Impfwoche
Mehr Aufklärung ist wichtig, besonders zu Masern
Europaweit wird bei der Impfwoche über Chancen von Schutzimpfungen informiert. Viren machen nicht vor Landesgrenzen halt, wie die aktuelle Ausbreitung von Masern verdeutlicht.
Veröffentlicht:BERLIN. In Deutschland gibt es in allen Altersstufen und Regionen große Impflücken. Aus Anlass der Europäischen Impfwoche wird ab dem 24. April verstärkt an Ärzte appelliert, die Impfbücher von Patienten zu kontrollieren und die empfohlenen Schutzimpfungen zu vervollständigen. Angesichts aktueller Ausbrüche steht dabei besonders auch die Masern-Impfung im Fokus.
Die Zahl der Masernfälle ist in den ersten Monaten des Jahres 2017 aufgrund von zum Teil ausgedehnten Ausbrüchen, zum Beispiel in Duisburg und Leipzig, erneut deutlich gestiegen, berichtet das Robert Koch-Institut (Epi Bull 2017; 16: 143). Bereits Ende März wurden mehr Fälle registriert als im gesamten Vorjahr (401 versus 325 Fälle). Aktuell werden unverändert Masernerkrankungen aus Nordrhein-Westfalen gemeldet, während in anderen Bundesländern die Zahlen wieder zurückgehen.
Das RKI sorgt sich dabei vor allem über den hohen Anteil erkrankter Kleinkinder: So gab es unter den 401 Fällen in diesem Jahr 94 Kinder in den ersten beiden Lebensjahren (23 Prozent), 53 weitere Betroffene (13 Prozent) waren zwei bis vier Jahre alt. Besonders bei Masern im ersten Lebensjahr steigt das Risiko für Komplikationen und Spätfolgen. Säuglinge unter einem Jahr lassen sich dabei nur durch Impfungen der Mütter vor der Schwangerschaft (bei Schwangeren ist der Lebendimpfstoff kontraindiziert!) und Impfungen von Personen in ihrer Umgebung (Kokonstrategie) schützen. Sollen Kinder früh in eine Kita aufgenommen werden, kann allerdings bereits in einem Alter ab neun Monaten das erste Mal mit MMR-Impfstoff geimpft werden.
Eltern von Säuglingen und ihre Kinderärzte sollten noch stärker auf einen zeitgerechten Masernschutz achten, betont das RKI. Bisher gibt es hier noch große Defizite. So waren nur 73,7 Prozent des Geburtsjahrgangs 2013 am Ende des zweiten Lebensjahres gemäß den STIKO-Empfehlungen zweimal gegen Masern geimpft. "Damit ist jedes Jahr bei rund 180.000 Zweijährigen in Deutschland ein ausreichender Schutz gegen Masern ungewiss, oder sie sind gar nicht geimpft, das ist ein unhaltbarer Zustand", wird RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler in einer Pressemitteilung zur Impfwoche zitiert.
Insgesamt hat es beim Masernschutz von Kindern in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben: So sind nach den Daten der Schuleingangsuntersuchung 92,8 Prozent der Abc-Schützen wie empfohlen zweimal gegen Masern geimpft (Epi Bull 2017; 16: 137). Sorgen bereiten aber die niedrigen Impfraten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Jeder dritte Masernkranke war in diesem Jahr 20 Jahre oder älter. Die STIKO empfiehlt die Masern-Impfung allen nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden.
Erwachsene spielen inzwischen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung von Masern. Masern-Ausbrüche nehmen dabei zunehmend auch von Kliniken und Arztpraxen ihren Ausgang. Das RKI appelliert daher, Impfpässe von medizinischem Personal zu prüfen und Impflücken zu schließen. Hierdurch wird das Risiko minimiert, dass anvertraute Patienten gefährdet werden. Die Masern-Impfung in medizinischen Einrichtungen ist in der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (Arb-MedVV) verankert.
Infos zur Impfwoche
» Informationen des WHO- Regionalbüros Europa zur Impfwoche: www.euro.- who.int/de/media-centre > Veranstaltungen
» Interaktive Karte zur Masern-Impfung VacMap: www.vacmap.de
» Merkblatt "So gelingt's: Stress- und schmerzarmes Impfen": www.impfen-info.de/wissenswertes/stress-und-schmerzarmes-impfen