Masernwelle
Maas erwägt Einführung einer Impfpflicht
BERLIN. Angesichts der Masernwelle hält Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Einführung einer Impfpflicht für möglich. Allerdings erst, wenn es nicht gelinge, die Impfquote durch Aufklärung zu erhöhen.
Rechtlich sei dies denkbar, sagte der SPD-Politiker dem Berliner "Tagesspiegel".
Impfen sei zwar ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit. Ein Zwang könne aber verhängt werden, wenn Experten dies für nötig hielten, um eine Masern-Epidemie zu verhindern.
"Das kommt erst infrage, wenn wir es nicht schaffen, durch Aufklärung die Impfquote zu erhöhen", betonte Maas.
Vorige Woche hatte in Umfragen eine große Mehrheit eine Impfpflicht gegen Masern befürwortet. Das zeigte auch eine Umfrage der "Ärzte Zeitung" unter ihren Lesern.
In Berlin erkrankten seit Oktober mehr als 650 Menschen an Masern, ein ungeimpftes Kleinkind starb.
Masernfall nach Schweden exportiert
Am Wochenende brachten Behörden in Schweden einen Masernfall mit dem Ausbruch in Deutschland Verbindung.
Die ungeimpfte Frau habe sich in Deutschland angesteckt und werde in Göteborg behandelt.
"Es war zu erwarten, dass wir einen Fall bekommen würden", sagte der Epidemiologe Leif Dotevall der Zeitung "Goteborgs-Posten".
Ungeimpfte seien in Europa oder den USA gefährdet. Das Ansteckungsrisiko in Schweden sei dagegen wegen der hohen Impfrate gering.
Angesichts der Masernwelle forderte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung eine bessere Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge.
Asylbewerber und geduldete Ausländer hätten in den ersten 15 Monaten nur eine eingeschränkte Versorgung, sagte Aydan Özoguz der "Welt".
"Diese eingeschränkte Gesundheitsversorgung kann dazu führen, dass Erkrankungen unerkannt bleiben und verschleppt werden", kritisierte die SPD-Politikerin. (dpa)