Psychreport der DAK

Junge Arbeitnehmer erkranken immer häufiger psychisch

Krankenkassen registrieren in Niedersachsen und Bremen eine Zunahme von Krankschreibungen wegen seelischer Leiden, allen voran Depressionen. In welchen Gruppen gibt es die größten Anstiege?

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Hannover. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Niedersachsen haben im vergangenen Jahr lange wegen Depressionen oder Ängsten im Job gefehlt. Die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen lagen um 53 Prozent über dem Niveau des Jahres 2012, teilte die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Samstag mit. Rein statistisch kamen auf 100 DAK-Versicherte 307 Fehltage. Dies sei ein neuer Höchststand. Die meisten psychisch bedingten Fehltage gab es im Gesundheitswesen. Die Branche lag 44 Prozent über dem Durchschnitt, wie aus dem repräsentativen Psychreport der DAK hervorgeht.

Der Landeschef der DAK-Gesundheit in Niedersachsen, Dirk Vennekold, zeigte sich besonders besorgt über den starken Anstieg bei jungen Beschäftigten. „Die seelische Gesundheit am Arbeitsplatz muss noch stärker im Fokus stehen und hinterfragt werden. Beschäftigte dürfen nicht Gefahr laufen, schon früh auszubrennen und aussteigen zu müssen“, betonte der Landeschef der Krankenversicherung.

Den stärksten Anstieg im Vergleich zu 2021 gab es bei den erwerbstätigen Männern zwischen 20 und 24 Jahren, gefolgt von den 30- bis 34-jährigen Arbeitnehmerinnen sowie 35- bis 39-jährigen weiblichen Beschäftigten.

An der Spitze: Depressionen

Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankungen dauerte im Durchschnitt 36,2 Tage. Die meisten Fehltage entfielen auf Depressionen, gefolgt von Belastungs- und Anpassungsstörungen sowie Angststörungen. Niedersachsen liegt laut DAK bei den psychisch bedingten Fehlzeiten um zwei Prozent über dem Bundesniveau.

Auch in Bremen und Bremerhaven wurde der stärkste Anstieg bei den jüngeren Altersgruppen verzeichnet. „In Bremen fallen vermehrt Berufseinsteiger wegen psychischer Erkrankung bei der Arbeit aus. Die Situation ist besorgniserregend“, sagte der Bremer DAK-Landeschef Jens Juncker.

Die KKH Kaufmännische Krankenkasse registrierte im vergangenen Jahr bundesweit rund 57.500 Krankschreibungen mit 2,3 Millionen Fehltagen wegen seelischer Leiden. Im Vergleich zu 2021 sei das ein Plus von rund 16 Prozent, teilte die Krankenversicherung mit Hauptsitz in Hannover kürzlich mit. Am meisten betroffen waren Arbeitnehmer in der Krankenpflege sowie in der Erziehung und Sozialarbeit. Die KKH registrierte 2022 ein „besorgniserregendes Plus“ von seelisch erkrankten Männern, auch wenn der Frauenanteil bei psychischen Leiden immer noch bei etwa 66 Prozent gelegen habe. (dpa)

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Kommentare
Gerhard Leinz 13.03.202311:21 Uhr

Depressionen: Chronifizierung verhindern heißt auch Arbeitskraft vonn Fachkräften erhalten!

Der Zunahme von au. Zeiten und Frühberentungen auf Grund psychischer Störungen besteht seit vielen Jahren. Schon im Jahr 2012 schrieb ich für das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt „Was ist uns die psychische Gesundheit wert?“. Fakt ist: Insbesondere Depressive scheitern bei der Psychotherapeutensuche. Depressive haben Antriebsstörungen und geben leicht auf:„ Es hat ja doch keinen Zweck. Es liegt an mir- ich muss alleine klar kommen. Ich muss mich einfach nur zusammenreißen“.

Die Schwelle für eine Behandlung bei Psychotherapeuten müssen durch Zulassung von mehr Psychotherapeuten gesenkt werden. Statt dessen betreiben die Krankenkassen Stimmungsmache zu Lasten der Psychotherapeuten. „Psychotherapeuten behandeln nicht die schwer gestörten Patient, sondern weniger kranke zu lange“. Und fordern gar noch mehr Kurzzeittherapie, wohlgemerkt bei den am schwersten gestörten...

Meine langjährige Erfahrung aus 25 Jahre Niederlassung sagt: Insbesondere depressive Störungen werden durch den Psychotherapeutenmangel chronifiziert. So werden auch schwer gestörte Depressive „erzeugt“, die allzu oft dann als Arbeits-/ als Fachkraft verloren gegangen sind . Schwer gestörte Pat. brauchen dann eine multinodale Therapie mit Ergänzung durch Ergotherapie, Sozialpädagogische Hilfen. Dafür sind die psychiatrischen Institutsambulanzen vorgesehen. Diese blockieren möglicherweise vorhandene Kapazitäten, indem sie weniger gestörten behandeln „können“, da es zu wenig Psychotherapeuten gibt“.

Dem Mangel an Psychotherapieplätze liegt zu Grunde, dass die Bedarfsplanung unterstellt, dass Psychotherapeuten wie Ärzte 55 Stunden/Woche arbeiten. Dies entspricht 36,5 Therapiestunden/Woche. Das tun Psychotherapeuten nicht. Das liegt an der Natur der Sache. Könnte ein Lehrer 36,5 Stunden die Woche unterrichten? Somit ergibt sich ein Fehlbedarf zwischen "Kopfzahl der Psychotherapeuten" in Bedarfsplanungssektoren und tatsächlicher Versorgungsabdeckung.

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