Kinderwunsch
In-vitro-Fertilisation: Tendenziell mehr Einlingsschwangerschaften
Die Reproduktionsmediziner ziehen eine positive Bilanz ihrer Aktivitäten im vergangenen Jahr, wollen Patientinnen dennoch noch stärker aufklären und Mehrlingsschwangerschaften verhindern.
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Beim Kinderwunsch fragen immer mehr Frauen über 40 reproduktionsmedizinischen Beistand nach.
© Natalie Neomi Isser / SZ Photo / picture alliance
Düsseldorf. Bis Ende vergangenen Jahres sind in Deutschland insgesamt 340.053 Kinder nach In-vitro-Fertilisationszyklen geboren worden. Der Anteil der Frühgeburten bei Einlingen beträgt lediglich noch 10,9 Prozent, bei Zwillingen allerdings 57,6 Prozent und bei Drillingen sogar 97,6 Prozent.
Das mittlere Alter der Patientinnen, die sich beim Kinderwunsch reproduktionsmedizinisch unterstützen lassen, steigt seit 2017 kontinuierlich an und liegt nunmehr bei 35,6 Jahren. Das mittlere Alter der Partner liegt stabil bei 38,5 Jahren.
Assistierte reproduktionsmedizinische Techniken sind mittlerweile eine sehr sichere Behandlungsmethode. Das früher häufiger aufgetretene Überstimulationssyndrom liegt lediglich noch bei 0,3 Prozent. Weitere Komplikationen wie Blutungen liegen bei 0,8 Prozent.
Diese Zahlen gehen aus dem Jahrbuch des Deutschen IVF-Registers (DIR) für 2020 hervor. Für 2020 verzeichnet das IVF-Register 139 Mitgliedszentren, 134 nahmen an der Befragung für das Jahrbuch 2020 teil.
Noch dominieren Frischzyklen
Insgesamt 62 .431 Frauen durchliefen 2020 im Schnitt 1,9 Zyklen. Der Anteil der Frischzyklen (IVF, ICSI, IVF/ICSI) liegt laut DIR zusammen bei etwa 58 Prozent. Der Anteil der Auftauzyklen nach Kryokonservierung nimmt stetig zu und liegt nunmehr bei 29,5 Prozent. Damit stehen zwei Frisch- einem Auftauzyklus gegenüber, so das DIR.
Die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer nach Frischzyklen seien 2020 leicht auf 31,9 Prozent (Vorjahr 32,7 Prozent) gesunken. Die Geburtenrate des Jahres 2020 nach Frischtransfer sei mit 23,3 Prozent stabil im Vergleich zum Vorjahr (23,5 Prozent pro Transfer).
Schwangerschafts- und Geburtenraten seien in erster Linie altersabhängig. Während Frauen mit 35 Jahren eine Schwangerschaftsrate von 38,8 Prozent und eine Geburtenrate von 30 Prozent aufwiesen, hätten Frauen ab 40 lediglich eine Schwangerschaftsrate von 18,9 Prozent und eine Geburtenrate von 10,6 Prozent pro Embryotransfer.
Die größte Gruppe bei den Patientinnen entfalle auf die zwischen 35 und 39 Jahren. Der Anteil der Patientinnen älter als 40 nehme jedoch stetig zu.
Anteil der Einlinge erstmals über 80 Prozent
Die Ziele der Kinderwunschmedizin sind nach Aussage von Professor Jan-Steffen Krüssel, Vorstand des Deutschen IVF-Registers, eigentlich einfach: „Wir möchten ein gesundes Kind einer gesunden Mutter.“. Dazu wollen die Reproduktionsmediziner die Mehrlingsschwangerschaften auch durch eine bessere Aufklärung der Paare deutlich reduzieren.
Erstmalig sei 2020 der Anteil der Einlinge über 81 Prozent gestiegen und der Anteil der Mehrlinge auf 18,3 Prozent gesunken – vor zwei Jahren habe dieser noch 22,0 Prozent betragen.