Im Mausmodell
Gentherapie mit H19 erfolgreich bei Herzschwäche
Neuer Ansatz für Gentherapie bei Herzinsuffizienz: Bei Mäusen ließ sich die Herzfunktion deutlich verbessern und der Krankheitsverlauf sogar teilweise rückgängig machen.
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Bei Mäusen bereits erfolgreich: Durch Gabe des H19-Gens verbesserte sich die Herzfunktion.
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Hannover. Die Myokard-Hypertrophie, etwa infolge von Bluthochdruck, führt bekanntlich häufig zu Herzinsuffizienz. Bislang können Therapien das geschwächte Herz nur entlasten und Beschwerden wie Kurzatmigkeit oder chronische Müdigkeit lindern.
Jetzt haben Forscher vom Institut für Molekulare und Translationale Therapiestrategien der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) einen Weg entdeckt, den Krankheitsverlauf rückgängig zu machen, teilt die MHH mit.
Biomolekül H19: Schlüssel zur besseren Herzfunktion
Der Schlüssel zur Therapie ist eine sogenannte lange, nicht-codierende RNA (lncRNA) namens H19. Sie regelt bestimmte Wachstums- und Entwicklungsprozesse im Körper.
In ihrer Studie haben die Wissenschaftler um Dr. Janika Viereck und Anne Bührke beobachtet, dass H19 in geschwächten Herzen offenbar verloren geht – bei Mäusen und Schweinen ebenso wie bei Menschen mit verschiedenen Herzerkrankungen (European Heart Journal 2020; online 13. Juli).
„Durch eine gezielte Gentherapie mit H19 konnten wir im Mausmodell diesen Mangel ausgleichen, die Herzfunktion deutlich verbessern und den Krankheitsverlauf sogar teilweise rückgängig machen“, wird Viereck in der Mitteilung der MHH zitiert.
Umgebauter Virus-Vektor als Genfähre genutzt
Für die Therapie hat das Forschungsteam einen umgebauten Virus-Vektor genutzt, der als Genfähre die Erbinformation für H19 gezielt in die Herzmuskelzellen schleust, wo der Bauplan für die lncRNA dann direkt umgesetzt wird.
Das Besondere: H19 hat sich im Laufe der Evolution in seiner Struktur kaum verändert. So erzielte nicht nur das mausspezifische H19-Gen einen therapeutischen Effekt in den Versuchsmäusen.
Die positive Wirkung konnte auch durch Gabe des menschlichen H19-Gens nachgewiesen werden, heißt es in der Mitteilung. „Deshalb hoffen wir, dass unsere Methode auch im Menschen gut funktionieren wird“, sagt Studienautor Dr. Christian Bär. Die Ergebnisse dienen als wichtige Grundlage für eine mögliche weiterführende klinische Entwicklung der Gentherapie.
Unterstützt wurde die Studie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Klinischen Forschungsgruppe FOR 311, die an der MHH Behandlungsstrategien und reparative Therapien bei schweren Herz- und Lungenkrankheiten entwickelt. (ikr)