Weltweit
Die Malaria-Gefahr wächst
Weltweit steigen Erkrankungszahlen an Malaria seit zwei Jahren wieder. Es trifft nicht nur Kinder in Entwicklungsländern, sondern auch Reisende aus Deutschland.
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Hotspot West- und Zentralafrika: Dort gab es 2017 die höchsten Malaria-Zuwachsraten.
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BERLIN / MAPUTO. Die Zahl der erfassten Malaria-Erkrankungen ist weltweit 2017 im Vergleich zu 2016 um gut zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle gestiegen.
Das geht aus dem gerade veröffentlichten Welt-Malaria-Bericht der WHO hervor. Gut 90 Prozent aller Erkrankungen ereignen sich in Afrika.
Die Zahl der Todesfälle fiel leicht von 451.000 im Jahr 2016 auf 435.000 im Folgejahr. Mehr als die Hälfte der Opfer sind Kinder im Alter bis fünf Jahre. Weiterhin stirbt also weltweit alle zwei Minuten ein Kleinkind an Malaria.
In Deutschland ist Malaria vergleichsweise selten: 955 importierte Erkrankungen und drei Todesfälle wurden 2017 nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) registriert (siehe nachfolgende Grafik). Allerdings gehen auch bei uns die Zahlen nach einem deutlichen Anstieg 2014 nicht mehr zurück (Epi Bull 2018: 44: 467).
Jeder dritte Betroffene nach Urlaubsreise erkrankt
Über 80 Prozent der erkrankten Reisenden aus Deutschland hatten sich vergangenes Jahr mit der gefährlichen Malaria tropica infiziert.
Insgesamt waren gut ein Drittel der Betroffenen nach einer Urlaubsreise erkrankt, ein weiteres Drittel nach Verwandtenbesuchen in Endemieländern und ein Siebtel nach Katastrophen-Einsätzen, bei der Entwicklungshilfe oder in der Mission.
Angaben zur Malaria-Prophylaxe lagen zwar nur bei 619 Patienten aus Deutschland vor, die Zahlen sprechen aber Bände: Nur 15 Prozent hatten nach eigenen Angaben präventive Medikamente eingenommen und nur jeder dritte davon regelmäßig.
Die meisten Reisenden aus Deutschland hatten die Erkrankungen in Afrika erworben, als Urlaubsländer stechen dabei Kenia und Tansania heraus. Den Löwenanteil der Infektionen gab es aber in West- und Zentralafrika (siehe nachfolgende Grafik).
70 Prozent aller Malaria-Fälle weltweit betreffen elf Länder
Der neue WHO-Bericht zeigt: Rund 70 Prozent aller Malaria-Fälle weltweit betreffen danach elf Länder und davon liegen zehn auf dem schwarzen Kontinent: Nigeria, Kongo, Mosambik, Burkina Faso, Kamerun, Ghana, Mali, Niger, Uganda und Tansania. Indien ist in der Liste das einzige asiatische Land.
Indien und Pakistan, aber auch Äthiopien und Ruanda, haben der WHO zufolge jedoch 2017 mit einem Rückgang der Erkrankungen gute Fortschritte bei der Bekämpfung von Malaria gemacht.
Den größten Anstieg gab es in Nigeria mit etwa 1,3 Millionen Fällen mehr. Der westafrikanische Staat verzeichnet die meisten Malaria-Fälle weltweit, gefolgt vom Kongo.
Die Bekämpfung der Krankheit gestaltet sich in diesen Ländern wegen großer Armut, einem desolaten Gesundheitssystem und schlechter Infrastruktur besonders schwierig.
Test mit Impfstoff aufgeschoben
Keine weiteren Fortschritte hat es offenbar beim Malaria-Impfstoff „RTS,S“ (Mosquirix™) gegeben. Der Arzneimittelausschuss CHMP der EMA hatte die von GlaxoSmithKline entwickelte Vakzine 2015 zur Zulassung empfohlen.
Der Impfstoff für Kinder im Alter von 5 bis 17 Monaten war von 2009 bis 2014 mit Unterstützung der Bill und Melinda Gates Stiftung erfolgreich getestet worden. Die Schutzwirkung der vier Dosen beträgt danach bei Kleinkindern etwa 39 Prozent über vier Jahre.
Der Nutzen soll weiter geprüft werden: Ein für dieses Jahr geplanter Test auf Alltagstauglichkeit in Ghana, Kenia und Malawi ist nach WHO-Angaben jetzt auf 2019 verschoben worden.