Teil-Finanzierung durch die GKV

Minister beschließen Corona-Impfstrategie – Arbeit für die KVen

Noch ist kein Corona-Impfstoff zugelassen, doch die Vorbeitungen für das große Impfen laufen auf Hochtouren. Jetzt haben sich Bund und Länder geeinigt. Auf die KVen kommt eine Menge Arbeit zu – und auf die GKV Kosten.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Wann beginnt das große Impfen gegen SARS-CoV-2? (Symbolbild)

Wann beginnt das große Impfen gegen SARS-CoV-2? (Symbolbild)

© picture alliance / AA

Berlin. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben sich auf ein „gemeinsames Vorgehen bei Impfungen gegen COVID-19“ geeignet. Das geht aus einem gleichnamigen Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) von Freitagabend hervor. Der Beschluss der Länderminister und von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist einstimmig gefallen.

Danach sollen SARS-CoV-2-Vakzinen, sobald sie zugelassen und verfügbar sind, zentral vom Bund beschafft und finanziert werden. Die Länder sollen, wie bereits bekannt war, bis zu 60 zentrale Impfzentren einrichten und mobile Impfteams gründen.

Das „notwenige Zubehör zur fachgerechten Durchführung“ der Impfungen sollen die Länder bereitstellen und bezahlen. Die Hälfte der Kosten für die Zentren und Impfteams will Minister Spahn von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) finanzieren lassen, die andere Hälfte zahlen die Länder.

KVen sollen Termine organisieren

Die Bundesländer sollen allerdings die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) „und weitere Akteure“ in Aufbau und Organisation der Zentren einbinden können. Die KVen sollen per Rechtsverordnung von Gesundheitsminister Spahn verpflichtet werden mitzuwirken, wenn ein Bundesland dies wünscht.

Auch Betriebsärzte sollen in die Impfprogramme mit einbezogen werden können. Menschen in Alten- oder Pflegeheimen sollen über die Impfteams geimpft werden können. Die Minister betonen in ihrem Beschluss die Freiwilligkeit der Impfung.

Die Terminvermittlung für die Impfzentren und die mobilen Teams soll von den KVen über deren Terminservicestellen (TSS) organisiert werden. Dem Beschluss zufolge soll Spahns Ministerium derzeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ein „standardisiertes Modul“ zur Terminvereinbarung erarbeiten.

Ärzte und Pflegekräfte prioritär

Da nach der Zulassung erster Impfstoffe aller Voraussicht nach nicht genügend Impfdosen für alle Bürger zur Verfügung stehen werden, sollen die Impfzentren und -teams die (noch zu erarbeitende) Priorisierung der Ständigen Impfkommission (STIKO) einhalten müssen. Die Impflinge sollen dem Beschluss zufolge nachweisen müssen, dass sie zu einer „prioritär zu impfenden Personengruppe“ gehören.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verwies am Sonntag darauf, dass diese Vorgaben derzeit von STIKO, Leopoldina und Ethikrat erarbeitet werden: „Aber ich glaube, ich kann schon so viel verraten, dass ich sage, ganz vorn dran sind natürlich Pflegekräfte, Ärzte und auch Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Das sind dann allerdings schon recht viele in unserem Land.“

Die Zentren sollen die Impfstoffdosen entweder über die Bundeswehr oder direkt von den Herstellern erhalten – anteilig je nach ihrem Bevölkerungsanteil. Erwartet wird offenbar, dass unter den zuerst zugelassenen Impfstoffen mRNA-Vakzinen sein werden. Die müssen bei rund -70 Grad Celsius gelagert und transportiert werden.

STIKO-Chef dämpft Hoffnungen

Die Bundeswehr steht nach eigenen Angaben zur Unterstützung in den Startlöchern: „Neben der bisherigen Amtshilfe durch unsere Soldatinnen und Soldaten mit ihren helfenden Händen können wir uns auch gut vorstellen, logistisch zu unterstützen, indem wir beispielsweise Impfstoff an dafür geeigneten Orten lagern“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der „Bild am Sonntag“. „Die Lagerung der zu kühlenden Impfstoffe erfordert besondere Sorgfalt, das muss sauber geplant werden.“

Nach Informationen der Zeitung sollen die Impfstoffe in mehreren Kasernen zwischengelagert und von dort an die Impfzentren geliefert werden. Dazu sollen an den Standorten entsprechende Kühlcontainer angemietet werden. Das Verteidigungsministerium habe mitgeteilt, sich derzeit im Abstimmungsprozess mit dem Bundesgesundheitsministerium zu befinden.

Der STIKO-Vorsitzende Professor Thomas Mertens hat die Erwartungen an mögliche Corona-Impfungen derweil gedämpft. Er sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, um eine Herdenimmunität zu erreichen, müssten mindestens 50 bis 60 Millionen Menschen geimpft sein, also rund 60 Prozent der Bevölkerung. „Es ist unrealistisch, das im kommenden Jahr zu schaffen.“ Er ergänzte: „Ich fürchte, dass nicht nur dieser, sondern auch der nächste Winter herausfordernd wird.“ (Mit Material von dpa)

Mehr zum Thema

Europäischer Vergleich

Kaum Daten aus Deutschland zu Corona-Impfungen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

© MKC/ shutterstock

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview mit BDI-Chefin

Neumann-Grutzeck: „Wir dürfen uns durch die GOÄ nicht spalten lassen“

Lesetipps
Jill Stein

© Jonathan Fernandes / Sipa USA / picture alliance

Ärztin und Aktivistin bei der Green Party

US- Präsidentschaftswahl: Ist Jill Stein das Zünglein an der Waage?