA. Es gibt nur wenige und kaum aussagekräftige Studien, in denen der Zusammenhang zwischen dem hohen, gesund erreichten Alter der Eltern und dem Altern der Nachkommen untersucht wurde.
Dr. Aladdin H. Shadyab von der University of California San Diego School of Medicine in La Jolla in USA und seine Kollegen überprüften ihn deshalb anhand von Daten der prospektiven WHI-Studie (Women’s Health Initiative).
Die an der Altersstudie teilnehmenden Frauen waren spätestens am 28. Februar 1927 zur Welt gekommen. Dadurch konnten sie theoretisch innerhalb des Follow-up, das am 28. Februar 2017 endete, das 90. Lebensjahr erreichen (Age and Ageing 2018; online 15. August).
Jede Fünfte mit 90 noch gesund
Die 22.735 postmenopausalen Teilnehmerinnen, die nach dem erreichten Lebensalter ihrer Eltern befragt wurden, wurden über einen Zeitraum bis zu 22 Jahren nachverfolgt. 19 Prozent der Frauen feierten gesund den 90. Geburtstag, also ohne einen Schlaganfall oder eine Hüftfraktur erlitten zu haben oder an Krebs, Diabetes oder KHK erkrankt zu sein.
27,6 Prozent wurden zwar 90, aber ohne die Definition „gesund“ zu erfüllen. Jede Zweite (53,5 Prozent) starb vorher.
„Dabei geht es nicht nur um die Zahl der Kerzen auf dem Geburtstagskuchen“, wird Shadyab in einer Mitteilung der Medizinischen Fakultät zitiert. „Die Frauen waren vollkommen selbstständig und konnten Aktivitäten des täglichen Lebens wie Baden, Spazierengehen und Treppensteigen ohne Einschränkung bewältigen und ihren Hobbies wie Golfen nachgehen.“
Die Auswertung der Daten und der Befragung ergab, dass bei Frauen, die angaben, dass ihre Mütter gesund mindestens 90 Jahre alt wurden, die Wahrscheinlichkeit, selbst ebenso gesund alt zu werden, um 25 Prozent höher lag, als bei Frauen, deren Eltern nur zwischen 70 und 79 Jahre alt wurden. Zudem war bei ihnen das Risiko, noch vor Erreichen des 90. Geburtstages zu sterben, um 25 Prozent verringert.
In der Berechnung haben Shadyab und seine Kollegen eine ganze Reihe von möglicherweise verzerrenden Faktoren berücksichtigt, etwa die ethnische Zugehörigkeit, Rauchverhalten, Alkoholkonsum, BMI und körperliche Aktivität.
Stärkster Zusammenhang, wenn beide Eltern sehr alt werden
Der Zusammenhang zwischen dem erreichten Lebensalter des Vaters von mindestens 90 Jahren und dem gesunden Altern der WHI-Teilnehmerinnen war hingegen nicht signifikant. Allerdings war bei ihnen die Wahrscheinlichkeit, noch vor dem 90. Lebensjahr zu sterben, um 21 Prozent niedriger.
Den stärksten Zusammenhang stellten die Wissenschaftler bei Teilnehmerinnen fest, bei denen sowohl der Vater als auch die Mutter den 90. Geburtstag gesund feiern konnten. Denn in diesem Fall war die Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter ebenfalls gesund so alt wurde, um 38 Prozent erhöht.
Entsprechend war der Anteil der gesund alt werdenden Frauen mit 28,6 Prozent bei jenen am höchsten, deren beide Eltern gesund 90 Jahre alt wurden. Erreichte nur die Mutter das hohe Alter, war dies auch bei 23,2 Prozent der Studienteilnehmerinnen der Fall.
Gesund ein hohes Alter zu erreichen, wurde unter anderem auf bestimmte genetische Konstellationen zurückgeführt. Wie die Wissenschaftler berichten, waren in der WHI-Studie bestimmte SNPs (single nucleotide polymorphisms) im APO-E-Gen mit der Langlebigkeit assoziiert.
Andere Variationen in dem Gen seien mit einem erhöhten Risiko für eine verminderte Gehgeschwindigkeit bzw. mit einem krankheitsfreien Überleben assoziiert gewesen.
Ein Manko der Studie ist, dass diejenigen Frauen, die bis zum Schluss an der Studie teilgenommen hatten, gesünder waren als jene, die im Verlauf die Studie verließen. Außerdem konnten die Angaben der Teilnehmerinnen zum Tod der Eltern nicht überprüft werden. Schließlich fehlten Informationen darüber, woran die Eltern der Frauen gestorben waren.
(Quelle: www.springermedizin.de)