Dieselskandal

Abgasbestandteil auch an Menschen getestet

Im Abgasskandal soll es nicht nur Tests mit Affen, sondern auch mit Menschen gegeben haben. Das geht aus einem Report der Vereinigung EUGT hervor.

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Affenversuche in den USA, ein Test mit gesunden Probanden an der Universitätsklinik Aachen – der VW-Konzern gerät im Rahmen des Dieselskandals erneut massiv unter Druck.

Affenversuche in den USA, ein Test mit gesunden Probanden an der Universitätsklinik Aachen – der VW-Konzern gerät im Rahmen des Dieselskandals erneut massiv unter Druck.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa-Bildfunk

WOLFSBURG. Mehr als drei Jahre nach Beginn des Dieselskandals kommen immer neue Details ans Licht. Berichten der "Stuttgarter Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung" zufolge soll die von den Konzernen VW, Daimler und BMW 2007 gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) eine "Kurzzeit-Inhalationsstudie mit Stickstoffdioxid bei gesunden Menschen gefördert" haben. Dies stehe in einem als Tätigkeitsbericht für die Jahre 2012 bis 2015 herausgegebenen Report. Dabei seien an einem Institut des Universitätsklinikums Aachen 25 Personen untersucht worden, nachdem sie jeweils über mehrere Stunden Stickoxid in unterschiedlichen Konzentrationen eingeatmet hätten.

Der zuständige Institutsleiter Thomas Kraus von der Universität Aachen dementiert. Die angeblichen Schadstoffversuche mit Menschen hätten keinerlei Verbindung mit dem Abgasskandal. Die Studie von 2013 habe sich mit dem Stickstoffdioxidgrenzwert am Arbeitsplatz befasst, erklärte Kraus am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Weil der Grenzwert herabgesetzt worden sei und es keine Studien zu Menschen gegeben habe, seien 25 gesunde Menschen Belastungen ausgesetzt worden, die unterhalb der Belastungen am Arbeitsplatz lägen. Die Ethikkommission habe die 2016 veröffentlichte Studie als vertretbar bewertet. Kraus erklärt weiter, dass die NO2-Konzentration für die Studie vergleichbar mit der in der Umwelt gewesen sei und betont, die Probanden seien dieser Konzentration für drei Stunden ausgesetzt worden, gesundheitliche Effekte habe es nicht gegeben.

Allerdings hat die von den Konzernen VW, Daimler und BMW gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) die Studie gefördert. Die Forscher seien jedoch "in keinster Weise" beeinflusst worden, sagte Kraus. Die EUGT wurde 2017 aufgelöst.

Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelang manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten. Zuvor hatten bereits Tierversuche beim Test von Dieselabgasen breite Empörung ausgelöst. Dabei waren im Jahr 2014 Affen gezielt Schadstoffen ausgesetzt worden. Die Tierversuche waren durch US-Ermittlungen zur VW-Abgasaffäre bekanntgeworden. Ziel soll gewesen sein, eine Studie der Weltgesundheitsorganisation zu kontern, die Dieselabgase 2012 als krebserregend eingestuft hatte.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat nun umfassende Aufklärung gefordert. Geklärt werden müsse auch, ob es weitere Testreihen dieser Art und zu diesem Zweck an und mit Menschen gegeben habe, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, am Montag in Hannover. Bereits am Wochenende habe er die Versuche als "absurd und widerlich" bezeichnet – dies gelte erst recht, wenn es zu Versuchen an Menschen gekommen sein sollte. Die Vertreter des Landes Niedersachsens im Aufsichtsrat wollten "noch heute" eine dringliche Aufforderung zur Aufklärung an den Volkswagen-Vorstand richten. (dpa)

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