Wuhan

„Lockdown belastete Psyche von Kindern“

Kinder in China entwickelten während des COVID-19-Lockdowns vermehrt Anzeichen von Depressionen und Ängsten, berichten chinesische Forscher. Nicht klar ist, ob die Störungen nach der Öffnung der Schulen andauern.

Von Joana Schmidt Veröffentlicht:
Eingesperrt wegen Corona-Pandemie: Das könnte Ängste und Depressionen begünstigen, berichten chinesische Forscher (Symbolbild mit Fotomodellen).

Eingesperrt wegen Corona-Pandemie: Das könnte Ängste und Depressionen begünstigen, berichten chinesische Forscher (Symbolbild mit Fotomodellen).

© MIA Studio / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Frage: Wurde die psychische Gesundheit von Kindern während der Schulschließungen in Wuhan und einer Nachbarstadt beeinträchtigt?
  • Antwort: Die Raten der Hinweise auf Depressionen und Ängste waren in der Studie deutlich höher als Raten aus anderen Untersuchungen hierzu aus Zeiten vor der Pandemie.
  • Bedeutung: Ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Pandemie auf die Psyche von Kindern könnte helfen, Interventionen besser darauf abzustimmen.
  • Einschränkung: Die Studie kann nichts darüber aussagen, ob sich die psychische Verfassung der Kinder nach der Schulöffnung gebessert hat.

Wuhan. Grundschüler haben während der Ausgangssperre in China offenbar vermehrt psychische Probleme entwickelt. In einer Studie in Wuhan und einer Nachbarstadt klagten von fast 1800 Zweit- bis Sechstklässlern nach durchschnittlich 34 Tagen zu Hause knapp 23 Prozent über Anzeichen einer Depression und 19 Prozent über Angstsymptome.

Das berichten Forscher um Dr. Xinyan Xie von der Huazhong Universität in Wuhan (JAMA Ped 2020; online 24. April).

Das Ausmaß der psychischen Störungen sei dabei deutlich höher als vor der Pandemie. In Untersuchungen aus diesen Zeiten habe der Anteil von Grundschülern mit Anzeichen von Depressionen und Ängsten bei 17,2 und 9,3 Prozent gelegen, so die Forscher.

Jeder dritte Grundschüler „ziemlich besorgt“

In Wuhan waren die Schulen von Ende Januar bis zum 8. April geschlossen, im 85 Kilometer entfernten Huangshi zwei Wochen weniger. Die Forscher hatten rund 680 Kinder aus Wuhan und 1100 aus Huangshi befragt (57 Prozent waren Jungen!).

Mehr als ein Drittel der Schüler gab an „ziemlich besorgt“ aufgrund der Corona-Pandemie zu sein, während die Hälfte die Situation „ziemlich optimistisch“ sah. Die Anzeichen für Depressionen wurden dabei anhand der CDI-Skala ermittelt (Children’s Depression Inventory Score). Für die Skala werden Kinder zu ihrer Gefühlslage in den vergangenen Wochen befragt.

Ergebnis: Die Angstsymptome unterschieden sich nicht signifikant zwischen den Schülern aus den beiden Städten. Allerdings berichteten die Kinder aus Wuhan 1,4-mal häufiger über Symptome von Depressionen als Kinder aus Huangshi. Wuhan-Schüler hatten zudem im Vergleich signifikant höhere CDI-Werte.

Die Kinder mit keinen oder nur leichten Sorgen wegen COVID-19 hatten im Vergleich zu den besorgten Kindern ein signifikant um 48 Prozent geringeres Risiko für Depressions-Anzeichen.

Kinder werden weiter untersucht

Möglicherweise werden die Depressionen und Ängste durch die eingeschränkte soziale Interaktion und die verringerten Aktivitäten im Freien begünstigt, so die Forscher. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Isolation die psychische Gesundheit von Kindern ebenso beeinflussen könne wie ein traumatisches Erlebnis.

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Ob sich die psychische Verfassung der Kinder nach der Öffnung der Schulen gebessert hat, wurde allerdings in der Studie nicht geklärt. Die Teilnehmer werden dazu jetzt weiter beobachtet.

„Ein besseres Verständnis der Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Schülern könnte helfen, Interventionen künftig besser darauf abzustimmen“, resümieren Xie und Kollegen. (Mitarbeit: eis)

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