Daten aus dem Million-Veteran-Programm

Männergesundheit: Mehr Cholesterin im Essen geht wohl mit höherem Risiko für Herzinfarkt einher

In einer Großstudie mit über 180.000 US-Veteranen und median dreieinhalbjähriger Nachbeobachtung war die Menge an Cholesterin, welches über die Nahrung aufgenommen wurde, linear mit dem Herzinfarktrisiko assoziiert. Die Autorinnen und Autoren empfehlen ggf. eine Lebensstilumstellung im Einklang mit der DASH-Diät.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Lebensmittel die Teil einer cholesterinarmen Ernährung sind, um das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu senken.

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass ein gewisser Anteil am Herzinfarktrisiko dem biologischen Geschlecht geschuldet sein könnte. (Symbolbild)

© udra11 / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Zusammenhang zwischen dem Cholesteringehalt der Nahrung und dem Herzinfarktrisiko.

Antwort: In einer Beobachtungsstudie mit über 180.000 US-Veteranen war der Zusammenhang zwischen den täglich zugeführten Cholesterinmengen und dem Risiko für einen Myokardinfarkt bei medianer Nachbeobachtung von dreieinhalb Jahren signifikant und linear. Pro 100 mg Cholesterin mehr am Tag nahm das MI-Risiko um 5 Prozent zu. Wer täglich 300 mg oder mehr zu sich nahm, hatte ein um 15 Prozent höheres Risiko als bei geringeren Tagesrationen. Positiv wirkte sich dagegen die Einhaltung einer cholesterinarmen DASH(Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck)-Diät aus.

Bedeutung: Mit der Einhaltung von Ernährungsempfehlungen wie dem DASH und einer Restriktion beim Nahrungscholesterin lässt sich laut einer US-Studie das Herzinfarktrisiko senken – zumindest bei Männern.

Einschränkung: Beobachtungsstudie mit US-Veteranen (90 Prozent Männer); Fragebogendesign mit möglicher Antwortverzerrung; Kausalzusammenhänge lassen sich damit nicht belegen.

Boston. Obwohl kardiologische Fachgesellschaften wie die American Heart Association (AHA) schon seit Langem zu einer cholesterinarmen Ernährung raten, um das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu senken, gilt die Assoziation zwischen Nahrungscholesterin und kardiovaskulärem Risiko immer noch nicht als eindeutig belegt.

Lesen sie auch

Zwar gibt es mehrere Studien, z. B. aus Schweden und Großbritannien, die ein erhöhtes Schlaganfall- bzw. Herzinfarktrisiko bei cholesterinreicher Ernährung nachgewiesen haben. Dem stehen jedoch Studien, vor allem mit Frauen, entgegen, welche keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Cholesterin im Essen und KHK zeigen konnten.

Daten aus dem Million-Veteran-Programm

Ein Team aus Boston hat jetzt Daten aus dem Million-Veteran-Programm ausgewertet, einer prospektiven Großstudie mit US-Veteranen, die unter anderem ausführliche Fragebögen zum Lebensstil beantwortet hatten (J Am Heart Assoc 2025; online 8. Februar).

Bei der täglichen Cholesterinaufnahme über die Nahrung wurden Quartile gebildet, mit Tagesmengen < 200 mg, zwischen 200 und 299 mg, zwischen 300 und 399 mg und ≥ 400 mg. In der Studie waren höhere Cholesterinmengen mit einem verstärkten Konsum von Fleisch, Wurst, Käse, aber auch Eiern und Fisch assoziiert.

Linearer Zusammenhang

Von den beteiligten 180.156 US-Veteranen waren die meisten Männer (90 Prozent), das mediane Alter bei Beginn lag bei 62 Jahren. Nachbeobachtet wurde über median 3,5 Jahre.

