Cholesterinquelle eliminieren?
Der Streit um das Gelbe vom Ei
Beim Hühnerei steckt bekanntlich nur im Eigelb das Cholesterin. Lohnt es sich also, auf das Eigelb zu verzichten oder auf Ersatzprodukte umzusteigen? In einer Studie wurde jetzt untersucht, wie sich ein solches Ernährungsverhalten auf die Lebensdauer auswirkt.
Veröffentlicht:Das Wichtigste in Kürze
- Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen Eierverzehr beziehungsweise der Cholesterinaufnahme und der Mortalität in den USA?
- Antwort: In der NIH-AARP-Studie ergab sich eine positive Assoziation zwischen Eierverzehr beziehungsweise Cholesterinzufuhr und Gesamtsterblichkeit sowie krankheitsspezifischen Mortalitätsraten. Die Zufuhr von Eiweiß oder Ersatzprodukten zeigte dagegen einen inversen Zusammenhang mit der Mortalität.
- Bedeutung: Die aktuellen Ernährungsempfehlungen in den USA könnten die Bemühungen für ein möglichst langes, gesundes Leben konterkarieren. Die Studienautoren empfehlen, den Begriff „ganze Eier“ durch „Eiweiß“ oder den Hinweis auf alternative Proteinquellen in den Ernährungsleitlinien zu ersetzen.
- Einschränkung: Die Daten zum Eierverzehr und der Cholesterinzufuhr wurden per Fragebogen und nur einmal zu Beginn der Studie erhoben.
Hangzhou. Eier werden von den US-amerikanischen Ernährungsleitlinien 2015–2020 als Teil einer gesunden Ernährung ohne Obergrenze für die Cholesterinzufuhr empfohlen. Da ein Ei aber etwa 186 mg Cholesterin enthält, wird dieses Produkt aus Sorge um Herz und Gefäße oft gemieden. Ob der Verzehr von Eiern und die Zufuhr von Cholesterin Herz und Gefäßen aber tatsächlich schaden und das Leben verkürzen, steht nach wie vor in der Diskussion.
Pan Zhuang von der Zhejlang Universität in Hangzhou und Kollegen haben in der NIH-AARP-Studie nun zunächst untersucht, inwieweit die Ernährung die Mortalität in der US-Bevölkerung beeinflusst (PLoS Med 2021; online 9. Februar). Hierzu schlossen sie zwischen 1995 und 1996 insgesamt 521.120 Teilnehmer aus sechs Staaten und zwei Städten der USA in die Studie ein und beobachteten die Teilnehmer bis Ende 2011.
Mittels Fragebogen berichteten diese über ihre Ernährungsgewohnheiten. So wurden sie etwa nach der Zahl der verzehrten Eier pro Tag und deren Zubereitung gefragt und ob sie das Ei als Ganzes verspeisten, nur das Eiweiß oder ob sie stattdessen cholesterinfreie Eiersatzprodukte zu sich nahmen.
Nur noch „entkernte“ Eier zum Frühstück?
Die Studienteilnehmer nahmen pro Tag median 8 g/2000 kcal Ei und 208 mg/2000 kcal Cholesterin zu sich. Während der Beobachtungszeit von median 16 Jahren waren 129.328 der anfangs durchschnittlich 62-Jährigen gestorben, 38.747 Studienteilnehmer von ihnen an einer kardiovaskulären Erkrankung.
Die Analyse von Zhuang und Kollegen ergab einen positiven Zusammenhang zwischen Gesamtei- beziehungsweise Cholesterinzufuhr und der Gesamt-, der kardiovaskulären und der krebsbedingten Mortalität. In der multivariablen Analyse stiegen diese Quoten pro tägliche Zufuhr eines halben kompletten Eies aus Eiweiß und Dotter jeweils um sieben Prozent.
Jede zusätzliche Aufnahme von 300 mg Cholesterin pro Tag steigerte das allgemeine Sterberisiko um 19 Prozent, das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko um 16 Prozent und das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, um 24 Prozent. Von den Todesfällen im Zusammenhang mit dem Eierverzehr wurden dem Cholesterin, Schätzungen zufolge, 63,2 beziehungsweise 62,3 beziehungsweise 49,6 Prozent zugeschrieben.
Besser zu Eiweiß oder Ersatzstoffen greifen!
Einen Überlebensvorteil hatten Studienteilnehmer, die nur Eiweiß oder Proteinersatzprodukte zu sich nahmen, gegenüber denen, die dies nicht taten. Auf der Basis ihrer Ergebnisse kommen Zhuang und Kollegen zu folgender Einschätzung: Wurde ein halbes komplettes Ei (25 g/Tag) durch eine äquivalente Menge Eiweiß oder Ersatzstoffe beziehungsweise Geflügel, Fisch, Milchprodukte, Nüsse oder Gemüse ersetzt, war dies mit einer niedrigeren Gesamtsterblichkeit sowie einer Verringerung der krankheitsspezifischen Mortalität aufgrund von kardiovaskulären Erkrankungen, Krebs und Atemwegserkrankungen assoziiert.
Die Studienautoren schlagen deshalb vor, mit Blick auf ein möglichst langes Leben das Eigelb wegzulassen oder zu Substituenten oder anderen Proteinquellen zu greifen.