Gynäkologie
Kontroverse um Kryokonservierung von Eizellen
Um die Kryokonservierung unbefruchteter Eizellen ist in Großbritannien eine große Diskussion entbrannt. Ein Experte schätzt die Erfolgsquote der Behandlung auf nur ein Prozent. Doch die Grundlage für seine Berechnung ist fragwürdig.
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Eizellen werden zur Aufbewahrung in Tanks mit flüssigem Stickstoff gegeben. Dort können sie theoretisch auf unbestimmte Zeit gelagert werden.
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Neu-Isenburg. In Großbritannien steht die aktuelle Gesetzgebung, nach der tiefgefrorene Eizellen nur maximal zehn Jahre gelagert werden dürfen, falls keine medizinische Notwendigkeit besteht, stark in der Kritik. Viele Wissenschaftler sehen die Zehn-Jahres-Grenze als zu willkürlich gezogen und diskriminierend und fordern eine Verlängerung der Frist.
Die Methode sei generell „eine nur sehr wenig Erfolg versprechende Behandlung“, warnte Professor Robert Winston vom Imperial College London beim Nachrichtensender BBC. Auf lediglich ein Prozent schätzt der Experte die Wahrscheinlichkeit ein, dass pro tiefgefrorener Oozyte ein Kind lebend geboren wird.
Zwei unterschiedliche Ausgangswerte
Deutlich höher sieht die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) dagegen die Erfolgsaussichten auf eine Schwangerschaft nach Kryokonservierung der Eizellen. Sie gehen von einer Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt von 20 Prozent aus, und zwar nach einem Transfer von Embryonen in die Gebärmutter, die aus befruchteten und ehemals kryokonservierten Eizellen entstanden sind.
Grund für die deutlich voneinander differierenden Prozentzahlen sei, dass die Berechnungen auf zwei unterschiedlichen Ausgangswerten basierten, so die BBC. Während die ein Prozent Erfolgsquote, die Winston berechnet habe, auf allen tiefgefrorenen Eizellen basiere, gehe die HFEA von allen Embryonen aus, die – erfolgreich befruchtet –, in die Gebärmutter eingepflanzt werden.
15 unbefruchtete Eizellen pro Behandlung
Winston lässt also außer Acht, dass grundsätzlich gar nicht alle Eizellen, die einer Frau entnommen und eingefroren werden, schlussendlich auch genutzt werden: Für eine realistische Chance auf eine spätere Schwangerschaft werden im Optimalfall pro Behandlung rund 15 unbefruchtete Eizellen entnommen.
In Deutschland ist allerdings gesetzlich geregelt, dass sich eine Frau maximal drei befruchtete Eizellen einsetzen lassen kann.
Eine Studie aus dem Jahr 2011 kommt sogar zu einer noch besseren Erfolgsquote: Die Forscher berechneten die Rate einer fortlaufenden Schwangerschaft nach Kryokonservierung, die mit der Geburt endet, auf fast 40 Prozent (Fertil Steril 2011; 96(2):277-85).