Hautkrebs wird zur Volkskrankheit
Hautkrebs entwickelt sich zur Volkskrankheit. Von einer "Pandemie", die ungebremst zunehme, spricht Professor Dr. Thomas Luger, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Ein Grund für die hohen Entdeckungsraten ist das Hautkrebs-Screening.
Veröffentlicht:BERLIN. Das Hautkrebs-Screening führt durch eine höhere Entdeckungsrate auch zu einem steten Anstieg von Hautkrebserkrankungen.
Bis auf wenige Ausnahmen hätten die Ärzte den gesetzlichen Auftrag zum Hautkrebs-Screening angenommen, sagte Professor Matthias Augustin bei einer Pressekonferenz in Berlin im Vorfeld der am Mittwoch in Dresden beginnenden Jahrestagung der Gesellschaft.
Seit 2008 hätten Ärzte rund 13 Millionen Screenings vorgenommen, rund 340 je Hautarzt und Quartal, rechnete der Leiter des Hamburger Competenzzentrums Versorgungsforschung in der Dermatologie vor.
Die steigende Zahl ambulanter Operationen in der Folge der wachsenden Zahl entdeckter Krebserkrankungen führe zu steigenden Kosten in der gesetzlichen Krankenversicherung. Mittelfristig würden sich die Mehrausgaben rechnen, weil perspektivisch die Behandlungskosten für schwere Fälle sänken.
Jedes Jahr entdecken die Dermatologen in Deutschland 193.000 neue Fälle von Hautkrebs. 874.000 Menschen sind derzeit wegen dieser Krankheit in Behandlung, die überwiegende Mehrheit von ihnen wegen Basaliomen und Spinaliomen.
Das maligne Melanom trat nach Zählung der DDG rund 17000 Mal auf, etwa 9000 Mal bei Frauen und 7000 Mal bei Männern. 1980 waren etwa je 2000 Fälle entdeckt worden. Es müsse mit einem weiteren Anstieg der Erkrankungen gerechnet werden, je mehr Menschen an den Screenings teilnähmen.
Bei einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag der DDG gaben im März 28 Prozent der Befragten an, bislang das gesetzliche Hautkrebs-Screening in Anspruch genommen zu haben.
In den vergangenen 30 Jahren hätten sich die Fünf-Jahres-Überlebensraten aller an Hautkrebs Erkrankten von 75 auf 84 Prozent bei Männern und bei Frauen von 80 auf 88 Prozent verbessert, erklärte Professor Rudolf Stadler, der Generalsekretär der DDG.
Aber: "Trotz bisheriger therapeutischer Anstrengungen ist das maligne Melanom bei zu später Diagnosestellung eine tödliche Erkrankung", sagte Stadler. Die Ein-Jahres-Überlebensrate der daran Erkrankten liege bei lediglich 26 Prozent.
Auch wenn eine Heilung des "schwarzen Hautkrebses" noch nicht möglich ist, keimt doch Hoffnung auf. In der Therapie des Hautkrebs finde derzeit ein Paradigmenwechsel statt, sagte Stadler. Nicht mehr nur die Chirurgie, die Bestrahlung, die Chemo- und Hormontherapien stünden Ärzten zur Verfügung, sondern auch Anwendungen der individualisierten Medizin.
Die Zukunftsperspektiven für die Therapie des malignen Melanoms lägen in der Chemosensitivitätstestung, der Entwicklung individualisierter Hemmer, den so genannten kleinen Molekülen, sowie in individualisierten Immuntherapien. Grundlage der neuen Therapien sei das Verständnis der molekularen Schritte von der Pigmentzelle bis zum malignen Melanom.
Mit dem Wirkstoff Vemurafenib stehe noch in diesem Jahr ein Molekül zur Therapie des metastasierten Melanoms zur Verfügung, kündigte Stadler an. Parallel dazu werde der Einsatz immunmodulatorischer Antikörper vorangetrieben. Damit werde die Blockade von das Melanom angreifenden Antikörpern aufgehoben, erläuterte er.