Mentales Training
Haare verraten, was beim Stressabbau hilft
An Haaren lässt sich das Stressniveau objektiver ablesen als aus Selbstauskünften. Das stellt auch die Forschung zu mentalem Training auf neue Füße.
Veröffentlicht:Leipzig. Mit einem mentalen Training kann die Stressbelastung reduziert werden. Anhand der Konzentrationen des Stresshormons Cortisol in den Haaren lässt sich das physiologisch messen. Das hat jetzt die Doktorandin Lara Puhlmann am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig mit ihrem Forscherteam herausgefunden (Psychosomatic Medicine 2021; 83 (8): 894-908).
Die Cortisolmenge im Haar zeigt an, wie stark anhaltender Stress eine Person belastet, erinnert das Max-Planck-Institut in einer Mitteilung zur Veröffentlichung der Studie: Das Hormon werde nämlich in Stresssituationen ausgeschüttet; dauern diese Situationen an, zirkuliere auch Cortisol länger im Körper und sammele sich entsprechend in den Haaren an. Die Haare wüchsen monatlich etwa einen Zentimeter.
Cortisolkonzentration im Haar
Das hat sich Puhlmann mit ihrem Team zu Nutze gemacht: Sie verwendeten die Cortisolkonzentration in den Haaren als Maß für die Stressbelastung der Probanden. Für die Studie machten 111 Probanden über neun Monate hinweg verschiedene Formen von mentalem Training – und zwar an sechs Tagen pro Woche, 30 Minuten am Tag. Dreimal nahm das Forscherteam Haarproben: nach drei, sechs und neun Monaten seit Beginn des mentalen Trainings.
Das Ergebnis: Die größte Reduktion der Cortisolkonzentration in den Haaren stellten die Forscher bei der zweiten Messung, sechs Monate nach Studienbeginn, fest: um durchschnittlich 25 Prozent, heißt es in der Mitteilung, im Vergleich zum Ausgangswert.
Ausreichend lange trainieren
Innerhalb der ersten drei Monate war die Cortisolkonzentration nur wenig gesunken und in den letzten drei Monaten änderte sich das Cortisolniveau kaum. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass Patienten erst ausreichend lang für den gewünschten Stressabbau trainieren müssten, wird in der Mitteilung betont. Die verschiedenen Inhalte des Trainings machten dabei keinen Unterschied; möglicherweise waren die untersuchten Ansätze ähnlich effektiv.
Bisher basierten Erkenntnisse zur Reduktion von chronischem Stress durch mentales Training häufig auf Selbstauskünften der Probanden, heißt es in der Mitteilung. Diese Methode sei jedoch anfällig für Verzerrungen: so spielten soziale Erwünschtheit und Placebo-Effekte eine Rolle. Sogenannte geblindete Untersuchungen seien zu mentalen Trainings nicht möglich.
„In der Achtsamkeitsforschung nutzen wir zunehmend objektivere, also physiologische Methoden, um stressreduzierende Wirkung präziser messen zu können“, wird Puhlmann in der Mitteilung zitiert.