Blick nach Australien wegen Influenza
Die kommende Grippe-Saison könnte vor allem Kinder betreffen
Australien gilt vielen Infektiologen als grobe Vorhersage, welchen Verlauf die kommende Grippewelle in Deutschland nehmen könnte. Dabei fällt auf: In Australien waren vor allem Kinder und Jugendliche betroffen.
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Gesundheit! Vor allem Kinder und Jugendliche litten in der Grippe-Saison in Australien an Influenza. (Symbolbild mit Fotomodellen)
© Christian Harberts / Getty images / iStock
Berlin. In etwa zwei Wochen beginnt ja die Grippesaison. Um grob abschätzen zu können, wie der Verlauf und die Schwere einer kommenden Grippesaison ausfallen wird, blicken Pneumologen gern auf die Südhalbkugel, etwa nach Australien, wo sich die Grippesaison langsam dem Ende entgegen neigt. Nimmt man den dortigen Verlauf der Grippewelle als Marker für das Infektionsgeschehen der nächsten Monate in Deutschland, so sticht eines besonders ins Auge: In Australien waren Kinder und Jugendliche besonders häufig betroffen. Viele hatten so schwere Symptome, dass sie auf die Intensivstation kamen, wie der australische „Guardian“ im Juli berichtete.
Womöglich Nachwirkungen von Corona
Sowohl in Australien als auch in Neuseeland setzte die Grippewelle außerdem viel früher ein als gewöhnlich. Infektiologen sind überzeugt, dass vor allem die Aufhebung der strengen Corona-Maßnahmen die Grippewelle beflügelte. Die Impfquoten bei Kindern sollen auch im Zuge dessen niedriger ausgefallen sein als üblich.
Der kommende Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Professor Florian Hoffmann, hält sich wegen der vielen Unwägbarkeiten mit Prognosen für Deutschland zurück - die Entwicklung in Australien müsse aber ernstgenommen werden, sagte er. Er mahnte dringend zeitnahe Impfungen der Risikogruppen und aller Beschäftigten im Gesundheitswesen an. „Dies ist die einzige Möglichkeit, den Verlauf dieser Welle abzumildern“, sagte der Oberarzt im Dr. von Haunerschen Kinderspital in München.
RKI rät zum Abwarten
Das Robert Koch-Institut (RKI) betont im Hinblick auf die Schwere der kommenden Welle, dass sich zum Beispiel von einem schweren Verlauf in einem Staat nicht auf einen ähnlichen Verlauf in einem anderen Staat schließen lasse. Die Schwere hänge wesentlich von der Grundimmunität in der Bevölkerung und den jeweils in den Vorjahren verbreiteten Subtypen ab. Vergangenen Herbst und Winter kam es untypischerweise zu zwei Wellen: Eine war stark und ungewohnt früh, dominiert von Influenza A(H3N2)-Viren. Die zweite verlief leichter und erst im Februar, hauptsächlich ging es um Influenza B.
In diesem Zusammenhang erinnert das RKI daran, dass die Impfung gegen Influenza die wichtigste Maßnahme gegen die Erkrankung sei, auch wenn sie keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion biete. (dpa/mmr)