Kardiologie
Statine lassen Muskelzellen schneller absterben
Der Ursache von Muskelschmerzen unter einer Statintherapie sind Forscher aus Saarbrücken auf der Spur.
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Eine Statintherapie geht für viele Patienten mit Schmerzen oder Muskelschwäche einher.
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Saarbrücken. Patienten, die Statine einnehmen, klagen ja relativ häufig über Muskelbeschwerden. Warum diese auftreten, haben Pharmazeuten der Universität des Saarlandes nun herausgefunden: Statine führen ihren Ergebnissen zufolge dazu, dass der Körper vermehrt das Protein „Gilz“ (Glucocorticoid-induzierter Leuzin Zipper) produziert, das die Muskelzellen beeinträchtigt: Myozyten sterben eher ab, zudem wird die Bildung neuer Muskelfasern gehemmt (Faseb Journal 2020: online 6. Februar).
„Eigentlich ist die Hauptfunktion von Gilz im Körper, Entzündungsprozesse zu unterdrücken“, wird Studienautorin Professor Alexandra Kiemer in einer Mitteilung der Universität des Saarlandes zitiert.
Statine schützten vor Herzinfarkten einerseits, indem sie den Cholesterinspiegel senken, andererseits aber auch, indem sie Gefäßentzündungen verringern, erinnert die Pharmazeutin. „Daher vermuteten wir einen Zusammenhang zwischen Statinen und Gilz“.
Gilz wird vermehrt gebildet
Auf diesen Anfangsverdacht hin durchsuchten die Forscher zunächst weltweit verfügbare Forschungsdatenbanken und werteten diese daraufhin aus, ob Statine Gilz beeinflussen. Nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, bestätigte das Team die Vermutung in Versuchsreihen an Zellkulturen und an Zebrafisch-Embryonen.
„Statine bewirken, dass das Protein Gilz in den Zellen vermehrt gebildet wird. Die vermehrte Gilz-Produktion führt dazu, dass die Muskelzellen eher absterben. Zusätzlich wird die Bildung neuer Muskelfasern gehemmt“, erklärt Kiemer. Schalteten die Wissenschaftler das Gilz-Protein in Zellkulturen genetisch aus, gab es die Schäden unter Statin-Therapie praktisch nicht.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gilz ein wichtiger Faktor bei den molekularen Mechanismen ist, die zu den durch Statine induzierten Muskelschädigungen führen“, resümieren die Forscher. (eb)