Multikohortenstudie
Arbeitsstress erhöht Risiko für schwere PAVK
Negativer Stress am Arbeitsplatz erhöht einer britischen Studie zufolge das Risiko einer Klinikeinweisung wegen peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) – und zwar in ähnlichem Ausmaß wie für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall
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Untersuchung der peripheren Gefäße: PAVK wird offenbar auch durch hohe psychische Belastungen am Arbeitsplatz begünstigt.
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Das Wichtigste in Kürze
Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen arbeitsbedingtem Stress und der Notwendigkeit einer stationären Behandlung der PAVK?
Antwort: Stress am Arbeitsplatz steigert das Risiko für eine Klinikeinweisung wegen einer PAVK in ähnlicher Weise wie für einen Schlaganfall und Herzinfarkt.
Bedeutung: Ärzte sollten arbeitsbedingten Stress als Risikofaktor für verschiedene kardiovaskuläre Krankheiten einschließlich der PAVK sehen.
Einschränkung: Die Multikohortenstudie bildet nur die schwere PAVK ab, die stationär behandelt werden muss. Zudem schwankt das relative Risiko für eine Klinikbehandlung zwischen den einzelnen analysierten Studien.
London. Dass sich hohe Anforderungen bei geringen Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz („Job Strain“) negativ auf Herz und Gefäße auswirken auswirken, ist bekannt. Nun haben Dr. Katriina Heikkilä von der London School of Hygiene and Tropical Medicine und ihr Team festgestellt, dass ein nervenaufreibender Job auch die Gefahr einer Klinikeinweisung wegen peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) erhöht (J Am Heart Assoc 2020; online 28. April).
Ihre Befunde basieren auf den Daten aus elf prospektiven Kohortenstudien in Finnland, Schweden, Dänemark und dem Vereinigten Königreich. Alle Studienteilnehmer hatten zu Beginn der jeweiligen Studie über ihren Stresspegel am Arbeitsplatz berichtet. Die Studienteilnehmer waren im Vorfeld nie wegen einer PAVK stationär behandelt worden.
Im Schnitt zwölf Jahre Beobachtungszeit
23,4 Prozent der insgesamt 139 .132 Personen im Durchschnittsalter von 38 bis 49 Jahren berichteten zu Studienbeginn über negativen Arbeitsstress. Innerhalb einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 12 Jahren waren 667 Arbeitnehmer wegen einer PAVK in stationärer Behandlung gewesen. Dies entspricht je nach Studie 0,2—1,8 Prozent der Teilnehmer und einer Gesamtinzidenz von 3,88/10 .000 Personenjahren.
Das Risiko für eine stationäre Behandlung wegen einer PAVK war bei Personen mit vermehrter Belastung am Arbeitsplatz in der multivariaten Analyse aller Studien 1,4-mal höher als das von Arbeitnehmern, die keinen Stress im Job empfanden.
Als Kovarianten gingen in die Auswertung folgende Faktoren ein: Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Body-Mass-Index, Nikotin- und Alkoholkonsum und körperliche Aktivität. Wurde zusätzlich ein Diabetes berücksichtigt, änderte dies nicht viel an den Ergebnissen (1,3-fache Risikoerhöhung).
Auch Unsicherheiten durch die verschiedenen Studiendesigns hielt das Gesamtergebnis stand. Die Risikoerhöhung konnte, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, in allen Subgruppenanalysen (Männer, Frauen, unterschiedlichen sozioökonomische Stellung, verschiedener Raucherstatus) festgestellt werden.
Risiko ähnlich hoch wie für Infarkt oder Schlaganfall
Heikkilä und Kollegen sehen in dem Stress am Arbeitsplatz einen möglicherweise von den bekannten Risiken unabhängigen Faktor, der die Wahrscheinlichkeit einer stationären Behandlung wegen PAVK in ähnlicher Weise erhöht wie die eines Infarkts oder Schlaganfalls.