RKI-Zahlen

HIV-Neuinfektionen auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie

Immer weniger Menschen in Deutschland infizieren sich mit den HI-Virus. Wird die Corona-Pandemie ausgeklammert, setzt sich dieser Trend wohl auch in 2023 fort. Dies gilt jedoch nicht außerhalb der Schwulen-Community.

Veröffentlicht:
Stethoskop liegt neben einer Aidsschleife

Schutz vor HIV: Die PrEP erreiche noch lange nicht alle Menschen, die sich damit vor HIV schützen könnten, meint die Deutsche Aidshilfe.

© Siam / stock.adobe.com

Berlin. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland wird für das Jahr 2023 auf 2.200 geschätzt. Damit liegt sie über der Zahl für 2022 (1.900) und wieder ungefähr auf dem Niveau wie vor der COVID-19-Pandemie, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag mit.

Die Zahlen des aktuellen Epidemiologischen Bulletins des RKI zeigen auch: Im Vergleich zu den Vorjahren blieb der Anteil der Erstdiagnosen mit fortgeschrittener Infektion bzw. im Stadium AIDS etwa konstant. Und: Da HIV in der Regel nicht mehr zum Tod führt, stieg bis Ende 2023 die Anzahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, auf 96.700. Von diesen sind etwa 8.200 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert.

Rückläufiger Trend nur bei MSM

Der rückläufige Trend der präpandemischen Jahre bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), habe sich fortgesetzt, schreibt das RKI. 2023 lag die geschätzte Zahl der Neuinfektionen in dieser Gruppe bei 1.200 und damit niedriger als 2019 (1.400).

Die Zahl der HIV-Infektionen bei intravenös Drogen konsumierenden Menschen steigt hingegen seit 2010 kontinuierlich an. Eine leichte Steigerung gab es auch bei heterosexuellen Übertragungen, wobei die Schätzzahl laut RKI mit methodischen Unsicherheiten behaftet ist; ob ein realer Anstieg dahinter stecke, müsse sich erst noch zeigen.

Lesen sie auch

„Die Erfolge bei schwulen Männern machen Mut, könnten aber noch größer sein. Der Anstieg bei Drogen konsumierenden Menschen ist besorgniserregend und verlangt dringend nach Antworten in der Prävention“, kommentiert Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe in der Mitteilung der Deutschen Aidshilfe am Donnerstag.

Die Vergabe steriler Spritzen und Konsumutensilien sei die Grundlage für die Präventionserfolge in dieser Gruppe in den letzten 40 Jahren. In einer RKI-Studie gab jedoch kürzlich ein Drittel der befragten Drogenhilfeeinrichtungen an, nicht genug Geld für eine bedarfsgerechte Versorgung zu haben, schreibt die Deutsche Aidshilfe.

„Wir brauchen mehr PrEP-verordnende Praxen“

Dem RKI zufolge sei die medikamentöse Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) erfolgreich, erreiche aber noch lange nicht alle Menschen, die sich damit vor HIV schützen könnten. Bisher wird die PrEP vor allem von MSM genutzt. Aber auch andere Menschen könnten davon profitieren. So ergab eine Studie der Deutschen Aidshilfe, dass viele Sexarbeiterinnen wenig über die PrEP wissen, teilweise aber großes Interesse daran haben, wenn sie davon hören.

Warminsky fordert: „Wir brauchen mehr PrEP-verordnende Praxen, um lange Fahrwege und Wartezeiten zu vermeiden. Dafür müssen die Hürden für Ärzt*innen, die PrEP als Kassenleistung verordnen wollen, weiter gesenkt werden.“

Zudem sei es essenziell, dass alle Menschen in Deutschland, auch jene ohne Krankenversicherung, Zugang zur HIV-Therapie bekämen. Und: Testangebote müssen laut Aidshilfe ausgebaut werden. (eb)

Lesen sie auch
Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag.

© Roche Diagnostics

Hepatitis-Screening: noch zu wenig bekannt

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Diagnostics Deutschland GmbH, Mannheim
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger