Prävention/Therapie

Antikörper gegen HIV – eine neue Strategie zur Heilung?

Breitneutralisierende Antikörper gegen das HI-Virus lassen die Hoffnung auf eine mögliche Prävention aufkeimen. Und auch in der Therapie könnten die Antikörper eingesetzt werden, zeigt sich Professor Florian Klein aus Köln überzeugt.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Mit dem Anti-HIV-Antikörper 3BNC117 konnte die Viruslast in HIV-Infizierten reduziert werden.

Mit dem Anti-HIV-Antikörper 3BNC117 konnte die Viruslast in HIV-Infizierten reduziert werden.

© Zach Veilleux/Rockefeller University

MÜNCHEN. Anfang des Jahres gerieten breitneutralisierende Antikörper, die eine Vielzahl von HIV-Stämmen neutralisieren können, zur Therapie einer HIV-Infektion erneut in den Blick der Forschung: Professor Florian Klein und seine Kollegen von der Uniklinik Köln testeten erstmals den Anti-HIV-Antikörper 10-1074 in einer Phase-I-Studie am Menschen.

Der nach Angaben der Universität Köln gut verträgliche 10-1074-Antikörper habe in HIV-infizierten Teilnehmern eine hohe antivirale Aktivität gezeigt, die zu einer Absenkung der Viruslast im Blut führte.

Vier mögliche Einsatzfelder

"Es gibt vier Felder, in denen HIV-Antikörper in Zukunft eingesetzt werden könnten", sagte Klein bei einer Veranstaltung anlässlich der 7. Münchner AIDS- und Hepatitis-Werkstatt. "Das ist natürlich zum einen in der Prävention durch eine passive Immunisierung. In Studien mit nicht-humanen Primaten, die wöchentlich einem SIV-Stamm exponiert wurden, haben sich die Antikörper 3BNC117 und 10-1074 bereits als wirksam herausgestellt", so Klein.

Allerdings spiele die Pharmakokinetik eine große Rolle: die derzeitigen Antikörper hätten noch eine geringe Halbwertszeit und würden im Körper nach einigen Wochen wieder abgebaut. Allerdings liefen aktuell bereits mehrere Studien, um die Haltbarkeit der Antikörper zu steigern – nach Kleins Angaben auch mit Erfolg.

"Das ist natürlich ein interessanter Ansatz, wenn es möglich sein sollte, durch eine halbjährliche oder jährliche Gabe eines Antikörpers eine gewisse Protektion zu erreichen." Neben der Prävention könnten HIV-Antikörper auch in der Therapie eingesetzt werden, zeigte sich Klein überzeugt. Hier würden aktuell drei Bereiche besonders erforscht. "Antikörper könnten zum einen zur Intensivierung der antiretroviralen Therapie eingesetzt werden. Eine andere Option ist, bei sehr gut kontrollierten Patienten, die antiretroviral behandelt wurden und bei denen keine Viren im Blut mehr nachweisbar sind, die antiretrovirale Therapie (ART) zu stoppen und die Therapie mit Antikörpern fortzusetzen", erklärte Klein.

Antikörper zur Langzeittherapie?

Hier gebe es bereits erste Erfolge mit dem Antikörper 3BNC117, der das Wiederauftreten des Virus um sieben Wochen verzögern konnte: Bei sehr gut therapierten Patienten, die den Antikörper nach Absetzen der ART erhielten, sei es nach 9,9 Wochen zum Wiederauftreten des HI-Virus gekommen. Bei Patienten, die den Antikörper nicht erhielten, trat das Virus bereits nach 2,8 Wochen wieder auf, berichtete Klein. "Prinzipiell reicht das natürlich nicht aus, es zeigt aber doch deutlich, dass dieser Ansatz funktionieren kann." Durch die Kombination verschiedener Anti-HIV-Antikörper lasse sich dieser Effekt vermutlich noch deutlich ausbauen. Im April werde dazu eine Studie mit HIV-Patienten, denen zwei Antikörper verabreicht werden, an der Universität Köln starten.

"Shock and Kill"-Strategie

Eine weitere Möglichkeit sieht Klein im Einsatz der Antikörper in der "Shock and Kill"-Therapie. "Dabei wird das latente Reservoir medikamentös induziert, sodass auf der Oberfläche dieser Zellen Hüllproteine exprimiert werden und die Antikörper die Zellen dann eliminieren können", erklärte Klein. Im Mausmodell habe sich dieser Ansatz bereits als wirksam erwiesen: Bei einigen Mäusen, denen ein Latency Reversing Agent und ein Anti-HIV-Antikörper verabreicht wurde, sei nach einiger Zeit keine Viruslast mehr nachgewiesen worden.

Auch auf diesem Forschungsgebiet wolle sich die Universität Köln engagieren und plane eine Studie mit HIV-Patienten, berichtete Klein.

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