Erhöhtes Risiko

Diabetiker sind gefährdeter für schweren COVID-19-Verlauf

Ältere und übergewichtige Diabetiker sollten sich gut vor dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 schützen: In einer französischen Studie starb einer von zehn hospitalisierten Diabetikern binnen einer Woche an COVID-19.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Blutzucker gut eingestellt? Die Deutsche Diabetes Gesellschaft weist auf die verstärkte Infektionsgefahr bei schlechter Stoffwechseleinstellung hin.

Blutzucker gut eingestellt? Die Deutsche Diabetes Gesellschaft weist auf die verstärkte Infektionsgefahr bei schlechter Stoffwechseleinstellung hin.

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Nantes. Einer von zehn Diabetes-Patienten, die aufgrund einer COVID-19-Erkrankung hospitalisiert sind, stirbt einer Analyse französischer Ärzte zufolge innerhalb von sieben Tagen (Diabetologica 2020; online 29. Mai). Zudem müssen 20 Prozent von ihnen beatmet werden, und nur 18 Prozent konnten innerhalb von einer Woche entlassen werden.

Auf das höhere Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bei Diabetikern weisen auch Daten einer bisher unpublizierten Analyse des National Health Service (NHS) hin: Knapp jeder dritte in englischen Krankenhäusern gestorbene COVID-19-Patient war demnach Diabetiker.

Im Vergleich zu stationär behandelten COVID-19-Patienten ohne die Stoffwechselkrankheit ergab sich in der Studie bei zusätzlichem Typ-2-Diabetes ein etwa 2-fach erhöhtes und bei Typ-1-Diabetes ein 3,5-fach erhöhtes Sterberisiko.

89 Prozent Typ-2-Diabetiker

In der jetzt vorliegenden Publikation hatte das Team um Dr. Bertrand Cariou von der Universität Nantes untersucht, wie viele von 1317 Diabetes-Patienten, die innerhalb von drei Wochen in 53 öffentlichen und privaten Kliniken behandelt worden waren, beatmet werden mussten, und wie viele innerhalb von sieben Tagen nach Einlieferung starben.

89 Prozent waren Typ-2-Diabetiker, 3 Prozent Typ-1-Diabetiker, die übrigen litten an einer anderen Diabetes-Form. Bei drei Prozent sei die Erkrankung sogar erst in der Klinik festgestellt worden, berichten Cariou und Kollegen.

Blutzuckertherapie kein Risikofaktor

Grundsätzlich habe sich bei den an COVID-19-erkrankten Diabetikern die Blutzuckertherapie nicht als Risikofaktor für einen schweren Verlauf herauskristallisiert, schreiben die Ärzte. Diese sollte daher unbedingt fortgesetzt werden.

Vielmehr seien es Risikofaktoren wie höheres Alter und höherer BMI gewesen. Auch vorbestehende mikro- und makrovaskuläre Komplikationen erhöhen den Studienergebnissen zufolge das Todesrisiko innerhalb der ersten sieben Tage nach Hospitalisierung.

Gerade ältere Diabetiker und solche mit Komplikationen oder einem hohen BMI sollten sich daher besonders vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen. Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) weist auf die verstärkte Infektionsgefahr bei schlechter Stoffwechseleinstellung hin, betont aber, das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf sei nur unter bestimmten Umständen bei Diabetikern erhöht.

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