Darmkrebs aufspüren
Immuntests stechen Enzymtests aus
Beim Darmkrebs-Screening sind immunologische Tests den enzymatischen Verfahren deutlich überlegen, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums aufgezeigt.
Veröffentlicht:HEIDELBERG. Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben bei 2009 Probanden mit immunologischen Tests doppelt so viele Darmkrebserkrankungen und fast dreimal so viele Krebsvorstufen entdeckt wie mit einem enzymatischen Test (Eur J Cancer 2013; online 22. Mai).
Die Epidemiologen um Professor Hermann Brenner und Dr. Sha Tao verwendeten zum Nachweis von Hämoglobin mit Antikörpern drei immunologische fäkale Okkultbluttests (iFOBT). Verglichen wurden die Ergebnisse mit dem enzymatischen Hämoccult-Test (gFOBT).
Ergebnisse von 2414 Teilnehmern
Alle Probanden hatten kurz vor einer Screening-Koloskopie eine Stuhlprobe für die Tests abgegeben. Einschränkungen bei der Ernährung, wie sie bei dem Enzymtest empfohlen werden, gab es nicht. Eine Verfälschung des Gesamtergebnisses wurde aufgrund des Studiendesigns nicht erwartet.
Damit überhaupt ein Vergleich der beiden unterschiedlichen Nachweismethoden (qualitativ versus quantitativ) möglich wurde, wählten die Wissenschaftler den Hämoglobin-Schwellenwert so, dass beide Verfahren die gleiche Zahl positiver Ergebnisse erbrachten.
Sie gingen dabei von den Ergebnissen bei der Anwendung des enzymatischen Tests aus, die bei 111 Probanden (5%) positiv ausfielen. Von insgesamt 2414 Teilnehmern zwischen 50 und 79 Jahren konnten schließlich die Testergebnisse für die Endauswertung genutzt werden.
Beim enzymatischen Test auf okkultes Blut lagen die positiven Vorhersagewerte für Darmkrebs, Adenome und frühe Vorstufen bei 4,5 und 17 sowie 31 Prozent.
Bei allen drei immunologischen Tests dagegen waren die Werte für Darmkrebs und Adenome etwa doppelt bzw. dreimal so hoch.
Nach immunologischen Test seltener Koloskopien erforderlich
Mit dem enzymatischen Test wurde ein Drittel der Darmkrebs-Fälle entdeckt (Sensitivität 33 Prozent). Die Sensitivität für Adenome betrug 8,6 und für frühe Vorstufen 5,5 Prozent.
Bei allen drei Veränderungen betrug die Spezifität des Tests mehr als 95 Prozent: Das heißt, bei 95 von 100 Probanden mit negativer Koloskopie war auch der Test auf okkultes Blut negativ.
Mit den drei immunologischen Tests konnten 53 bis 74 Prozent der Krebserkrankungen sowie 20 bis knapp 26 Prozent der Adenome aufgespürt werden. Darüber hinaus lag die Spezifität mit bis zu 97 Prozent noch etwas höher als beim enzymatischen Test (95 Prozent Spezifität).
Bei bis zu 68 Prozent der Probanden mit positivem immunologischen Test wurden in der anschließenden Koloskopie Gewebeveränderungen gefunden, aber nur bei 31 Prozent mit positivem Enzymtest.
Das bedeutet, dass nach immunologischen Tests viel seltener Koloskopien erforderlich sind, um einen Patienten mit Neoplasien zu entdecken, meinen die Forscher.
Plädoyer für immunologischen Stuhltest
"Wir haben hier erstmalig in einem Direktvergleich gezeigt, dass die diagnostische Aussagekraft der immunologischen Stuhltests bei einer gleichen Rate positiver Ergebnisse deutlich höher ist als die des Enzymtests", so Brenner in einer Mitteilung des DKFZ.
Und: "Tests auf verborgenes Blut im Stuhl werden weiter ein wichtiger Bestandteil der Früherkennung von Darmkrebs sein. Daher wären wir gut beraten, die immunologischen Tests auch in Deutschland in das Krebsfrüherkennungsangebot aufzunehmen. Damit könnten deutlich mehr Menschen einen lebensrettenden Hinweis auf eine verborgene Krebserkrankung erhalten."
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Pluspunkte für Immuntests