Darmkrebsfrüherkennung

Auffälliger Stuhltest? Dann rasch zur Koloskopie!

Fällt ein Stuhltest zur Darmkrebsfrüherkennung positiv aus, sollten Patienten nicht lange mit der Koloskopie zögern: Bereits nach einem Jahr Warten ist das Darmkrebsrisiko zusätzlich erhöht, nach zwei Jahren steigt die Darmkrebsmortalität um über 50 Prozent.

Thomas MüllerVon Thomas Müller Veröffentlicht:
Immunologischer Stuhltest: Bei positivem Ergebnis nicht zu lange mit der Koloskopie warten!

Immunologischer Stuhltest: Bei positivem Ergebnis nicht zu lange mit der Koloskopie warten!

© Michaela Illian

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welche Konsequenzen hat eine verzögerte Koloskopie nach einem positiven Test auf Blut im Stuhl?

Antwort: Daten von Veteranen aus den USA sprechen für ein erhöhtes Darmkrebsrisiko bei einer Verzögerung von einem Jahr sowie für eine deutlich erhöhte Darmkrebsmortalität bei einem Intervall von zwei Jahren.

Bedeutung: Nach einem positiven Stuhltest sollten die Betroffenen möglichst in den folgenden drei Monaten eine Koloskopie erhalten.

Einschränkung: Teilnehmer fast ausschließlich Männer.

San Diego. Ein positiver Stuhltest zur Darmkrebsfrüherkennung sollte zur Abklärung eine rasche Koloskopie nach sich ziehen. Es mag jedoch immer wieder Gründe geben, diese zu verschieben. Allzulange sollten die Patienten aber nicht warten, sonst steigt sowohl das Darmkrebsrisiko als auch die Gefahr, an einem zu spät diagnostizierten Kolorektalkarzinom zu sterben. Darauf deutet eine Analyse von Daten der US-amerikanischen Veteranenversicherung (Gastroenterology 2021; online 2. Februar).

Ein Team um Dr. Yazmin San Miguel vom Veterans Affairs San Diego Healthcare System hat Angaben zu rund 205.000 Militärangehörigen im Alter von 50 bis 75 Jahren ausgewertet, bei denen in den Jahren 1999 bis 2010 ein Test auf Blut im Stuhl positiv ausfiel. 97 Prozent waren Männer, bei allen war bislang kein Kolorektalkarzinom bekannt, auch hatten sie bisher keine Koloskopie erhalten.

Ausgeschlossen waren auch Veteranen, die in den ersten 30 Tagen nach dem positiven Test koloskopiert wurden – hier könnte es sich um Personen handeln, die den Test aufgrund von Symptomen erhalten hatten. Die Ärzte um San Miguel fanden bis Ende 2015 in der Veteranendatenbank 6900 Darmkrebsdiagnosen, rund 1700 Personen starben in einem durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von neun Jahren an einem Kolorektalkarzinom.

Darmkrebsrate um ein Viertel erhöht

Am geringsten war die Darmkrebsrate unter Veteranen, die ein bis drei Monate nach dem positiven Test eine Koloskopie bekamen. Verglichen damit war die Rate nach 13 bis 15 Monaten Verzögerung um 13 Prozent erhöht und nach 16 bis 18 Monaten um 25 Prozent, anschließend blieb sie weitgehend konstant.

Berücksichtigt hatten die Forscher bei ihren Berechnungen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Ethnie, BMI oder den Tabakkonsum.

Schaute das Team um San Miguel nach der Darmkrebsmortalität, ergab sich ein ähnlicher Zusammenhang. Am geringsten war diese bei einer Koloskopie ein bis drei Monate nach dem positiven Test, verglichen damit fanden die Forscher bei einer Verzögerung von 19 bis 21 Monaten eine um 52 Prozent höhere Darmkrebssterberate, auch hier führte eine weitere Verzögerung zu keiner Steigerung der Mortalität.

Wenig überraschend stieg bei größeren Verzögerungen auch die Gefahr für einen fortgeschrittenen Darmtumor (Stadium III oder IV), und zwar um 33 Prozent nach 16 bis 18 Monaten und um 66 Prozent nach mehr als 22 Monaten.

Erhöhte Darmkrebsmortalität nach über einem Jahr

Die Forscher um San Miguel verweisen auf ähnliche Analysen, die ein erhöhtes Darmkrebsrisiko bei einem Intervall von über einem Jahr zwischen positivem Test und Koloskopie festgestellt hatten. In einer Studie aus Israel war auch die Darmkrebsmortalität nach über einem Jahr Verzögerung um 50 Prozent erhöht.

Die entscheidende Frage ist natürlich: Warum dauert es so lange, bis sich die Betroffenen einer Koloskopie unterziehen? Liegt es an langen Wartezeiten oder eher am Unwillen der Patienten?

Letztlich müssten Hindernisse erkannt und beseitigt werden, die zu langen Verzögerungen führten, so die Experten um San Miguel. Auch Empfehlungen für das optimale Koloskopiezeitfenster nach einem positiven Test wären hilfreich. Experten eines größeren systematischen Reviews hatten sich dafür ausgesprochen, die Koloskopie in den ersten drei Monaten nach dem Test zu ermöglichen und Verzögerungen über sechs Monate zu vermeiden, berichten die Forscher um San Miguel.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Primärprävention

Darmkrebs: Übergewicht als Ursache unterschätzt

Große Ernährungsanalyse

Schützt das tägliche Glas Milch vor Darmkrebs?

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin offenbar mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Parallelen zum Leistungssport

Höhere Anspannung vor der Operation führt offenbar zu besserem Ergebnis

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung