Zi-Versorgungsatlas
Adipositas: Bedenklicher Trend bei den Hochbetagten
Mehr als jeder zehnte GKV-Versicherte hat 2018 die Diagnose Adipositas erhalten. Dabei zeichnet sich in der Prävalenz gerade bei den Hochbetagten ein besorgniserregender Trend ab, so das Zi.
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Braucht es mehr Adipositas-Präventionsprogramme für Erwachsene? Bei Kindern und Jugendlichen haben sie laut Zi-Daten die Prävalenz positiv beeinflusst.
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Berlin. Die Zahl der Adipositas-Patienten ist in den vergangenen rund neun Jahren kontinuierlich gestiegen. Während 2009 noch 9,2 Prozent aller GKV-Versicherten die Diagnose Adipositas erhielten, waren es 2018 schon 11,2 Prozent. Ein Plus von 22 Prozent. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Diagnosehäufigkeit von Adipositas hervor.
Markant sei, dass vor allem in den höheren Altersgruppen ab 80 Jahren ein starker Anstieg der entsprechenden Diagnosen zu verzeichnen sei. Bei Hochaltrigen im Alter von 85 bis 89 Jahren beobachtet das Zi insgesamt ein Plus bei den Adipositas-Diagnosen von 80 Prozent (unterteilt nach Geschlechtern: bei Frauen von 8,3 auf 14,8 Prozent, bei Männern von 6,4 auf 12,9 Prozent). Bei Kindern und Jugendlichen scheine sich der Anstieg der Diagnosehäufigkeit hingegen dank der verstärkten präventiven Maßnahmen der vergangenen Jahre zu verlangsamen.
Prävention bei Kindern wirkt
So wurde laut Studie 2018 bei 4,6 Prozent der Mädchen und 4,7 Prozent der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren Adipositas diagnostiziert – im Vergleich zu 2009 „nur ein Anstieg von 8 Prozent bei Mädchen (2009: 4,3 Prozent) und 15 Prozent bei Jungen (2009: 4,1 Prozent)“, heißt es. In einigen Altersgruppen zeige sich seit 2014 sogar eine Stabilisierung bzw. ein leichter Rückgang der Prävalenz. Dieser falle bei Mädchen etwas deutlicher als bei Jungen aus.
Zudem gibt es in der Prävalenz ein großes Nordost-Südwest-Gefälle: Die höchsten Prävalenzwerte wies 2018 für beide Geschlechter Mecklenburg-Vorpommern auf (Frauen 18,3 Prozent, Männer 14,4 Prozent). Dem folgten Sachsen-Anhalt (Frauen 16,6 Prozent, Männer 12,2 Prozent) und Brandenburg (Frauen 15,5 Prozent, Männer 11,8 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern wurde dabei mit plus 44 Prozent bei den Frauen der zweithöchste und mit plus 66 Prozent bei den Männern der höchste Prävalenzanstieg gegenüber 2009 beobachtet, schreiben die Studienautoren.
Nur ein KV-Bereich mit sinkender Prävalenz
Baden-Württemberg zeigte als einziger KV-Bereich einen leichten Rückgang (minus 3 Prozent) und weise auch insgesamt die niedrigste Prävalenz diagnostizierter Adipositas auf (7,2 Prozent im Jahr 2018).
Angesichts der Daten und des Anstiegs der Erkrankungszahlen, vor allem in der höheren Altersgruppe, begrüßt der Zi-Vorstandsvorsitzende, Dr. Dominik von Stillfried, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) nun in die Detailarbeit zum DMP Adipositas einsteigt. „In zwei Jahren werden die Patientinnen und Patienten dann vom koordinierten und leitliniengerechten Vorgehen in diesem Programm profitieren können“, so von Stillfried. (reh)