Alopezia areata

Haarfollikel als Depot für Arzneimittel

Nanopartikel könnten dabei helfen, die Therapie bei Alopezia areata zu verbessern.

Veröffentlicht:

Saarbrücken. Dass sich Medikamente über die Haut verabreichen lassen, ist bereits bekannt: In biologisch abbaubare Nanopartikel verpackt, können sie über die Haarfollikel in den Körper eingeschleust werden.

Forscher haben nun demonstriert, dass dieser Mechanismus auch bei den Kopfhaaren des Menschen funktioniert – und das sogar bei Patienten, die an Alopezia areata leiden, berichtet die Uni des Saarlandes. Das könnte die Wirksamkeit einer lokalen Behandlung zukünftig verbessern.

Entzündlich bedingter Haarausfall

Alopezia Areata ist bekanntlich ein entzündlich bedingter, reversibler Haarausfall, bei dem kreisrunde kahle Stellen auf dem Kopf entstehen. Rund zwei Prozent der Weltbevölkerung sind von der Erkrankung betroffen. Medikamente zur Behandlung bei Alopezia Areata werden bisher entweder in Tablettenform verabreicht oder großflächig auf der Kopfhaut angewendet. Dabei handelt es sich etwa um Cortison-Präparate, die ja starke Nebenwirkungen hervorrufen können.

„Um die Arzneimittelbelastung zu minimieren, wäre es von Vorteil, die Wirkstoffe direkt an ihren Wirkort, nämlich in die Haarfollikel, zu bringen“, wird Studienleiter Professor Claus-Michael Lehr, in der Mitteilung der Universität des Saarlandes zitiert.

Seine Idee ist es, eine solche gezielte „Anlieferung“ mithilfe von biologisch abbaubaren Nanopartikeln zu ermöglichen; diese würden gleichermaßen als Verpackung und Transportvehikel für die Wirkstoffe dienen. Auf diese Weise könnten möglichst viele Wirkstoffe in die Haarfollikel eindringen.

In früheren Studien hatten Professor Claus-Michael Lehr und sein Team demonstriert, dass es grundsätzlich möglich ist, Wirkstoffe mithilfe von Nanopartikeln einzuschleusen – bisher allerdings nur an behaarter Haut, nämlich am menschlichen Unterarm sowie im Laborexperiment an der Haut von Schweineohren. Für den Kopf war der Mechanismus nicht nachgewiesen worden. „Darüber hinaus haben wir uns gefragt, ob Nanopartikel überhaupt in Haarfollikel eindringen können, die vom Haarausfall betroffen sind“, sagt Lehr.

Für ihre aktuelle Studie bezogen die Forscher daher unterschiedliche Gruppen ein: gesunde Probanden, kürzlich gestorbene Körperspender sowie Patienten mit Alopezia areata (J Invest Dermatol 2019; online 2. Juli).

Wirkstoffdepot im Haarfollikel

Als Nanopartikel wurden biologisch abbaubare, bio-kompatible Polymere genutzt, die mit einem fluoreszierenden Farbstoff markiert wurden. „Wir konnten zeigen, dass das, was für Unterarme und die Haut des Schweineohrs gilt, auch für das Haupthaar zutrifft – selbst dann, wenn das Haar erkrankt ist und der Haarschaft nicht mehr vorhanden ist“, fasst Lehr die Ergebnisse in der Mitteilung zusammen.

Mittels dermatologischer Untersuchungen, bei denen die Haut mikroskopisch bis in tiefere Schichten untersucht wird, fanden die Forscher heraus, dass im Haarfollikel ein Wirkstoffdepot angelegt wird, in dem das verkapselte Medikament gut gegen äußere Einflüsse wie Waschen geschützt ist.

„Die Nanopartikel lagern sich im oberen Teil der Haarfollikel ab. Wir nehmen an, dass sie das Medikament kontrolliert freisetzen, dass es von dort an den Grund des Haarfollikels diffundiert und von den follikulären Epithelzellen und Immunzellen aufgenommen wird“, wird Professor Thomas Vogt, ebenfalls an der Studie beteiligt, in der Mitteilung zitiert.

Im nächsten Schritt wollen die Forscher die Partikel mit Wirkstoffen beladen, da in der aktuellen Arbeit lediglich „Dummys“ benutzt wurden. Dabei solle es darum gehen, den nackten Wirkstoff und das Nano-Medikament miteinander zu vergleichen, so Lehr. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

BfArM-Hinweis

Rote-Hand-Brief zu Opzelura® 15 mg / g Creme

Das könnte Sie auch interessieren
Wie kann Microneedling die Heilung der Haut verbessern?

© marcinm111, überarbeitet von Brickenkamp PR

Moderne Narbentherapie

Wie kann Microneedling die Heilung der Haut verbessern?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Den Diabetischen Fuß verhindern – gute Fußpflege zählt

© (sasirin pamai | iStock)

Diabetes & Dermatologie

Den Diabetischen Fuß verhindern – gute Fußpflege zählt

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Aktuelles Fachwissen auf medbee

© Brickenkamp PR | Bayer Vital GmbH | Springer Medizin Verlag GmbH

Dermatologie im Fokus

Aktuelles Fachwissen auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Weniger als 50% der Systemtherapie-geeigneten Patientinnen und Patienten werden auch eine Systemtherapie beginnen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Atopische Dermatitis

Optimale Krankheitskontrolle mit der richtigen Behandlung für höhere Patientenzufriedenheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH und Co. KG, Wiesbaden
JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

© Cunaplus_M.Faba / Getty Images / iStock

Atopische Dermatitis

JAK-Inhibitor: Zulassungserweiterung bei Jugendlichen mit AD

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie GmbH und Co. KG, Wiesbaden
Abb. 1: Behandlungsalgorithmus für das lokal fortgeschrittene BCC

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Fortgeschrittenes Basalzellkarzinom

Management der Langzeittherapie mit Sonidegib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sun Pharmaceuticals Germany GmbH, Leverkusen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Belastungsfähigkeit verbessern

Regelmäßig in die Sauna – hilft das bei Herzinsuffizienz?

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Verbale Blumensträuße für die designierte Bundesgesundheitsministerin: Die Selbstverwaltung setzt auf die Neue an der BMG-Spitze.

© PhotoSG / stock.adobe.com

Update

Juristin an BMG-Spitze

Selbstverwaltung hofft auf neuen Kommunikationsstil unter Nina Warken