Schmerzexperten

Keine Schmerzmittel vor dem Sport!

Was tun, wenn Sport zu Schmerzen führt? Die Deutsche Schmerzgesellschaft fasst die aktuelle Datenlage zusammen und erläutert, was hilft – und was nicht.

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Schmerzen beim Sport lassen sich nach Ansicht eines Schmerzmediziners nicht durch Dehnen während der Bewegung verhindern.

Schmerzen beim Sport lassen sich nach Ansicht eines Schmerzmediziners nicht durch Dehnen während der Bewegung verhindern.

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Mannheim. Führen sportliche Aktivitäten zu Schmerzen, die über den üblichen Muskelkater hinausgehen, können Schmerzgels eine wirksame Option sein. Für Dehnübungen als Schmerzprävention gibt es hingegen keine Evidenz, ganz die Finger lassen sollte man von Schmerzmitteln vor dem Sport.

Daran erinnert die Deutsche Schmerzgesellschaft aus Anlass ihrer Jahrestagung gemeinsam mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, die bis zum 12. Oktober in Mannheim stattfindet.

Sport wirkt präventiv

Sport und Bewegung wirken bekanntermaßen präventiv gegen Schmerzen. Bei chronischen Rücken-, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen sind sie ein fester, leitliniengesicherter Bestandteil der Therapie. Zur Vorbeugung gegen Schmerzen nach dem Sport werden ja oft Dehnübungen während oder nach dem Sport empfohlen.

Davon ist Dr. Paul Nilges, ehemaliger Leitender Psychologe am DRK Schmerz-Zentrum Mainz, nicht überzeugt: „Wer sich danach besser fühlt, kann das machen. Eine Evidenz dafür haben wir aber nicht.“

Eine Meta-Analyse zum Einfluss von Dehnübungen zur Schmerzvermeidung nach dem Sport war zu dem Schluss gekommen, dass Dehnen keinen relevanten Einfluss auf das Entstehen von Schmerzen hat. Auch für Orthesen und Einlagen fanden sich keine überzeugenden Belege (Cochrane Database Syst Rev 2011; Jul(7): CD001256).

„Nicht gleich zur Tube greifen“

Anders sehe die Datenlage bei Schmerzgels aus. Hier seien Wissenschaftler zu dem Ergebnis gekommen, dass diese durchaus wirksam seien (Cochrane Database Syst Rev 2015; Jun(6): CD007402).

Aber: „Nicht gleich zur Tube greifen. Bei leichten Beschwerden sollte man die Belastung reduzieren und abwarten“, wird Dr. Paul Nilges, ehemaliger Leitender Psychologe am DRK Schmerz-Zentrum Mainz, in der Mitteilung der Gesellschaft zitiert.

Vor Schmerzmitteln vor dem Wettkampf warnt die Gesellschaft. „Aus Untersuchungen bei Marathonläufern wissen wir, dass die Hälfte vor dem Lauf Diclofenac, Ibuprofen oder Azetylsalizylsäure einnehmen, was gravierende Folgen haben kann“, betont Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft.

Neben der drohenden Überlastung von Gelenken und Sehnen schädigen die Substanzen die Blutgefäße, was zu Darmblutungen und Nierenversagen führen kann. „Unser Appell an Sportler: Hände weg von dieser Form des Medikamentenmissbrauchs!“ (mmr)

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 10.10.201911:41 Uhr

Sportschmerzen

Das körperlich-nervliche Alarmzeichen "Schmerz" zeigt ja "sinnvoller" Weise beim Sportler nur akut an, dass physisch eine "Noxe" (Schaden) aufgetreten ist. Im einfachsten Fall die Übersäuerung des Unaustrainierten in seinem Milchsäure (Laktat-) Stoffwechsel.
Nach akut schmerzhaften Sehnen- oder Muskelfaser-Verletzungen noch "Stretching"-Übungen durchzuführen, wäre ganz und gar kontra-induziert für den Heilungsprozeß.(s.a. die PECH-Regel!)
Vielfältige Dehnungsübungen n a c h dem Aufwärmen auf körperliche "Betriebstemperatur" und damit auch mentale "Wettkampfbereitschaft" hingegen, dürfte die b e s t e Verletzungs-Prävention überhaupt sein!
Weil so die Sehnen, Fascien, Gelenke und Muskeln schon mal für Schnellkraft-Aktionen "vorgespannt" werden. Gewissermaßen wie ein Flitzebogen ohne Verkrampfungen, die erst beim "Kaltstart" auftreten würden.
Die Einnahme von Schmerzmitteln vor und während des Wettkampfes sollte natürlich völlig obsolet sein, weil diese synthetischen Chemikalien ja dann akut mit dem Leistungsstoffwechsel interferieren, und auf jeden Fall körperlich schwächen müssen. Und, wie die gängigen Schmerzmittel AS-I-D, sogar Organblutungen unter physischer und Stoffwechsel-Belastung auslösen können.

Dr.med. vet. Horst Grünwoldt (früherer Leistungs-Sprinter), Rostock

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