Kommentar zu Supplementen und Chemotherapie

Komplementäres Risiko

Der Griff zu komplementär- oder alternativmedizinischen Präparaten ist unter Krebspatienten verbreitet. Das setzt sie dem Risiko von pharmakologischen Interaktionen aus – einem Risiko, von dem die behandelnden Ärzte oft nichts ahnen.

Von Robert Bublak Veröffentlicht:

Viele Krebspatienten hoffen, sich mit komplementärer oder gar alternativer Medizin etwas Gutes zu tun. Dass Menschen in mehr oder weniger verzweifelter Situation nach jedem Strohhalm greifen, um sich über Wasser zu halten, ist weder unverständlich noch verwerflich. Aber ungefährlich ist es auch nicht.

Der Griff zum komplementären Strohhalm erfolgt jedenfalls häufig. In einer aktuellen Studie haben 84 Prozent der befragten Krebspatienten angegeben, zu irgendeinem Zeitpunkt im Lauf der Behandlung Kräuter- oder Nahrungsergänzungsmittel zusätzlich eingenommen zu haben oder einzunehmen. Mit der Zeit – vor, während und nach der Chemotherapie – nahm der Anteil der Nutzer zu. Damit stieg dann auch die Zahl schwerer Interaktionen. Sie beeinflussten ganz wesentlich auch die Wirksamkeit der Chemotherapeutika, und zwar negativ.

Lesen Sie auch

Die Studie war klein, sie hatte nur 67 Teilnehmer. Das Problem allerdings ist groß. Das zeigt sich schon daran, dass trotz der wenigen Studienteilnehmer mehr als 1700 pharmakologische Interaktionen festgestellt wurden. An mehr als der Hälfte von ihnen waren besagte Kräuter und Supplemente beteiligt.

Hinzu kommt: Die behandelnden Ärzte wissen oft gar nicht, was ihre Patienten neben der verordneten Therapie so alles schlucken. Denn die Betroffenen sprechen nicht gern darüber. Die Gründe dafür sind schon früher untersucht worden (Sci Rep 2019;9:1573). Erstens macht die Furcht vor Missbilligung schweigsam. Und zweitens geben die Patienten an, sie würden gar nicht nach Komplementärpräparaten gefragt. Das zumindest ließe sich ärztlicherseits leicht ändern: Der Ort der Begegnung von Patient und Arzt heißt schließlich nicht umsonst Sprechzimmer.

Schreiben Sie dem Autor: robert.bublak@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Beschluss

Gemeinsamer Bundesausschuss erweitert das ASV-Angebot

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025