Pankreatitis

Lipase-Check nicht übertreiben

Pankreasenzyme gehören zu den am häufigsten bestimmten Laborparametern. Meist ist diese Untersuchung sinnlos, und manchmal führt sie zu massiver Überdiagnostik.

Veröffentlicht:
Leber mit Pankreas: Bei akuter Pankreatitis ist die Lipase stark erhöht.

Leber mit Pankreas: Bei akuter Pankreatitis ist die Lipase stark erhöht.

© Springer Verlag

HAMBURG (gvg). "Die Bestimmung der Pankreasenzyme sollte nur dann vom Labor angefordert werden, wenn Verdacht auf eine akute Pankreatitis oder eine Exazerbation einer chronischen Pankreatitis besteht", betont Privatdozentin Andrea Pace vom Friedrich Ebert-Krankenhaus Neumünster.

In solchen Situationen stützt eine mindestens dreifache Erhöhung der Enzyme den Verdacht. Erhöhte Werte ohne klinische Symptome und auch gering erhöhte Pankreasenzyme bei unklaren Symptomen helfen dagegen nicht weiter.

Wie wenig aussagekräftig die Lipase-Erhöhung bei asymptomatischen Patienten ist, hat eine prospektive Studie gezeigt, berichtete Pace bei der DGVS-Jahrestagung.

Bei 8 Prozent von 1756 stationären Patienten ohne typische Pankreatitissymptome waren Lipase und/oder Amylase erhöht. Bei keinem davon fanden sich in weitergehenden Untersuchungen Hinweise auf eine therapiebedürftige Erkrankung.

Im Einzelfall nach Sprue suchen

Wer jede Lipase abklärt, läuft also Gefahr, erhebliche Überdiagnostik zu betreiben. Diese Situation sei ganz anders bei inzidentellen Erhöhungen der Transaminasen. Hier fänden sich nämlich tatsächlich bei vielen Patienten relevante Leberveränderungen, so Pace.

Die Mehrheit der symptomfreien Patienten mit erhöhter Lipase dürften sich am oberen Rand der Normalverteilung befinden. Einige wenige nichtpankreatische Erkrankungen können ebenfalls mit einer Lipase-Erhöhung einher gehen.

Lohnen könnte sich im Einzelfall, nach Sprue zu suchen, sagte Pace. Bei unbehandelten Sprue-Patienten habe etwa jeder vierte eine leicht erhöhte Lipase: "Das bildet sich unter glutenfreier Diät wieder zurück."

Auch 10 bis 25 Prozent der Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zeigen zumindest sporadisch erhöhte Lipasewerte.

Zum Screening auf Pankreaskarzinom tauge die Lipase dagegen schon deswegen nicht, weil die Mehrheit der Pankreaskarzinome duktalen Ursprungs sind, die Lipase dagegen aus den Azinuszellen stammt.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Markteinführung

Biosimilar zu Stelara® jetzt verfügbar

Frühe Darm-, Lungen- und Prostatatumoren

Krebsmortalität unter TNF-Hemmern nicht erhöht

Frühe versus personalisierte Therapie bei Morbus Crohn

Führt mehr als ein Weg zu einem besseren Behandlungsergebnis?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tagung der Pneumologen

Neue Leitlinie zu Lungenkrebs nimmt Screening in den Blick

Lesetipps
Jede Lunge ist anders: Doch letztlich lassen sich Asthma-Patienten gut phänotypisieren.

© Andrea Schudok / Bild generiert mit Copilot

Kongress der DGP

Phänotypisierung bei Asthma: Darauf kommt es an

Wer auf Social Media Erfolg haben möchte, sollte sich möglichst originell präsentieren.

© Kamera: mit Emojis: oatawa / stock.adobe.com | Person: Julia Fischer

Tipps für den Social Media-Auftritt

So wird man erfolgreicher Medfluencer