Nicht nur weniger Herzinfarkte
Ein Hund tut der Herzgesundheit gut
Ein Hund ist offenbar besonders gut als Präventions-Coach geeignet – besonders für die Herzgesundheit. Das belegen mehrere Studien.
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Ein Hund will sich austoben. Vom Bewegungsdrang der Tiere profitieren auch Hundebesitzer.
© Ina Fassbender/dpa
Gesundheitsmanagement ist für viele Menschen in Deutschland inzwischen eine berufliche Perspektive. So bieten viele Institutionen und Hochschulen Ausbildungsgänge wie „Präventionsberater“ oder „Gesundheitscoach“ an. Doch es gibt auch motivierende Präventionsmanager ohne langes Studium!
Ich bin zwar persönlich kein Hundefreund. Trotzdem muss ich neidlos anerkennen, dass Hundebesitzer meist deutlich häufiger körperlich aktiv sind als Menschen ohne Hund. Egal ob es regnet oder kalt ist, der Hund fordert seinen Spaziergang ein.
Studien mit sehr positiven Effekten
Diesem Phänomen widmet sich inzwischen auch die Wissenschaft. Bereits vor zwei Jahren hat eine internationale Forschergruppe gezeigt, dass Hundebesitz mit einer reduzierten Rate kardiovaskulärer Ereignissen einhergeht. Ebenso ist bei ihnen die Sterberate verringert, und zwar vor allem durch kardiovaskuläre Ursachen (Sci Rep 2017; 7:15821).
Für die Studie waren Daten aus Registern in Schweden zusammengeführt worden (was in Deutschland gar nicht erlaubt wäre!). Dazu gehörten das Einwohner-Register sowie die Hunde-, Krankheits- und Sterberegister.
In einer weiteren Analyse hat die Arbeitsgruppe nun geprüft, ob Hundebesitz auch nach einem kardiovaskulären Ereignis wie Myokardinfarkt oder ischämischem Apoplex die Prognose verbessern könnte (Circulation: Cardiovasc Qual Outcomes 2019; online 8. Oktober). Dazu gab es in den schwedischen Datenbanken Informationen zu über 180.000 Herzinfarkt-Überlebende. Von diesen hatten 5,7 Prozent einen Hund angemeldet.
Zusätzlich fanden sich Daten von über 150.000 Überlebenden nach Apoplex, von denen 4,8 Prozent Hundebesitzer waren. Das Ergebnis: Nach multiplen Adjustierungen hatten allein lebende Menschen mit Hund im Vergleich zu solchen ohne Hund nach einem Herzinfarkt ein signifikant um 33 Prozent reduziertes Sterberisiko.
Lebten solche Menschen mit einem Partner oder einem Kind zusammen, dann war das Sterberisiko der Hundebesitzer unter ihnen im Vergleich nur um 15 Prozent reduziert. Ähnlich günstig wirkte sich auch Hundebesitz nach einem Apoplex aus.
Gesamt-Mortalität reduziert
Ein systematisches Review mit Meta-Analyse kommt zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Bei Hundebesitz war die Gesamt-Mortalität um 24 Prozent reduziert und auch hier profitierten allein lebende Menschen deutlich stärker von dem Haustier (Circulation: Cardiovasc Qual Outcomes 2019; online 8. Oktober).
In solchen Beobachtungsstudien lassen sich natürlich nur Assoziationen und keine Kausalitäten belegen. Trotzdem kann spekuliert werden, was die Gründe für die günstigen Effekte bei Hundebesitz sind. Dass allein lebende Hundebesitzer offenbar einen stärkeren kardiovaskulären Schutz haben, könnte ein Hinweis auf die körperliche Aktivität als wesentlicher Schutzfaktor sein.
Einzelgänger profitieren wahrscheinlich auch stärker von den positiven Gefühlen, die der Umgang mit einem Hund mit sich bringt. Damit wird Depressionen und Angstzuständen aber auch Bluthochdruck und erhöhter Herzfrequenz entgegengewirkt. Teilt man sich hingegen den Hund mit einem Partner oder der Familie, wird das „Gassi gehen“ wahrscheinlich auf mehrere Schultern verteilt und der Effekt abgeschwächt.
Wer Hunde nicht mag, kann sich vielleicht mit anderen zu regelmäßigen Spaziergängen verabreden oder auch von einem Fitnessstudio profitieren. Die Studien zeigen aber, dass ein Hund als Präventions-Coach offenbar besonders gut geeignet ist!
Professor Stephan Martin ist Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (WDGZ) in Düsseldorf.