Versuche mit H1N1

Luftfeuchte hält Grippeviren in Schach

Eine hohe relative Luftfeuchtigkeit im Untersuchungsraum macht Influenzaviren den Garaus. Diese Erkenntnis einer neuen US-Studie könnten sich Architekten beim Klinikbau zu Nutze machen.

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Grippeviren mögen offenbar keine feuchte Luft.

Grippeviren mögen offenbar keine feuchte Luft.

© Spectral-Design

MORGANTOWN. Eine hohe relative Luftfeuchtigkeit im Untersuchungsraum macht Influenzaviren den Garaus.

Mit der Zunahme der Luftfeuchtigkeit verlieren sie immer mehr ihre Infektiosität, wie jetzt US-Mikrobiologen in experimentellen Untersuchungen mit Dummies und Zellkulturen festgestellt haben.

Die Wissenschaftler empfehlen Werte von mindestens 40 Prozent für eine wirksame Verringerung der Infektiosität.

Für ihre Versuche unter kontrollierten Bedingungen bauten sie einen luftdichten Raum in der Größe eines normalen Untersuchungszimmers und platzierten darin zwei Dummies im Abstand von zwei Metern.

Partikel bei 20°C Raumtemperatur eingesammelt

Der eine Dummy simulierte eine hustende Person, der andere eine normal atmende. Husten und Atmen der Dummies wurden synchronisiert, indem jeder Husten - mit definiertem Volumen - jeweils zu Beginn des Einatmens ausgelöst wurde.

Die Wissenschaftler um Dr. John D. Noti von den CDC in Morgantown verwendeten den Influenzastamm A/WS/33 (H1N1) und zur Ermittlung der Infektiosität Nierenzellkulturen von Hunden (PLoS ONE 8(2): e57485).

Die Aerosolpartikel mit den Influenzaviren waren kleiner als ein µm, zwischen ein und vier µm und über vier µm groß. Die relative Luftfeuchtigkeit in dem Versuchsraum ließ sich zwischen sieben und 73 Prozent bei konstanter Raumtemperatur einstellen.

Eingesammelt wurden die Partikel jeweils bei 20°C Raumtemperatur. Die meisten Viren befanden sich in den Aerosolpartikeln mit einem Durchmesser kleiner als vier µm, nur 7,5 Prozent in den größeren Partikeln.

Anregung für die Bauplanung von Kliniken

Um beurteilen zu können, wie schnell Influenzaviren mit Zunahme der relativen Luftfeuchtigkeit inaktiviert werden, wurden die Aerosolpartikel zu bestimmten Zeitpunkten nach dem Husten eingesammelt: nach 0 bis 15, 16 bis 30 und 46 bis 60 Minuten sowie nach vier bis fünf Stunden, und zwar bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 20 bis 45 Prozent.

Die Kernerkenntnis aus den Dummy-Versuchen: Eine Stunde nach dem Husten sind bei einer relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 7 und 23 Prozent fünf Mal mehr Viren infektiös als bei über 43 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Die Infektiosität lag in trockener Luft zwischen 71 und 77,3 Prozent, in der feuchteren Luft dagegen nur noch zwischen 14,6 und 22,2 Prozent. Und das war weitgehend unabhängig von der Partikelgröße der Aerosole.

Am stärksten wurden die Viren in der ersten Viertelstunde nach dem Husten inaktiviert - mit über 90 Prozent in der Fraktion mit den größten Partikeln. Die Virusaktivität nahm kontinuierlich bis fünf Stunden nach dem Husten ab, und zwar gleichermaßen bei niedriger wie hoher Luftfeuchtigkeit und unabhängig von der Partikelgröße.

Viren in den kleinsten Aerosolpartikeln verlören dabei offenbar deutlich langsamer ihre Aktivität als in den größten Partikeln, so Noti und seine Kollegen.

In Untersuchungszimmern nachträglich die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, um die Übertragung der Viren zu verringern, ist nach Ansicht der Wissenschaftler wahrscheinlich wenig praktikabel.

Sinnvoller sei es, bereits bei der Planung von Kliniken und Praxen mehr darauf zu achten, entsprechende Geräte für eine Klimatisierung mit der erforderlichen Mindestluftfeuchtigkeit zu installieren. (ple)

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