Springer Medizin Gala
Engagement, das Früchte trägt
Jungen Menschen fehlt es an Gespür für ehrenamtliches Engagement? Ein Vorurteil, wie sich bei der Springer Medizin Gala gezeigt hat. Deutlich wurde auch, dass Engagement für Hilfsbedürftige auch den Sinn für das Politische schärft.
Veröffentlicht:Sie sind jung und haben allen Grund, stolz zu sein: Maximilian Schlereth und Tom Rösner vom Verein AIAS – Studenten gegen Blutkrebs, bewiesen bei der Springer-Gala im Berliner Kongresszentrum AXICA am Freitag eindrucksvoll, dass auch junge Menschen bereit sind, für zivilgesellschaftliches Engagement viel Zeit und Energie zu opfern. AIAS wurde bei der Gala als zweiter Preisträger des Charity-Awards ausgezeichnet. "Es bringt mir viel, wenn ich mich für Menschen mit Leukämie engagiere", sagte Jurastudent und AIAS-Mitinitiator Schlereth (25), "es erfüllt mich, und meine Motivation wirkt ansteckend auf meine Kommilitonen."
"Die Preisträger zeigen, wie unterschiedlich Ideen für Unterstützung und Hilfe sein können" sagte Oliver Schenk, der die Auszeichnung als Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums überreichte. Und damit nicht genug: "Die Preisträger haben in allen Bereichen großartiges geleistet. Solche Menschen sind die wahre Elite der Gesellschaft." Joachim Krieger, Chef von Springer Medizin, wies auf ein gemeinsames Fundament hin, das die Galenus-Preis-Gewinner und die Sieger des Charity Awards eint: Sie wecken Hoffnung – auf Heilung mit neuen Medikamenten, auf Lebensperspektiven für Menschen im gesellschaftlichen Abseits.
Dass diese Hoffnung Ansporn für weitere Forschungsanstrengungen sein muss, davon zeigte sich auch Viviane Petermann überzeugt , die den Preis für AbbVie entgegennahm. Das Unternehmen ist in der Kategorie "Orphan Drugs" für Venclyxto (Venetoclax) ausgezeichnet worden, den ersten oralen BCL-2-Inhibitor bei chronischer lymphatischer Leukämie. Besonders gefreut habe sie, dass das preisgekrönte Produkt als "aufregendstes Medikament der letzten zehn Jahre" gewürdigt worden sei, sagt Petermann sichtlich gerührt.
Die Springer-Gala baut Brücken – auch für einen Meinungsaustausch nach Ende des Events. Das wusste auch Dr. Hans-Friedrich Spies, Chef des Berufsverbandes Deutscher Internisten, zu schätzen. "Hier sind Wissenschaftler, Vertreter aus der Industrie, Politiker und Standespolitiker vertreten", sagte er "das bietet Chancen für Gespräche, die über den eigenen Tellerrand hinausgehen."
Nichts geht bei der Springer- Gala ohne politische Inhalte. Das liegt zum einen an arzneimittelpolitischen Zwängen, mit denen sich die Pharmaunternehmen bei ihrer Forschung konfrontiert sehen, es liegt aber auch an aktuellen Gegebenheiten. Wie geht es gesundheitspolitisch weiter nach der Bundestagswahl? Die Botschaft des Abends: Gefragt ist Geduld, noch ist kein klarer Kurs zu erkennen.
Ganz zum Schluss überzeugte ein Preisträger mit konkreten politischen Forderungen. Markus Seidel von der Hilfsorganisation Off-Road-Kids will nicht akzeptieren, dass immer mehr junge Volljährige auf der Straße landen. "Die kommunal finanzierten Jugendämter sind völlig überfordert", kritisierte er. Es fehle Geld an allen Ecken und Enden. Mit dem Charity-Award in der Hand setzte Seidel den emotionalen Schlusspunkt einer beeindruckenden Gala: Hier besteht dringend Handlungsbedarf, mahnte er – und die Gäste unterstützten ihn mit donnerndem Applaus.