Daten aus dem Million-Veteran-Programm
Männergesundheit: Mehr Cholesterin im Essen geht wohl mit höherem Risiko für Herzinfarkt einher
In einer Großstudie mit über 180.000 US-Veteranen und median dreieinhalbjähriger Nachbeobachtung war die Menge an Cholesterin, welches über die Nahrung aufgenommen wurde, linear mit dem Herzinfarktrisiko assoziiert. Die Autorinnen und Autoren empfehlen ggf. eine Lebensstilumstellung im Einklang mit der DASH-Diät.
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Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass ein gewisser Anteil am Herzinfarktrisiko dem biologischen Geschlecht geschuldet sein könnte. (Symbolbild)
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Das Wichtigste in Kürze
Frage: Zusammenhang zwischen dem Cholesteringehalt der Nahrung und dem Herzinfarktrisiko.
Antwort: In einer Beobachtungsstudie mit über 180.000 US-Veteranen war der Zusammenhang zwischen den täglich zugeführten Cholesterinmengen und dem Risiko für einen Myokardinfarkt bei medianer Nachbeobachtung von dreieinhalb Jahren signifikant und linear. Pro 100 mg Cholesterin mehr am Tag nahm das MI-Risiko um 5 Prozent zu. Wer täglich 300 mg oder mehr zu sich nahm, hatte ein um 15 Prozent höheres Risiko als bei geringeren Tagesrationen. Positiv wirkte sich dagegen die Einhaltung einer cholesterinarmen DASH(Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck)-Diät aus.
Bedeutung: Mit der Einhaltung von Ernährungsempfehlungen wie dem DASH und einer Restriktion beim Nahrungscholesterin lässt sich laut einer US-Studie das Herzinfarktrisiko senken – zumindest bei Männern.
Einschränkung: Beobachtungsstudie mit US-Veteranen (90 Prozent Männer); Fragebogendesign mit möglicher Antwortverzerrung; Kausalzusammenhänge lassen sich damit nicht belegen.
Boston. Obwohl kardiologische Fachgesellschaften wie die American Heart Association (AHA) schon seit Langem zu einer cholesterinarmen Ernährung raten, um das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) zu senken, gilt die Assoziation zwischen Nahrungscholesterin und kardiovaskulärem Risiko immer noch nicht als eindeutig belegt.
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Zwar gibt es mehrere Studien, z. B. aus Schweden und Großbritannien, die ein erhöhtes Schlaganfall- bzw. Herzinfarktrisiko bei cholesterinreicher Ernährung nachgewiesen haben. Dem stehen jedoch Studien, vor allem mit Frauen, entgegen, welche keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Cholesterin im Essen und KHK zeigen konnten.
Daten aus dem Million-Veteran-Programm
Ein Team aus Boston hat jetzt Daten aus dem Million-Veteran-Programm ausgewertet, einer prospektiven Großstudie mit US-Veteranen, die unter anderem ausführliche Fragebögen zum Lebensstil beantwortet hatten (J Am Heart Assoc 2025; online 8. Februar).
Bei der täglichen Cholesterinaufnahme über die Nahrung wurden Quartile gebildet, mit Tagesmengen < 200 mg, zwischen 200 und 299 mg, zwischen 300 und 399 mg und ≥ 400 mg. In der Studie waren höhere Cholesterinmengen mit einem verstärkten Konsum von Fleisch, Wurst, Käse, aber auch Eiern und Fisch assoziiert.
Linearer Zusammenhang
Von den beteiligten 180.156 US-Veteranen waren die meisten Männer (90 Prozent), das mediane Alter bei Beginn lag bei 62 Jahren. Nachbeobachtet wurde über median 3,5 Jahre.
Nach Xuan-Mai T. Nguyen vom VA Boston Healthcare System und ihrem Team ergab sich zwischen der täglichen Cholesterinzufuhr und dem Myokardinfarktrisiko ein signifikanter linearer Zusammenhang.
Nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht war jeder Anstieg der Cholesterinmenge um 100 mg/Tag mit einem 9 prozentigen Risikoanstieg für einen Herzinfarkt assoziiert.
Im vollständig adjustierten Modell (welches u. a. auch BMI, Rauchstatus, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und die Einnahme von Medikamenten zur Cholesterinsenkung einbezog) betrug der Risikoanstieg für jede zusätzliche 100-mg-Tagesration 5 Prozent.
Verglichen mit Teilnehmenden, die weniger als 200 mg Cholesterin pro Tag verzehrt hatten, war das Herzinfarktrisiko bei denjenigen aus der höchsten Kategorie um 27 Prozent höher. Bei einem Cholesterinverzehr von mindestens 300 mg/Tag war das Risiko für einen Herzinfarkt um 15 Prozent höher als bei geringerem Konsum.
Die Ernährungsqualität wurde mit dem DASH(Diätetischer Ansatz zum Stopp von Hochdruck)-Score bewertet. Darin werden für jede einzelne von acht Nahrungskomponenten Punkte vergeben – je nachdem, wie gut die Empfehlungen eingehalten werden.
Je höher der Gesamtwert in dem von 8 bis 40 Punkten reichenden Score, desto besser. Bei den US-Veteranen konnte man beobachten, dass der DASH-Score sank, je mehr Cholesterin sie täglich zu sich nahmen.
Schlechter DASH-Score als unabhängiger Risikofaktor
Eine schlechte Adhärenz an die DASH-Diät (in den unteren 60 Prozent) war unabhängig mit einem höheren Herzinfarktrisiko assoziiert (um etwa 20 Prozent). Wenn dieser Faktor mit einer hohen Cholesterinzufuhr (ab 300 mg/Tag) zusammenfiel, ergab sich ein um insgesamt 36 Prozent höheres Risiko. Umgekehrt sank das Risiko deutlich, wenn sich Teilnehmende sowohl an die DASH-Diät hielten als auch cholesterinarm ernährten.
Die Tatsache, dass an der Studie überwiegend Männer teilgenommen hatten, könnte ein Verzerrungsrisiko darstellen, bemerken Nguyen et al. In der Vergangenheit habe vor allem eine Studie mit über 80.000 ausschließlich weiblichen Teilnehmenden keine Assoziation zwischen der Cholesterinaufnahme und dem KHK-Risiko nachweisen können. „In unserer Stude könnte ein gewisser Anteil am Herzinfarktrisiko dem biologischen Geschlecht geschuldet sein“, so die Forschungsgruppe.
„Mediterrane Ernährung schützt“
Insgesamt trage die Studie jedoch zur wachsenden Evidenz bei, dass eine überwiegend mediterrane Ernährung zusammen mit einer Beschränkung beim Cholesterin vor Herzinfarkten schützt.