Fehler und Erfolge

Fünf Jahre Corona: Caritaspräsidentin zieht Bilanz

Caritaspräsidentin Maria Welskop-Defaa fordert fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie eine bessere Aufarbeitung. COVID-19 habe größere politische und gesellschaftliche Folgen als viele glaubten.

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Caritas-Präsidentin Maria Welskop-Defaa: „Corona war ein Wendepunkt.“

Caritas-Präsidentin Maria Welskop-Defaa: „Corona war ein Wendepunkt.“

© Jens Krick / Flashpic / picture alliance

Freiburg. Die Corona-Krise hat nach Beobachtung von Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa bis heute größere politische und gesellschaftliche Folgen, als sich viele eingestehen wollen. Ein Beispiel seien die aktuellen Debatten über Migration, Grenzen und Nationalstaaten, sagte Welskop-Deffaa der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. „Corona war hier ein Wendepunkt.“

Welskop-Deffaa betonte, Grenzen hätten plötzlich wieder als etwas gegolten, mit dem man Böses außen vor halten könne. „Die aktuellen Debatten in der Migrationspolitik, die Anziehungskraft der Vorstellung, wir müssten äußere Bedrohungen mit neuen Grenzmauern von uns fernhalten, scheint mir ohne die Corona-Erfahrungen kaum erklärlich.“ Welskop-Deffaa bezeichnete dies als Gefahr, „weil es Türen öffnet für populistische Politik, die Ängste missbraucht, indem sie sie schürt“.

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„Schutz der Alten war große Leistung“

Die Caritas-Präsidentin bezeichnete den Schutz der besonders verletzlichen, alten Menschen in der Pandemie als große gesellschaftliche Leistung. Eine andere Frage sei aber, ob es immer gelungen sei, die Restriktionen für die junge Generation schnell genug wieder zurückzufahren. Fraglich sei auch, ob die Politik bei den monatelangen Schulschließungen genügend auf den Rat von Pädagoginnen und Psychologinnen gehört habe. „Ich maße mir nicht an, hier abschließend zu urteilen. Aber die offenkundige psychische Belastung vieler junger Menschen heute ist sicher nicht losgelöst von den Corona-Erfahrungen zu sehen.“

Welskop-Deffaa warnte, sich in der Aufarbeitung immer nur gegenseitige Fehler vorzuhalten. „Wenn wir eine solche Debatte befeuern, können wir sicher sein, dass in der nächsten Krise mehr Versagen entsteht. In einem Klima ängstlicher Vorsicht, bloß nichts falsch zu machen, ist niemand bereit, mutig Verantwortung zu übernehmen.“

Angst vor Querdenkern

Als Grund, warum der Bundestag bislang keine umfassende Corona-Aufarbeitung angegangen ist, nannte die Caritaspräsidentin die Sorge, dass eine Enquete-Kommission Querdenkern und Populisten aus dem Umfeld der AfD eine allzu breite Bühne für krude Theorien geboten hätte.

Der Deutsche Caritasverband ist der größte deutsche Sozialverband und der größte private Arbeitgeber. Laut eigenen Angaben sind bundesweit rund 740.000 Menschen in 25.000 Caritas-Einrichtungen beschäftigt. Hinzu kommen mehrere Hunderttausend Ehrenamtliche. Zu den Arbeitsfeldern gehören beispielsweise Altenhilfe, Kindertagesstätten, Gesundheits-, Migrations- oder Schuldnerberatung. Welskop-Deffaa leitet den Dachverband seit Ende 2021. (KNA)

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