COVID-19
Erste Coronavirus-Patienten in NRW und Baden-Württemberg
Ein erster Coronavirus-Patient wird in Baden-Württemberg bestätigt, kurz darauf auch in NRW. Der erkrankte Mann in NRW ist in kritischem Zustand – und auch seine Frau zeigt Symptome.
Veröffentlicht:
Heinsberg im Fokus: Das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen will nun über das weitere Vorgehen nach der ersten nachgewiesenen Coronvirus-Infektion in NRW beraten.
© Jonas Güttler/dpa
Düsseldorf. Am Dienstagabend sind in Baden-Württemberg und kurz danach auch in Nordrhein-Westfalen Patienten nachweislich an dem neuen Coronavirus erkrankt. Die Infektion mit SARS-CoV-2 wurde bei einem Mann aus dem Kreis Heinsberg diagnostiziert, wie NRW-Gesundheitsministerium und Kreis am späten Dienstagabend mitteilten.
Der Betroffene war am Montagmittag mit Symptomen einer schweren Lungenentzündung in einem Erkelenzer Krankenhaus aufgenommen worden. „Der Patient befindet sich in einem kritischen Zustand und wird zurzeit auf der Intensivstation isoliert.“ Nach dpa-Informationen ist er Mitte 40 und leidet an einer Vorerkrankung.
Die Ehefrau des Patienten werde mit Symptomen einer Viruserkrankung ebenfalls stationär behandelt. Ihr Zustand sei aktuell stabil. Die Diagnose, ob sie sich ebenfalls mit dem Virus infiziert habe, stehe noch aus.
Der erkrankte Mann hatte nach Angaben des dortigen Landrats Stephan Pusch Kontakt mit einem Bekannten gehabt, der sich geschäftlich in letzter Zeit in China aufgehalten habe. Das meldete die „Aachener Zeitung“.
Ob sich dieser Mann auch in Behandlung begeben habe, konnte Pusch zunächst nicht sagen. Zuerst hatte die „Rheinische Post“ über den ersten Fall in NRW berichtet.
Mann aus Göppingen, angesteckt in Mailand?
Nur kurz zuvor war in Baden-Württemberg ein erster Coronavirus-Patient bestätigt worden. Es handle sich um einen 25-jährigen Mann aus dem Landkreis Göppingen, teilte das Gesundheitsministerium in Stuttgart am Dienstagabend mit. Er habe sich vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt.
Der Patient sei nach seiner Rückkehr mit grippeähnlichen Symptomen erkrankt und habe Kontakt mit dem örtlichen Gesundheitsamt aufgenommen. Er solle noch am Dienstagabend in eine Klinik gebracht und dort isoliert untergebracht und behandelt werden.
Krisenstab im Kreis Heinsberg
Der Kreis Heinsberg berief einen Krisenstab ein. Das Gesundheitsamt ermittele derzeit intensiv alle möglichen Kontaktpersonen. Der Krisenstab habe bereits erste Maßnahmen ergriffen – Schulen und Kindergärten im Kreisgebiet sollten am Mittwoch vorsorglich geschlossen bleiben. Auch die Kreisverwaltung Heinsberg werde nicht für den Publikumsverkehr öffnen.
„Wir mussten spätestens seit den ersten Fällen in Bayern davon ausgehen, dass auch in Nordrhein-Westfalen mit einem Import von Infektionsfällen sowie weiteren Übertragungen und Infektionsketten zu rechnen ist“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
Die Behörden gingen den Fällen mit Hochdruck nach, um eine weitere Verbreitung des Coronavirus möglichst zu verhindern. Das Gesundheitswesen sei „für solche Erkrankungen gut vorbereitet und aufgestellt“.
Patienten werden nach Düsseldorf verlegt
Das Uniklinikum Düsseldorf teilte mit, man erwarte die beiden Patienten aus Erkelenz im Laufe der Nacht mit einem Transport der Düsseldorfer Feuerwehr. Sie würden nach Vorgaben des Robert Koch-Institutes isoliert und behandelt.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) bricht seinen Urlaub ab und will am Mittwoch gemeinsam mit Experten über den Fall informieren. Er mahnte am Dienstagabend zur Besonnenheit: „Baden-Württemberg hat sich schon früh auf diesen Fall eingestellt. Alle beteiligten Stellen arbeiten eng und intensiv zusammen“, so der Minister. Es werde nun ermittelt, wer mit dem Patienten Kontakt hatte.
Spahn: Kein Anlass für Grenzschließung
Unterdessen melden immer mehr europäische Staaten Nachweise des Erregers. Österreich, Kroatien, das spanische Festland und die Schweiz berichteten am Dienstag von COVID-19-Fällen.
Auf der spanischen Urlaubsinsel Teneriffa wurde nach einer bestätigten Erkrankung ein großes Hotel mit rund 1000 Touristen - darunter auch Deutsche - praktisch unter Quarantäne gestellt. In der Golf-Region droht sich das Virus ebenfalls auszubreiten.
Grenzüberschreitende Reisesperren sind nach Ansicht mehrerer europäischer Staaten auch angesichts des Coronavirus-Ausbruchs in Italien keine angemessene Antwort. Das sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn am Dienstag in Rom nach einem Krisentreffen.
„Wir sind gemeinsam der Meinung, dass zu diesem Zeitpunkt, jetzt, Reisebeschränkungen oder gar das Schließen von Grenzen keine angemessene, verhältnismäßige Maßnahme wäre“, erläuterte der CDU-Politiker. Die Gesundheitsminister aus Italien, Deutschland, Österreich, Slowenien, Frankreich, Kroatien und der Schweiz hatten gemeinsam in Rom über die Lage beraten. (dpa)