RKI-Analyse

Abseits von Corona: Wenig Fortschritt bei den Impfquoten

Auch bei anderen Impfungen als gegen Corona gibt es in Deutschland große Impflücken. Die Defizite sind seit Jahren bekannt und haben sich auch im ersten Pandemiejahr kaum verbessert.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Angst vor Impfungen: Ein großer Teil der Erwachsenen in Deutschland steht allgemein Impfschutz gleichgültig bis ablehnend gegenüber.

Angst vor Impfungen: Ein großer Teil der Erwachsenen in Deutschland steht allgemein Impfschutz gleichgültig bis ablehnend gegenüber.

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Berlin. Die Impfquoten für den Basisschutz bei Erwachsenen sind unbefriedigend, betont das Robert Koch-Institut (RKI). Die Raten liegen dabei noch einmal deutlich niedriger als die ebenfalls unzureichenden Impfquoten bei Kindern. Das geht aus einer Analyse des Robert Koch-Instituts (RKI) von Daten der KV-Impfsurveillance hervor. Das RKI hat dafür Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) von 2020 und dem ersten Quartal 2021 ausgewertet (Epid Bull 2021: 50: 3).

Positive Entwicklungen sieht das RKI bei den Influenza-, Pneumokokken- und Masern-Impfquoten. Das wird zum einen auf besondere Empfehlungen zum Impfschutz gegen respiratorische Infektionen im Pandemiejahr zurückgeführt sowie auf die Einführung der Masern-Impfpflicht. Ansonsten gibt es häufig Stagnation und wenig Fortschritte. Insgesamt sind die Impfraten in den östlichen Bundesländern deutlich höher als in den westlichen. Im Einzelnen gab es folgende Entwicklungen:

Influenza: In einer EU-Resolution war bereits für das Jahr 2015 ein Impfziel von 75 Prozent gegen saisonale Influenza bei allen Menschen ab 60 für die Mitgliedsstaaten definiert worden. Dies ist seither auch im Nationalen Impfplan festgeschrieben. Erreicht wurden 2020 in Deutschland gut 47 Prozent und damit etwas mehr als in den Vorjahren. Von den Menschen mit Grunderkrankungen ließen sich vergangenes Jahr gut 39 Prozent impfen und von den Schwangeren 23 Prozent. Das RKI kommentiert: Die Impflücken erhöhen das Risiko für schwere Krankheitsverläufe und Hospitalisierungen. Diese können insbesondere auch unter Pandemiebedingungen zu einer zusätzlichen Belastung der Gesundheitsversorgungssysteme führen. Das Gleiche gelte für die Impflücken bei den Pneumokokken.

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Pneumokokken: Die Quote für Impfschutz (Erstimpfung oder Auffrischimpfung nach sechs Jahren) lag bei den 60 bis 73-Jährigen im ersten Quartal 2021 bei 22,5 Prozent. Bei den Menschen mit impfrelevanten Grunderkrankungen waren es 19 Prozent. Insgesamt sind zu Beginn der Pandemie die Impfquoten deutlich angestiegen. Allerdings gab es bei dem in der Regel empfohlenen Polysacharid-Impfstoff in den vergangenen Jahren deutliche Lieferengpässe.

Tetanus, Diphtherie, Pertussis: Nur jeder zweite Erwachsenen lässt seinen Impfschutz gegen Tetanus und Diphtherie empfehlungsgemäß alle zehn Jahre auffrischen. Dieser Wert hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. Die Pertussis-Impfung wurde zwar in den vergangenen Jahren häufiger angenommen. Mit Werten von etwas über 40 Prozent liegen die Quote aber weiter niedriger als bei Tetanus und Diphtherie. „Die seit mehr als zehn Jahren bestehende Empfehlung, die nächste fällige Td-Impfung auch zur einmaligen Pertussis-Impfung zu nutzen, wird damit nicht ausreichend umgesetzt“, schreibt das RKI.

Masern: Die Impfquoten in der Erwachsenen-Zielgruppe der nach 1970 Geborenen sind unklar: Die Rate der jährlich verabreichten Impfungen in dieser Altersgruppe lag 2010, im ersten Jahr der Empfehlung, bei 0,8 Prozent und ist bis 2020 auf 1,9 Prozent gestiegen. Dies wird zuletzt auch mit der Masernimpfpflicht erklärt.

Frühsommer-Meningoenzephalitis: Insgesamt bestehen zwischen den 161 im Jahr 2019 ausgewiesenen Risikogebieten große Unterschiede bezüglich der Impfquoten, bei Erwachenen. Diese liegen zwischen 7,7 und 38,6 Prozent. Die Raten waren 2019 am höchsten in Thüringen, gefolgt von Bayern, Sachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Das RKI schreibt dazu: „Ältere Menschen haben bei einer FSME-Infektion ein deutlich höheres Risiko als Kinder, schwer zu erkranken und bleibende Komplikationen zu erleiden. Dennoch sind die FSME-Impfquoten bei Erwachsenen in den ausgewiesenen Risikogebieten in allen Altersgruppen eher gering.“

Herpes zoster: Die Impfquoten der Herpes-zoster-Impfung liegen im zweiten Jahr nach der STIKO-Empfehlung noch weiterhin im einstelligen Prozentbereich. Dabei stand der Umsetzung der Impfempfehlung zunächst die eingeschränkte Verfügbarkeit des empfohlenen Impfstoffs entgegen. Kritisch zu sehen ist allerdings: Bei jedem vierten Impfling, der bis Oktober 2020 die erste Impfung erhalten hatte, wurde bis März 2021 die Impfserie mit der zweiten Impfung nicht vervollständigt.

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