Aids

Frauen sind bei der HIV-Diagnose benachteiligt

Aids-Experten in Deutschland schlagen Alarm: Besonders bei Frauen werden HIV-Infektionen oft viel zu spät diagnostiziert.

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Infusion: Die HIV-Diagnose wurde 2013 bei 41 Prozent der betroffenen Frauen erst bei einem weit fortgeschrittenen Immundefekt gestellt.

Infusion: Die HIV-Diagnose wurde 2013 bei 41 Prozent der betroffenen Frauen erst bei einem weit fortgeschrittenen Immundefekt gestellt.

© Saenjo / fotolia.com

BERLIN. Viele Frauen erfahren erst, dass sie HIV-positiv sind, wenn lebensbedrohliche Erkrankungen auftreten.

Selbst dann dauert es oft noch lange, bis die Diagnose gestellt wird, kritisiert die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) in einer Mitteilung zum Internationalen Frauentag.

"Frauen, die ein HIV-Risiko gehabt haben könnten, sollten sich testen lassen. Der Test ermöglicht im Fall einer HIV-Infektion eine rechtzeitige Therapie und damit ein weitgehend normales Leben!", wird Sylvia Urban vom DAH-Vorstand zitiert.

"Ärzte sollten in Erwägung ziehen, dass ihre Patientinnen infiziert sein könnten, auch wenn sie nicht zu den klassischen Betroffenengruppen gehören."

Symptome oft unspezifisch

Ein HIV-Test wird betroffenen Frauen oft jahrelang nicht angeboten - häufig trotz entsprechender Symptome. Diese sind bekannterweise oft unspezifisch und werden nicht richtig gedeutet.

Bei vielen Frauen wird zudem nicht an eine HIV-Infektion gedacht, weil sie nicht zu Risikogruppen wie Prostituierte oder Drogenkonsumenten gehören. So kann es zu vermeidbaren Gesundheitsschäden mit teilweise tödlichen Folgen kommen.

Nach Angaben der DAH werden Frauen im Mittel deutlich später auf HIV getestet als Männer. Das belegen auch die Zahlen zur HIV: Nach Schätzungen wissen 83 Prozent der HIV-positiven Menschen in Deutschland von ihrer Infektion.

Bei den Frauen sind es nur 73 Prozent - obwohl viele von ihnen in der Schwangerschaft routinemäßig auf HIV getestet werden.

Bei etwa 1100 Menschen in Deutschland ergab sich im Jahr 2013 erst bei Auftreten eines schweren Immundefektes, dass sie HIV-infiziert waren. 23 Prozent davon waren Frauen, obwohl ihr Anteil an den neuen HIV-Diagnosen in Deutschland nur 18 Prozent beträgt.

Insgesamt wurde 2013 die HIV-Diagnose bei 41 Prozent der Frauen erst bei bereits weit fortgeschrittenem Immundefekt gestellt. Im Durchschnitt aller Neuinfizierten waren es 31 Prozent.

Der Trend wird auch durch eine Untersuchung an der Uniklinik Düsseldorf bestätigt, berichtet die DAH. Darin wurden die Daten von 550 Patientinnen ausgewertet.

Bei 80 Prozent von ihnen lag die Zahl der Helferzellen bei der HIV-Diagnose bereits unter 350 pro Mikroliter Blut - also unter der Grenze, ab der eine Therapie dringend empfohlen wird.

Immer mehr Frauen in Behandlung

Zu den Zahlen passt auch, dass nach Berichten von Mitarbeitern der Aidshilfe auf den Infektionsstationen der Kliniken seit einiger Zeit immer mehr Frauen mit Aids in Behandlung sind.

Dieser Trend könnte sich fortsetzen: Von den geschätzten 14.000 Menschen, die in Deutschland mit HIV leben, ohne es zu wissen, sind ein Viertel (3700) Frauen.

Abhilfe schaffen können nur gezielte frühe HIV-Tests. Doch vielen Ärzten fällt es schwer, das vermeintliche Schmuddelthema HIV anzusprechen, auch weil sie dann mit ihren Patientinnen über Sexualität reden müssten.

Die Deutsche AIDS-Hilfe bietet unter dem Titel "Let's talk about Sex!" Fortbildungen zur Gesprächsführung an und bietet auch eine Broschüre für Ärzte mit dem gleichen Titel an.

"Mit HIV kann man heute gut leben", sagt Urban: "Dass Menschen an Aids erkranken und sterben, können wir verhindern. Dazu müssen wir Ängste thematisieren und die Themen HIV und Sexualität weiter enttabuisieren." (eis/eb)

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