Eröffnung des Ärztetags
"Bisschen Rebellion" erwünscht
Der 121. Deutsche Ärztetag ist feierlich eröffnet worden. BÄK-Chef Montgomery nahm Bundesgesundheitsminister Spahn in die Pflicht. Dieser wiederum machte in seiner Rede bei den strittigen Punkten keine Kompromisse.
Veröffentlicht:ERFURT. Helden sollte man auch solche behandeln, findet Professor Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) – und machte dies in seiner Rede zur Eröffnung des 121. Deutschen Ärztetags in Erfurt deutlich.
Als "Helden des Alltags" hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jüngst die Mitarbeiter im Gesundheitswesen bezeichnet. Bei der Würdigung dieser Helden in der konkreten Regierungspolitik sieht Montgomery noch Luft nach oben, wie er beim Ärztetag ausführte.
Montgomery an @jensspahn: "Sie selbst haben in Ihrer ersten Regierungserklärung die Mitarbeiter im Gesundheitswesen 'Helden des Alltags' genannt. Aber Helden sollte man auch als solche behandeln!" #daet2018 @BAEKaktuell
— Ärzte Zeitung (@aerztezeitung) 8. Mai 2018
Der BÄK-Chef bezog auch Position zu vielen Themen. Erhöhung der Mindestsprechstunden? Besser bei der Patientensteuerung ansetzen! Ein modernes Vergütungssystem? Nicht weiter warten, die neue GOÄ ist weitgehend konsentiert!
Montgomery: "Haben dank Arbeit des GOÄ-Ausschusses eine weitgehend konsentierte GOÄ fertiggestellt - die könnte man jetzt wirklich bald umsetzen, ohne Moratorium bis 2019!" #daet2018 @BAEKaktuell
— Ärzte Zeitung (@aerztezeitung) 8. Mai 2018
Auch Landesärztekammern bei Fernbehandlung in der Pflicht
Im Streit um das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche im Paragrafen 219a Strafgesetzbuch warnt Montgomery die Koalition vor falschen Kompromissen. Klare Verhältnisse und Rechtssicherheit für Ärzte seien das Gebot der Stunde.
Bei der Fernbehandlung, über die der Ärztetag beraten wird, nimmt der BÄK-Chef auch die Landesärztekammern in die Pflicht. Patientensicherheit, Datenschutz und Rechtssicherheit seien entscheidend – ein Flickenteppich unterschiedlicher Bestimmungen in den Berufsordnungen könne niemand wollen.
Spahn: Nicht nur ein gefühltes Terminproblem
In einer über weite Strecken nachdenklichen Rede rief Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum Ringen über gemeinsame Lösungen auf. Doch bei den strittigen Punkten machte der Minister keine Kompromisse.
Nein, widersprach er Montgomery, es gebe nicht nur ein gefühltes Terminproblem. Und darum sei es richtig, die Mindestsprechstunden zu erhöhen. „Nehmen Sie es als Ermunterung“, so Spahn.
Klar sprach er sich für mehr Medizinstudienplätze aus. Das sei im Masterplan Medizinstudium so beschlossen worden. Hier gelte, dass nicht nur der Bund Überschüsse im Haushalt aufweise - auch die Länder.
Spahn: "Braucht mehr Medizinstudienplätze in Deutschland". Applaus. "Es ist Spielraum in den Ländern da, in Studienplätze und Krankenhäuser zu investieren." #daet2018 @jensspahn
— Ärzte Zeitung (@aerztezeitung) 8. Mai 2018
Bei der Telemedizin sandte Spahn eine klare Botschaft: Fernbehandlung werde kommen. Die Frage sei allein, ob die Angebote von Google und Amazon gestaltet würden oder auf Basis der Qualitätsstandards der deutschen Ärzte. „Bitte denken Sie nochmal darüber nach!“
Welches Signal geht vom Ärztetag in Erfurt aus? Thüringens Ärztekammerpräsidentin Dr. Ellen Lundershausen regte an, ein "bisschen Rebellion" könne ihren Kollegen nicht schaden. Am Freitag werden wir wissen, wie rebellisch sich die Delegierten des Ärztetags gezeigt haben.
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Die Eröffnung des Ärztetags in Bildern