Dr. Klaus Reinhardt im Porträt
Ein BÄK-Präsident, der streitet und verbindet
Dr. Klaus Reinhardt kommt zwar aus Westfalen, beweist aber schon lange, dass er kein westfälischer Sturkopf ist. Ein Porträt über den frisch gewählten BÄK-Präsidenten.
Veröffentlicht:MÜNSTER. In die Freude über die Wahl zum Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK) mischt sich für Dr. Klaus Reinhardt ein Wermutstropfen: Er muss seine hausärztliche Tätigkeit noch weiter einschränken.
Ganz aufgeben will er die Arbeit in seiner Gemeinschaftspraxis in Bielefeld aber nicht. Wegen seines berufspolitischen Engagements verbringt Reinhardt bislang nur noch zwei oder drei Tage in der Woche in der Praxis. Künftig soll es wenigstens noch ein Tag sein. Er will einen Restbezug zu dem behalten, was Versorgung bedeutet.
Der gerade 59 Jahre alt gewordene Reinhardt weiß seit seiner Kindheit, was hausärztliches Arbeiten bedeutet. Seine Mutter war Hausärztin, sein Vater Hausarzt.
Manche ihrer Patienten behandelt er noch heute. Sie sagen Klaus zu ihm, er siezt sie. Die Verbindung zu diesen Menschen will er nicht verlieren. Rundum hausärztlich versorgen kann er sie dann aber nicht mehr, das müssen seine Kollegen übernehmen.
Auch wenn er sich durch und durch als Hausarzt fühlt, war es Reinhardt bei seinem umfassenden berufspolitischen Engagement immer wichtig, die Anliegen der gesamten Ärzteschaft zu vertreten. Fachgruppen- oder Sektorendenken ist nicht seine Sache. Nicht zufällig hat es ihn zum Hartmannbund gezogen, an dessen Spitze er seit 2011 steht.
Seit über 25 Jahren niedergelassener Allgemeinmediziner
„Wir müssen uns auf die alle Ärzte verbindenden Elemente besinnen“, betonte Reinhardt bei seiner Vorstellungsrede auf dem Ärztetag. „Die härteste politische Währung in der Demokratie ist die Glaubwürdigkeit.“
Der seit 1993 niedergelassene Allgemeinmediziner ist seit 2005 Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und sitzt seit 1997 in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Fachgruppen hat er dort mit seinen Wortmeldungen oft versucht, Lösungen vorzuschlagen, mit denen jede Seite leben kann. Die Hardliner hat er mit dieser pragmatischen Herangehensweise oft gegen sich aufgebracht.
Nicht bei allen Kollegen kommt gut an, dass Reinhardt in Debatten immer wieder darauf hinweist, dass Ärzte die gesellschaftliche Realität, in der sie leben, nicht ausblenden dürfen.
Wer von Verarmung redet und über die schlechte wirtschaftliche Situation der Ärzteschaft klagt, stößt bei ihm auf Unverständnis.
Nicht auf den Mund gefallen
Streit geht Reinhardt nicht aus dem Weg. Schließlich ist er Westfale, wie er selbst betont. Dumm kommen sollte man ihm nicht, denn er kann gut austeilen.
Die Sturheit der Westfalen mag ihm eigen sein, ihre sprichwörtliche Mundfaulheit hat er nicht geerbt. Das liegt vielleicht daran, dass ein Teil seiner Familie aus dem Rheinland kommt. Geboren ist der neue BÄK-Präsident in Bonn.
Beeinflusst haben ihn sicher auch die acht Studienjahre in Italien. Reinhardt hat in Padua Medizin studiert und dort sein Examen gemacht.
Für ein Studium in Deutschland habe sein Abitur-Durchschnitt nicht gereicht, sagt er unumwunden. Von seinen vier Kindern tritt eines in seine Fußstapfen. Sein jüngster Sohn studiert im lettischen Riga Medizin.
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