Nach Xuan-Mai T. Nguyen vom VA Boston Healthcare System und ihrem Team ergab sich zwischen der täglichen Cholesterinzufuhr und dem Myokardinfarktrisiko ein signifikanter linearer Zusammenhang.

Nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht war jeder Anstieg der Cholesterinmenge um 100 mg/Tag mit einem 9 prozentigen Risikoanstieg für einen Herzinfarkt assoziiert.

Lesen sie auch

Im vollständig adjustierten Modell (welches u. a. auch BMI, Rauchstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und die Einnahme von Medikamenten zur Cholesterinsenkung einbezog) betrug der Risikoanstieg für jede zusätzliche 100-mg-Tagesration 5 Prozent.

Verglichen mit Teilnehmenden, die weniger als 200 mg Cholesterin pro Tag verzehrt hatten, war das Herzinfarktrisiko bei denjenigen aus der höchsten Kategorie um 27 Prozent höher. Bei einem Cholesterinverzehr von mindestens 300 mg/Tag war das Risiko für einen Herzinfarkt um 15 Prozent höher als bei geringerem Konsum.

Die Ernährungsqualität wurde mit dem DASH(Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck)-Score bewertet. Darin werden für jede einzelne von acht Nahrungskomponenten Punkte vergeben – je nachdem, wie gut die Empfehlungen eingehalten werden.

Je höher der Gesamtwert in dem von 8 bis 40 Punkten reichenden Score, desto besser. Bei den US-Veteranen konnte man beobachten, dass der DASH-Score sank, je mehr Cholesterin sie täglich zu sich nahmen.

Schlechter DASH-Score als unabhängiger Risikofaktor

Eine schlechte Adhärenz an die DASH-Diät (in den unteren 60 Prozent) war unabhängig mit einem höheren Herzinfarktrisiko assoziiert (um etwa 20 Prozent). Wenn dieser Faktor mit einer hohen Cholesterinzufuhr (ab 300 mg/Tag) zusammenfiel, ergab sich ein um insgesamt 36 Prozent höheres Risiko. Umgekehrt sank das Risiko deutlich, wenn sich Teilnehmende sowohl an die DASH-Diät hielten als auch cholesterinarm ernährten.

Die Tatsache, dass an der Studie überwiegend Männer teilgenommen hatten, könnte ein Verzerrungsrisiko darstellen, bemerken Nguyen et al. In der Vergangenheit habe vor allem eine Studie mit über 80.000 ausschließlich weiblichen Teilnehmenden keine Assoziation zwischen der Cholesterinaufnahme und dem KHK-Risiko nachweisen können. „In unserer Stude könnte ein gewisser Anteil am Herzinfarktrisiko dem biologischen Geschlecht geschuldet sein“, so die Forschungsgruppe.

„Mediterrane Ernährung schützt“

Insgesamt trage die Studie jedoch zur wachsenden Evidenz bei, dass eine überwiegend mediterrane Ernährung zusammen mit einer Beschränkung beim Cholesterin vor Herzinfarkten schützt.

Mehr zum Thema

Gemeinsamer Bundesausschuss

G-BA: prüft Neufassung von Pflegerichtlinien

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie HF-OPT: Verbesserte LVEF unter medikamentöser Behandlung + Defibrillatorweste (Tag 0–90) und nachfolgender medikamentöser Behandlung (Tag 90–360)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion

Optimale medikamentöse Therapie plus Defibrillatorweste schützt vor Plötzlichem Herztod

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Yvonne Jäger im Interview

Tipps zum Schutz vor Mobbing

Lesetipps
Wie wird die neue Verteilung im Deutschen Bundestag aussehen?

© fotomek / stock.adobe.com

Themenseite

Alles zur Bundestagswahl 2025

Ein Mädchen unter einer Decke blickt aus kurzer Entfernung auf einen Smartphone-Bildschirm.

© HRAUN/Getty Images

Systematischer Review

Zeit am Bildschirm: Ab wann steigt das Risiko für Myopie?