In Heidelberg
Es entsteht ein Netzwerk von Krebs-Präventionsexperten
In Medizin und Forschung rückt die Krebsprävention weiter in den Vordergrund. Am Nationalen Krebspräventionszentrum in Heidelberg etwa werden dazu rund ein Dutzend Projekte angestoßen. Beim Krebskongress berichteten Wissenschaftler von ihren Forschungen.
Veröffentlicht:Berlin. „Die Krebspräventionsforschung ist in Deutschland und auch weltweit bisher absolut vernachlässigt“, sagte Professor Dr. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, am Montagnachmittag auf einer Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Krebskongresses 2022.
Ändern soll das bekanntlich das Nationale Krebspräventionszentrum, das in Heidelberg gemeinsam von dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe gegründet wurde und laut Baumann 2026 in Betrieb gehen soll. Dort sind derzeit drei neue Professuren ausgeschrieben. An das Zentrum angebunden werden zudem eine Präventionsambulanz und ein Informationszentrum für die Bevölkerung.
Über die „Cancer Prevention Graduate School“ soll zudem künftig ein Netzwerk für Präventionsexperten entstehen, berichtete Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. Angesichts von 600.000 Krebserkrankungen pro Jahr, die für das Ende dieses Jahrzehnts prognostiziert werden, weiter und vertieft wichtige Erkenntnisse über die Krankheit zu sammeln.
Elf Forschungsvorhaben in der Förderung
Im Rahmen der Graduate School fördert die Krebshilfe elf besonders innovative Forschungsvorhaben mit insgesamt drei Millionen Euro, um die Krebsprävention in Deutschland nachhaltig zu stärken. Ziel sei es, vor allem junge Wissenschaftler für die Krebspräventionsforschung zu begeistern und auszubilden.
„Zukunftsweisend ist der multidisziplinäre Ansatz, der für die Präventionswissenschaft immens wichtig ist“, so Nettekoven. Alle Projekte adressierten mindestens zwei der drei Programm-Schwerpunkte „‚Grundlagenforschung“‘, „Public Health“ und „Kommunikation“.
Auf der Pressekonferenz berichteten Wissenschaftlerinnen dieser Disziplinen von ihren Forschungsprojekten. So arbeitet etwa Dr. Renée Turzanski Fortner vom DKFZ an Möglichkeiten der Früherkennung von Eierstockkrebs. Ihr Team fahndet nach neuen Biomarkern. Im Visier, so Turzanski Fortner, befänden sich vor allem microRNAs und bestimmte Tumor-assoziierte Autoantikörper. Bisherige Erkenntnisse seien vielversprechend. Langfristiges Ziel sei es, den Krebs durch frühere Diagnosen besser behandeln zu können und damit die Überlebensraten zu steigern.
Auch ALL bei Kindern wird erforscht
Die lymphoblastische Leukämie (ALL) im Kindesalter erforscht Dr. Ute Fischer vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Sie will unter anderem herausfinden, ob es beispielsweise durch die Verbesserung des mütterlichen Lebensstiles vor und während der Schwangerschaft möglich ist, die Entwicklung einer klinischen Leukämie beim Kind zu verhindern.
Tertiärprävention ist das Thema von Professor Anne Herrmann-Johns von der Universität Regensburg. Ihre Frage: Wie können Krebspatienten dazu motiviert werden, ihr Gesundheitsverhalten nachhaltig zu ändern? Soziale Verschreibung und virtuelle Patienteninformationen stehen bei ihr und ihrem Team im Fokus. (juk)