Nach TIA
Nutzen dualer Plättchenhemmung hält Tage
Nach einer transitorischen ischämischen Attacke oder einem Mini-Insult scheint eine sekundärpräventive duale Plättchenhemmung mit ASS und Clopidogrel wirksamer zu sein als die Behandlung mit ASS allein. Der Nutzen beschränkt sich aber offenbar auf die ersten 21 Tage.
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Über die optimale Sekundärprävention nach einer transitorischen ischämischen Attacke oder Minor Stroke wird viel diskutiert.
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Peking / Austin. Um sich einen Überblick über die optimale Dauer einer dualen Plättchenhemmung nach einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) oder einem Minor Stroke (National Institutes of Health Stroke Scale ≤3) zu verschaffen, hat sich eine chinesisch-US-amerikanische Ärztegruppe der Daten zweier groß angelegter randomisierter klinischer Studien bedient.
Die Forscher um Dr. Yuesong Pan von der Capital Medical University in Peking und Dr. Clairborne Johnston von der University of Texas poolten dafür die Daten der Studie CHANCE (Clopidogrel in High-Risk Patients With Acute Non-Disabling Cerebrovascular Events) und der Studie POINT (Platelet-Oriented Inhibition in New TIA and Minor Ischemic Stroke) (JAMA Neurol 2019; online 19. August).
Daten von 10 000 Patienten
Verfügbar wurden dadurch die individuellen Angaben zu mehr als 10 000 Patienten mit TIA oder leichtem Insult in einem medianen Lebensalter von 63 Jahren. Primärer Endpunkt der Wirksamkeit war das Auftreten von größeren ischämischen Komplikationen (ischämischer Insult, Herzinfarkt oder Tod aus ischämisch-vaskulärer Ursache). Primärer Sicherheitsendpunkt war die Häufigkeit starker Blutungen: intrakranial, intraokular mit Einbußen an Sehschärfe, transfusionspflichtig (zwei oder mehr Konserven), stationär behandlungspflichtig oder tödlich.
Verglichen wurden jeweils die Effekte einer dualen Plättchenhemmung mit ASS und Clopidogrel mit denen der alleinigen Gabe von ASS. Die jeweilige Therapie begann bereits innerhalb von 24 Stunden nach dem Ereignis, die Nachbeobachtung dauerte 90 Tage.
Während dieser 90 Tage erlitten 6,5 Prozent der Patienten in der Gruppe mit dualer Therapie und 9,1 Prozent jener mit alleiniger ASS-Einnahme eine ischämische Komplikation; die gleichen Anteile ergaben sich für neue Schlaganfälle, ischämisch oder hämorrhagisch. Die Risikoreduktion unter dualer Plättchenhemmung betrug signifikante 30 Prozent unter Abgleich von Einflussgrößen – darunter auch eine lipidsenkende und antihypertensive Therapie.
Hauptnutzen in den ersten 3 Wochen
0,6 Prozent der Patienten mit dualer Plättcheninhibition und 0,4 Prozent der Patienten unter alleiniger Gabe von ASS erlitten stärkere Blutungen. Die Differenz war statistisch nicht signifikant. Kleinere Blutungen traten unter der dualen Therapie allerdings signifikant häufiger auf.
Mit Blick auf den zeitlichen Verlauf stellten die Forscher um Pan und Johnston fest, dass die Risikoreduktion unter dualer Plättchenhemmung auf die ersten drei Behandlungswochen beschränkt war, mit einem Schwerpunkt innerhalb der ersten zehn Tage. Von Tag 22 bis 90 war keine signifikante Senkung des Risikos mehr zu verzeichnen.
Fazit der Studienautoren: „Unsere Analyse hat gezeigt, dass eine früh einsetzende, kurzzeitige Therapie mit Clopidogrel und ASS bei Patienten mit einem Mini-Insult beziehungsweise einer Hochrisiko-TIA das Risiko größerer ischämischer Komplikationen während der ersten 90 Tage senkt.“ Das Risiko für stärkere Blutungen werde dadurch nicht erhöht. Ihren Hauptnutzen erziele die duale Therapie in den ersten drei Wochen.