Australische Studie
CT in der Kindheit macht Krebs wahrscheinlicher
Wer bis zu seinem 19. Lebensjahr eine computertomografische Untersuchung über sich ergehen lassen muss, trägt im späteren Leben ein erhöhtes Risiko, an einem bösartigen Tumor zu erkranken.
Veröffentlicht:CARLTON. Ein Team um den Epidemiologen John Mathews von der University of Melbourne in Carlton hat die Krankenversicherungsdaten von rund elf Millionen Patienten ausgewertet. 680.211 von ihnen waren zwischen 1985 und 2005 in eine CT-Röhre geschoben worden (BMJ 2013; online 22. Mai).
Zu diesem Zeitpunkt waren sie höchstens 19 Jahre alt gewesen. Um die Möglichkeit auszuschließen, dass die CT bereits Teil der Tumordiagnostik gewesen war, durften etwaige Malignome nicht früher als ein Jahr nach der radiologischen Untersuchung aufgetreten sein.
Insgesamt waren bei den Probanden während einer durchschnittlichen Follow-up-Zeit 60.674 Malignome aufgetreten, 3150 davon in der CT-Gruppe.
Bei den computertomografisch untersuchten Studienteilnehmern lag die Krebsinzidenz um 24% höher als bei den Vergleichspersonen, bei denen keine CT gefahren worden war. Jede weitere CT erhöhte die Inzidenz um 16%.
Krebsrisiko korreliert mit Alter beim CT
Das Krebsrisiko korrelierte mit dem Alter der Patienten zum Zeitpunkt der CT: Es lag bei den Ein- bis Vierjährigen um 35%, bei den Fünf- bis Neunjährigen um 25%, bei den 10- bis 14-Jährigen um 14% und bei den über 15-Jährigen um 24% höher.
Die Zahl zusätzlicher Krebserkrankungen unter den Patienten, die eine CT - durchschnittliche Strahlendosis: 4,5 mSv - hinter sich hatten, bezifferten Mathews und seine Mitarbeiter auf 608: 147 Hirntumoren, 356 andere solide Tumoren, 48 Leukämien oder Myelodysplasien und 57 sonstige lymphoide Malignome. Die überschießende Inzidenz gaben die Forscher mit 9,38/100.000 Personenjahre an.
Auch wenn vermutlich nicht alle überzähligen Tumoren auf die CT zurückzuführen sind - vor allem bei Hirntumoren könnte der Vorlauf von einem Jahr zwischen CT und Diagnose zu gering bemessen sein -, spricht laut Mathews doch vieles für die CT-Strahlen als wesentliche Ursache.
Inzidenzsteigerung auch nach langer Vorlaufzeit
Beispielsweise erbrachten Analysen mit Vorlaufzeiten von fünf und von zehn Jahren zwar niedrigere, in der Verteilung aber ähnliche Inzidenzsteigerungen. Auch der Ausschluss von Hirntumoren, die nach einem Schädel-CT auftraten, aus der Analyse veränderte die Resultate nicht substanziell.
Die Konsequenzen aus ihren Resultaten liegen für die Australier auf der Hand.
"Es muss sichergestellt werden, dass die CT-Diagnostik auf Situationen beschränkt bleibt, in denen eine klare klinische Indikation besteht, und es muss die jeweils niedrigstmögliche Dosis gewählt werden", schreiben die Forscher.
Nicht radiologisch tätige Ärzte, die ja die meisten CT-Untersuchungen veranlassten, müssten die potenziellen Risiken kennen. Zum Beispiel würden viele CT angeordnet, um Schädeltraumen geringeren Grades oder den Verdacht auf eine Appendizitis abzuklären, so Mathews und sein Team.
Beobachten des Patienten, Ultraschall- und Kernspinuntersuchungen böten sich hier als Alternativen an.