Röteln
Stammt das Rubellavirus aus dem Tierreich?
Zwei verwandte Viren des Rubellavirus sind bei Tieren nachgewiesen worden. Das wirft die Frage auf, ob der Ursprung des Virus im Tierreich zu finden ist.
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Bisher galt der Mensch als einziger natürlicher Wirt des Rubellavirus.
© Martin Ley / Martin Ley
Greifswald. Zum ersten Mal sind zwei mit dem Rubellavirus verwandte Viren identifiziert und bei Tieren nachgewiesen worden. Es handelt sich um das Ruhugu- und das Rustrela-Virus, berichten deutsche und US-amerikanische Forscher (Nature 2020; online 7. Oktober).
Das Rubellavirus wurde 1814 das erste Mal beschrieben. Bisher galt der Mensch als einziger natürlicher Wirt. Verwandte Viren waren bisher nicht bekannt, der Ursprung des Virus nicht geklärt, heißt es in einer Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts zur Veröffentlichung der Studie, an der Forscher des Instituts beteiligt waren.
Bei den beiden neu entdeckten Viren seien große strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Rubellavirus zu erkennen. Diese würden darauf hinweisen, dass dessen Ursprung im Tierreich zu suchen ist.
Tote Zootiere
Die neuen Viren wurden von zwei Forschergruppen identifiziert, als sie nach der Todesursache einer Reihe von Tieren in Europa und Afrika suchten. Bei drei toten Tieren eines deutschen Zoos wurde das Rustrela-Virus nachgewiesen.
Es handelt sich um einen Esel, ein Baumkänguru und ein Wasserschwein. Bei Gelbhalsmäusen wurde das Virus außerdem festgestellt. Da diese nicht erkrankt waren, wird angenommen, dass die Mäuse als Reservoir dienen.
Das Ruhugu-Virus schließlich wurde von amerikanischen Wissenschaftlern bei Fledermäusen in Uganda entdeckt. Zukünftige zoonotische Transmissionen von Viren aus der Rubella-Familie seien nicht auszuschließen und müssen weiter erforscht werden, betonen die Forscher.
Das Rubellavirus ist bekanntermaßen der Erreger der weltweit verbreiteten Infektionskrankheit Röteln, gegen die in vielen Ländern geimpft wird. Problematisch sind Infektionen bei nicht geimpften schwangeren Frauen, da eine Infektion mit dem Rubellavirus den Embryo schädigen und zu Totgeburten führen kann. Am stärksten betroffen sind Afrika und Südostasien, da dort die Impfrate im weltweiten Vergleich am niedrigsten sei, heißt es in der Mitteilung des Instituts. (mmr)