Antidiabetische Therapie

SGLT2-Hemmer: Klasseneffekt bei Herzinsuffizienz?

Die antidiabetische Therapie mit SGLT2-Hemmern war in einer "Real World"-Studie mit einem deutlich niedrigeren Risiko für Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz assoziiert.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:

WASHINGTON. Der SGLT2-Hemmer Empagliflozin reduziert nach Daten der EMPA-REG-OUTCOME-Studie bei Typ-2-Diabetikern mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko die kardiovaskuläre Mortalität sowie die Zahl der Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz. Noch ist unklar, ob die Ergebnisse auch auf andere SGLT2-Hemmer sowie auf ein breiteres Spektrum von Patienten übertragbar sind.

Verbreitung der Gliflozine

Canagliflozin war in der Studie in den USA der am häufigsten verordnete SGLT2-Hemmer mit einem Anteil von 76 Prozent. In Deutschland ist die Substanz nicht mehr auf dem Markt.

Dapagliflozin war mit 92 Prozent Anteil der am häufigsten verordnete SGLT2-Hemmer in den europäischen Ländern der Studie (Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Deutschland).

Empagliflozin hatte in der Studie in Europa und den USA nur einen Anteil von 5,5 Prozent an den SGLT2-Hemmer-Verordnungen. Es ist jedoch der einzige Wirkstoff der Gruppe, für den eine herzschützende Wirkung belegt ist.

Forscher um Dr. Mikhail Kosiborod sind der Frage in einer "Real World"-Analyse nachgegangen. Die Ergebnisse ihrer CVD-REAL-Studie sind jetzt beim ACC-Kongress in Washington DC vorgestellt worden. Analysiert wurden dabei Patientendaten etwa aus landesweiten Registern oder anderen Quellen in sechs Ländern (USA, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Deutschland). Deutschland steuerte dabei Daten der DPV-Initiative (Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation) bei.

Zwei Gruppen wurden gebildet: Unter knapp 1,3 Millionen Patienten mit Typ-2-Diabetes wurden zunächst 154.523 neu auf SGLT2-Hemmer eingestellte Patienten identifiziert. Ihnen wurden 154.523 mit anderen Antidiabetika behandelte Patienten gegenüber gestellt. Diese waren bezüglich wichtiger Merkmale wie Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und Basistherapien den Patienten mit SGLT2-Hemmer-Therapie angepasst ("Matching").

Im untersuchten Zeitraum waren 951 Hospitalisierungen infolge Herzinsuffizienz angefallen. Die Analyse ergab, dass eine Behandlung mit SGLT2-Hemmern im Vergleich zu anderen Blutzuckersenkern mit einem signifikant um 39 Prozent niedrigeren Risiko für ein solches Ereignis assoziiert war (Hazard Ratio 0,61). Im Hinblick auf die Mortalität – bei 215.622 diesbezüglich auswertbaren Patienten wurden 1334 Todesfälle registriert – resultierte in der SGLT2-Hemmer-Gruppe ein relativ um 51 Prozent niedrigeres Risiko (HR 0,49).

Die Ergebnisse suggerieren einen kardiovaskulären Nutzen von SGLT2-Hemmern. Sie waren in allen Ländern mehr oder weniger konsistent, obwohl es große regionale Unterschiede bei der Nutzung spezifischer SGLT2-Hemmer gab. So war in den USA Canagliflozin der am häufigste verordnete SGLT2-Hemmer (zu 76 Prozent), in den europäischen Ländern dominierte Dapagliflozin (92 Prozent). Der Anteil von Empagliflozin lag nur bei 5,5 Prozent. Dies könnte für einen Klasseneffekt bezüglich der kardiovaskulären Risikoreduktion sprechen.

Die Forscher sind sich allerdings auch der methodischen Limitierungen ihrer retrospektiv vorgenommenen Analyse bewusst, die randomisierte Studien sicher nicht ersetzen kann. Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse ist also geboten.

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