KHK, Depression, Zöliakie
Kranke Schilddrüse wirkt auf ganzen Körper
Eine Autoimmunthyreoiditis ist häufig mit weiteren Autoimmunerkrankungen verbunden. Auch Depressionen oder Angststörungen können sich manifestieren, zudem steigt das KHK-Risiko.
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Die Prävalenz einer Autoimmunthyreoiditis (AIT) steigt mit zunehmendem Alter. Frauen sind etwa 10-mal häufiger betroffen. Insgesamt gibt es in den vergangenen Jahrzehnten keine Zunahme der Erkrankung, sagte PD Dr. Joachim Feldkamp, Endokrinologe am Klinikum Bielefeld. Das belegen Studien, in denen es keine Zunahme der Prävalenz von Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) in der Bevölkerung gegeben habe (Population Health Metrics 2016;14: 39). Diese Antikörper sind bei einer Autoimmunthyreoiditis erhöht.
Die Genese einer Autoimmunthyreoiditis ist multifaktoriell, sie ist die häufigste Ursache einer Hypothyreose. Die AIT ist mit anderen Autoimmun-Erkrankungen assoziiert, etwa Vitiligo, Zöliakie oder Typ-1-Diabetes, erinnerte Feldkamp bei einer Online-Fortbildung von Sanofi. Bei Typ-1-Diabetikern betrage das Risiko, eine Autoimmunthyreoiditis zu entwickeln rund 40%. Auch Krebserkrankungen in der Kindheit erhöhten das Risiko für eine spätere AIT, sagte Feldkamp. Und eine AIT wiederum erhöht das Risiko für KHK oder Schlaganfall, vor allem im ersten Jahr nach Diagnose der Schilddrüsen-Erkrankung (PloS one, online 16. März 2012; Neurology 2014;82(18): 1643). „Die Ursachen sind hier völlig unklar“, so Feldkamp.
Auch zu neurologischen Erkrankungen gibt es eine Verbindung bei Autoimmunthyreoiditis. So sei die Wahrscheinlichkeit, eine Depression zu bekommen rund 3,6-fach höher als bei Personen ohne eine solche Schilddrüsen-Erkrankung. Ähnliches gelte auch für Angststörungen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit rund 2,3-fach höher (JAMA Psychiatry. 2018;75:577). Auch gastrointestinale Symptome können sich bei Patienten mit einer AIT manifestieren. Feldkamp sprach hier die atrophische Gastritis an, die Folge eines Vitamin-B12-Mangels sei.
Der Endokrinologe wies daraufhin, dass die neuen Checkpoint-Hemmer in der Onkologie ebenfalls auf die Schilddrüse wirken. Hier seien sowohl Hypo- als auch Hyperthyreosen möglich, aber auch Unterfunktionen der Hypophyse (Endocrine Reviews 2019;40:17). Feldkamps Tipp: Bei einer Therapie mit Checkpoint-Hemmern sollten die Schilddrüsen-Hormone bestimmt und die Hypophysen-Funktion kontrolliert werden.
Mehr Infos zum Thema unter: www.infoline-schilddruese.de
Veranstaltung: Schilddrüsen-Update 2020, 4. November 2020, online
Veranstalter: Sanofi (Henning)
Autor: Dr. Michael Hubert (Springer Medizin)