Jahresbericht der Deutschen Schlaganfall-Hilfe
Schlaganfallnachsorge hat sich in der Pandemie verschlechtert
Die Kontaktbeschränkungen haben in der Pandemie zu Engpässen bei der therapeutischen Nachsorge geführt. Selbsthilfegruppen haben viele Mitglieder verloren.
Veröffentlicht:
Die Nachsorge ist bei einigen Patienten in der Pandemie zu kurz gekommen. (Symbolbild).
© karelnoppe / stock.adobe.com
Gütersloh. Die Corona-Pandemie hat auch Folgen für die Nachsorge von Schlaganfallpatienten gehabt. Das geht aus dem Jahresbericht der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hervor. So haben viele Betroffene der Stiftung berichtet, dass es zeitweise zu deutlichen Einschränkungen bei der therapeutischen Versorgung gekommen sei.
Sehr negativ haben sich die zeitweisen Kontaktbeschränkungen auf die Arbeit der Selbsthilfegruppen ausgewirkt. Zu Beginn der Pandemie haben sich laut Stiftung etwa 12.000 Patientinnen und Patienten in den 350 Selbsthilfegruppen im Netzwerk der Deutschen Schlaganfall-Hilfe engagiert. Eine Umfrage der Stiftung hat ergeben, dass in der Pandemie der Kontakt zu einem Drittel der Mitglieder verloren gegangen ist. Vor allem kleinere Gruppen in ländlichen Regionen seien in ihrer Existenz bedroht.
In der Pandemie habe sich zudem die Lage junger Patienten verschärft, die durch den Schlaganfall in ihrer Mobilität eingeschränkt seien. Um dieser zunehmenden Isolierung entgegenzuwirken, habe die Schlaganfall-Hilfe neue Online-Formate eingeführt, die unerwartet gut angenommen worden seien, heißt es. Für Menschen, die mit dem Internet nicht so vertraut sind, seien spezielle technische Einführungen angeboten worden.
Ehrenamtliche Helfer ausgebildet
Bis Ende vergangenen Jahres hat die Schlaganfall-Hilfe gemeinsam mit regionalen Partnern in acht Bundesländern 572 ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer ausgebildet. Diese unterstützen Betroffene im Alltag, vermitteln ihnen regionale Hilfsangebote und entlasten Angehörige. Wegen der Corona-Pandemie waren die Einsätze der Helfer allerdings stark eingeschränkt. Das Programm soll aber trotzdem in diesem Jahr ausgebaut werden. Dafür sucht die Schlaganfall-Hilfe weiter Partnerorganisationen in allen Regionen.
Die ehrenamtlichen Helfer erhalten eine Grundlagenschulung in vier bis fünf Wochenendmodulen. Interessenten können diese seit vergangenem Jahr auch online absolvieren.
Aufwind für den Rehasport
Mehr Betroffene in Rehasport-Gruppen zu bringen ist ein weiteres Ziel der Stiftung. Häufig gebe es keine Angebote oder diese seien zu weit entfernt oder bereits voll, heißt es oft von Schlaganfall-Patienten, die sich einer Rehasport-Gruppe anschließen wollen. Deshalb hat die Stiftung im vergangenen Jahr das Modellprojekt „SPORTnachSCHLAG“ ins Leben gerufen. Das Projekt habe sich zu einem großen Erfolg entwickelt. Bis Ende 2021 seien 59 Vereine in NRW für die Teilnahme gewonnen worden. Sie werden in diesem Jahr unterstützt, um Übungsleiterinnen und -leiter auszubilden und neue Gruppen zu gründen.
Sehr zufrieden ist die Deutsche Schlaganfall-Hilfe mit der Akutversorgung. Insgesamt seien bis Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit der Deutschen Schlaganfall Gesellschaft 338 Stroke Units zertifiziert worden. Die Zahl der telemedizinisch vernetzten Stationen sei von 18 auf 23 gestiegen. So sei nun auch in ländlichen Regionen eine nahezu flächendeckend gute Akutversorgung gewährleistet, heißt es. Anders als in Frankreich oder Italien habe die Qualität der Akutversorgung in der Pandemie nicht gelitten. (chb)