HSK-Eröffnung
Schmerzmittel per Drohne, Roboter auf Kassenkosten
Zur Eröffnung des Hauptstadtkongresses trafen blühende Phantasie, Extremforderungen und regulatorischer Pragmatismus aufeinander.
Veröffentlicht:BERLIN. Schmerzmittel per Drohne, Roboter als Regelleistung der Kasse für jeden. Die Erwartungen junger Menschen an die Digitalisierung des Gesundheitswesens klingen aus heutiger Sicht noch fantastisch.
Zur Eröffnung des 22. Hauptstadtkongresses am Dienstag in Berlin durften Schüler des Berliner Gymnasiums Zum grauen Kloster sich richtig ausspinnen, zum Beispiel auch darüber, wie sie vom Krankenbett aus mit dem Arzt skypen.
So weit sind die Deutschen noch nicht. Das wurde in der Eröffnungsveranstaltung schnell deutlich. Zwar stellen die Deutschen nach den Amerikanern die zweitgrößte Kundengruppe bei Amazon, bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens tue sich jedoch ein „schwarzes Loch“ auf, sagte Professor Bertram Häussler vom Berliner IGES-Institut.
"Überzogener Datenschutz kostet Leben"
Zuvor hatte Kongressleiterin Dr. Ingrid Völker darauf hingewiesen, dass Digitalisierung auch bedeute, den Ärzten diagnostisches Wissen an die Hand zu geben. Eröffnungsredner Professor Roland Eils vom Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) potenzierte diese Aussage noch.
„Überzogener Datenschutz kostet Leben“, sagte Eils. Die elektronische Patientenakte müsse forschungskompatibel ausgestaltet, Gesundheitsdaten flächendeckend gesammelt werden. Große Datenmengen schafften algorithmische Vorteile und schärften die Vorhersagepräzision, so Eils.
Tatsächlich sind deutsche Gensequenzierer laut Eils bereits Weltspitze. Bei acht von zehn Patienten ließen sich genetische Veränderungen nachweisen, die eine gezieltere Therapie erlaubten.
Die Ärzteschaft schaffe sich damit nicht ab, sagte Professor Axel Ekkernkamp, auch wenn die Fähigkeiten von Künstlicher Intelligenz die Arbeit von Radiologen und Pathologen beeinflussen dürfte.
Deutschland im Systemwettbewerb mit China
Hauptstadtkongress
- 8000 Entscheidungsträger aus dem Gesundheitswesen werden vom 21. bis 23. Mai im CityCube Berlin erwartet.
- 600 Referenten treten bei mehr als 150 Veranstaltungen auf.
- 15 Fortbildungspunkte können Ärzte erwerben.
Die Vorsitzende der Aktion Patientensicherheit Hedwig François-Kettner betonte die Bedeutung davon, die Nutzer in die Digitalisierung einzubeziehen. Einen marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen mahnte Professor Heinz Lohmann an.
Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens, auch bei der Einführung der elektronischen Patientenakte, befinde sich Deutschland im Systemwettbewerb auch mit China, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Solle der Akzent eher auf der Wahrung der Würde des Einzelnen liegen oder eher auf dem vermeintlichen Nutzen für ein Kollektiv.
Datenschutz sei eine ethische Frage. Gleichwohl werde er es nicht hinnehmen, wenn eine namhafte Zahl von Ärzten sich dem Anschluss an die Telematikinfrastruktur verweigere.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hauptstadtkongress leistet Überzeugungsarbeit