Grund für späten Notruf?

Herzinfarkt-Symptome im Alter öfter atypisch

Die führende Symptomatik eines Myokardinfarkts verändert sich altersabhängig. Bei Senioren stehen Thoraxbeschwerden oft nicht im Vordergrund.

Von Dr. Beate Schumacher Veröffentlicht:
Kurzatmigkeit ist eines der atypischen Symptome, die - besonders bei Älteren - auf einen Herzinfarkt hinweisen können.

Kurzatmigkeit ist eines der atypischen Symptome, die - besonders bei Älteren - auf einen Herzinfarkt hinweisen können.

© nandyphotos / stock.adobe.com

Worcester. Zwischen den ersten Symptomen eines Herzinfarkts und dem Anruf beim Notarzt vergeht oft viel Zeit, zu viel Zeit. Ein Ärzteteam der Universität in Worcester (USA) fordert daher dazu auf, „Patienten und Ärzte besser über die Vielfältigkeit von Symptomen aufzuklären, die bei einem akuten Herzinfarkt auftreten können“.

Dies sei besonders bei älteren Patienten wichtig. Bei ihnen stehen wesentlich häufiger als bei jüngeren sogenannte atypische Beschwerden im Vordergrund, wie die Ärzte um Mayra Tisminetzky anhand von Daten der Worcester Heart Attack Study belegt haben (Am J Med 2020, online 18. März).

40 Prozent mit einem ST-Hebungsinfarkt

Ausgewertet wurden die Daten von 2586 Patienten mit einem ersten Herzinfarkt; bei 40 Prozent handelte es sich um einen ST-Hebungsinfarkt, Jüngere waren davon öfter betroffen als Ältere.

Als führendes Symptom bei der Vorstellung in der Notaufnahme, im Schnitt knapp zwei Stunden nach den ersten Zeichen, gaben 72 Prozent typische Beschwerden an. Als solche galten nur Schmerzen, Druck, Engegefühl oder Missempfinden im Thorax sowie substernale Thoraxschmerzen.

Alle anderen Beschwerden, etwa Schmerzen im linken Arm, Kurzatmigkeit oder Synkope, waren als „atypisch“ definiert; sie gewannen mit zunehmendem Alter kontinuierlich an Bedeutung: Bei den unter 55-Jährigen dominierten sie nur bei 11 Prozent, in den Altersgruppen 55–64, 65–74, 74–84 und ab 85 bei 17, 28, 40 und 51 Prozent.

Schmerzen im Brustkorb wurden insgesamt am häufigsten als Hauptsymptom genannt, in der jüngsten Gruppe sogar von 83 Prozent, in der ältesten aber nur noch von 45 Prozent. Bei den atypischen Symptomen führte Kurzatmigkeit vor Schwäche/Fatigue die Rangliste an, bei den über 85-Jährigen standen sie bei etwa 20 bzw. 10 Prozent im Vordergrund.

Alarmieren des Notarztes erfolgt häufig stark verzögert

Die Zeitverzögerung von Symptombeginn bis zum Erreichen des Krankenhauses war bei Jüngeren etwas kürzer als bei über 75-Jährigen (1,8 vs. 2,0 Stunden). Bei Letzteren führten atypische Symptome zur stärksten Verzögerung (2,2 Stunden), möglicherweise weil Komorbiditäten die richtige Zuordnung erschwerten. Die Unterschiede lagen allerdings unterhalb der statistischen Relevanz.

Tisminetzky und Kollegen betonen daher, dass unabhängig vom Alter nach den ersten Symptomen eines Herzinfarkts immer noch zu lange mit dem Alarmieren des Notarztes gewartet wird. Speziell bei älteren Patienten sei zudem zu beachten, dass sie deutlich häufiger eine atypische Symptomatik zeigten.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EvidenzUpdate-Podcast

NVL-„Jubel“, SCOT-HEART-Kritik – und die Soundmaschine

SGLT2-Inhibitoren und GLP1-Rezeptoragonisten

Alter beeinflusst wohl Wirksamkeit von Diabetesmedikamenten

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
Abb. 1: Studie HF-OPT: Verbesserte LVEF unter medikamentöser Behandlung + Defibrillatorweste (Tag 0–90) und nachfolgender medikamentöser Behandlung (Tag 90–360)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion

Optimale medikamentöse Therapie plus Defibrillatorweste schützt vor Plötzlichem Herztod

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Ernährung

Salzersatz senkt offenbar Risiko für Schlaganfall-Rezidive

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung